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Kommentar zum Austritt des BdB aus dem ZVG

Der ehrlichere Weg

Der Austritt des BdB aus dem ZVG erinnert an die Trennung eines ewig verheirateten Paars, das schon seit vielen Jahren nicht mehr die gleiche Linie findet. Nach außen wahrt man noch die Form der Einheit, in Wirklichkeit aber lebt jeder sein Leben, lässt dem anderen wohl oder übel seine Freiheit.
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Bei einem der beiden Partner, dem BdB, ist der Wille, die äußere Einheit zu wahren, zuletzt immer schwächer geworden und in der Zeit des getrennten Lebens gleichzeitig das Selbstbewusstsein gewachsen, ganz gut oder sogar besser auch ohne den Partner zurecht zu kommen. Und in der öffentlichen Wirkung, auch innerhalb des Berufsstands, wirkten ZVG und BdB längst als jeweils eigene Verbände. Insofern ist jetzt mancher, der die formalen Verhältnisse nicht genau kennt, eher davon überrascht, dass die beiden noch so eng zusammengehört haben sollen, als von der Nachricht der Trennung.

Für das Verhältnis der beiden Verbände passt auch das Bild von Eltern und Kindern. Denn formal sind ZVG und BdB ja nicht einfach zwei gleiche Partner. Das Verhältnis ähnelt vielmehr einem, in dem der ZVG den Part der Eltern hat und der BdB eines von mehreren Kindern ist. Das kann man auch zu atmosphärischen Erklärungen verwenden, weil Eltern naturgemäß ihr dominantes Auftreten und Rollenverständnis mit ihrer größeren Erfahrung und ihrer Fürsorge begründen, was bei älter werdenden Kindern je nach dem Stil der Liebesbekundungen dann als Bevormundung und ewiges Nichternstnehmen verstanden wird. Was für Eltern dann wiederum nichts anderes als Undankbarkeit ist.

Welches Beziehungsbild man auch nimmt: In jedem Fall wünscht man sich, dass Partner zusammenbleiben, sich immer wieder zusammenraufen, sich gegenseitig unterstützen und so mehr erreichen als jeder für sich allein. Aber wir kennen eben auch die Fälle, in der die Vorteile der Gemeinschaft durch die Nachteile ständiger Querelen und des letztendlich zu schwachen Willens, das Gemeinsame zu fördern, mindestens aufwiegen. Es ist immer traurig, wenn zwei Partner auseinandergehen – aber manchmal bei aller Härte der ehrlichere Weg, weil er formal nur noch nachvollzieht, was inhaltlich und in den persönlichen Beziehungen längst Realität geworden ist. Man kann hier auch das Eltern-Kind-Bild nehmen, weil eine Trennung da einen hoffnungsvolleren Touch hat: Kinder, die manchmal auch ruppig das Zuhause verlassen, finden später auf einer neuen, gleichberechtigten und oft sehr guten Basis zu ihren Eltern.

Nicht verwunderlich wäre , wenn das eine oder andere der Verbandsgeschwister innerhalb des ZVGs dem BdB ein innerliches „dann geht doch!“ hinterherwirft – denn bei der letzten nur angedrohten Austrittsrunde vor einigen Jahren hatten die Baumschuler doch manches heraushandeln können, was unter Geschwistern nicht nur als gerecht verstanden werden muss, auch wenn es die ZVG-Eltern selbstlos für die Wahrung des Familienfriedens zugestanden haben.

Für den Partner, der verlassen wird, ist ein Beziehungsbruch immer schwieriger als für den, der sich in eine neue Zukunft aufmacht. Schließlich sieht man den Fortgang des anderen als einen Vorwurf, der einen selbst immens in Frage stellt. Für den ZVG ist die Kündigung des BdB hart, weil sie die zweite nach dem Fortgang der Landschaftsgärtner ist. Der Abschied jetzt ist dabei eher noch schwerer zu verdauen, denn mit ihrer klaren Produktions- und Pflanzenorientierung haben die Baumschuler besonders viel Seelenverwandtschaft mit ihren Verbandseltern.

Entscheidend für die Zukunft des ZVG wird sein, ob und wie er die Trennung – die Trennungen! - verarbeitet. Dabei gilt es, zwei Dinge gleichzeitig zu sehen, die sich nur vordergründig widersprechen. Zunächst und als Basis jeder Diskussion: Der Einsatz und das Engagement der ehren- wie hauptamtlichen Mitarbeiter im ZVG ist exzellent und groß. Wer wegen des BdB-Austritts pauschales Verbandsbashing betreibt, hat nicht verstanden, wie immens wichtig die Arbeit des Berufsverbands für den Gartenbau ist.

Gleichzeitig ist dringend geboten, Rolle, Selbstverständnis und Ausrichtung der ZVG-Arbeit grundsätzlich zu überdenken und neu zu definieren. Allen, die sich dabei mit dem Hinweis auf seit jeher bewährte Wege gegen Veränderungen stellen, sei der weise Satz ins Stammbuch geschrieben: Wenn wir tun, was unsere Väter taten, tun wir nicht, was unsere Väter taten.

Zuversichtlich und grundsätzlich über den Weg des ZVG nachzudenken, das ist nicht nur im Interesse der Branche, das haben auch die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort verdient. Deren weitere Motivation hängt schließlich auch davon ab, dass ihr Einsatz von der Branche, für die sie arbeiten, anerkannt und gewürdigt wird. Insofern lohnt es sich für den ZVG auch unbedingt, die zu Hause gebliebenen Kinder jetzt besonders und noch mehr als bisher zu stärken und zu unterstützen, den Fortgelaufenen darf man eine ungleiche Behandlung durchaus zumuten.

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