Auf dem Smartphone und im Herzen
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Bereits zu Beginn thematisierte Lucas Vos (Chief Executive Officer Royal FloraHolland) die stagnierenden Exporte nach Deutschland. Er ist sich sicher „Der deutsche Markt braucht einen Impuls“ bei dem Innovation und Digitalisierung eine große Rolle spielen. Weiterhin betonte er, dass für den Marktplatz von morgen andere Spielregeln gelten. Erfreulich für den Verband: Royal FloraHolland ist ab sofort Fördermitglied vom BGI und investiert somit in die Marktförderung.
Im nächsten Vortrag sprach Peter Pohl (Vorstandssprecher Sagaflor) über die Erwartungen der Kunden im Gartencenter. Im Fokus standen dabei die Vorteile der stationären Händler, die Notwendigkeit der Online-Auftritte und die Bedeutung von Glücklichmachern. Darunter versteht Pohl exklusive Angebote wie Web-Seminare, Frauenabende oder Kräuter-Test-Aktionen, die in Märkten angeboten werden, um den Kunden zu binden. Mit dem Satz „Wenn Sie nicht auf dem Smartphone sind, sind Sie auch nicht im Herzen Ihrer Kunden“ brachte er die Bedeutung der digitalen Vernetzung auf den Punkt.
Zufriedene Kunden reichen nicht
Warum zufriedene Kunden nicht ausreichen, sondern zu richtigen Fans werden sollen, erklärte Anita Saathoff (Mitglied der Geschäftsleitung, Personalleitung forum!). Ihr geht es darum, eine höhere Beziehungsqualität zwischen Kunde und Firma zu erzielen. Dabei steht nicht immer nur die Leistung, sondern primär die Emotionalisierung und Identifikation im Mittelpunkt, denn: Fans kaufen mehr, Fans verzeihen und Fans sind Botschafter.
Daraufhin wurde in mehreren, lockeren Gesprächsrunden das Thema „Konsequente Kundenorientierung“ gemeinsam erörtert. Dabei waren sich die Teilnehmer einig: Der Endkunde und somit der Mensch steht im Mittelpunkt, die Kommunikation über die Wertschöpfungskette ist wichtig, genau wie Transparenz, Storytelling und digitale Vernetzung. Es geht darum, die junge Generation anzusprechen, eine Feedback-Kultur aufzubauen, die Kunden-DNA zu erforschen, mehr Identifikation zu schaffen, Kampagnen ins Leben zu rufen, Social Media zu nutzen sowie branchenübergreifende Kooperationen zu betreiben.
Anschließend beleuchtete Gerhard van der Bijl (Chief Digital Officer Royal Flora Holland)den steigenden Direktvertrieb, das Mengenwachstum der kleinen Transaktionen und stellte die massive Branchenumwandlung erneut heraus.
Im darauffolgenden Vortrag stellte Joris van der Els von Bloomen sein Erfolgskonzept vor: Er bezieht die Blumen direkt von den Gärtnereien, lässt regelmäßig neue Sträuße kreieren und verkauft diese ausschließlich online in drei verschiedenen Größen. Dabei werden die Kunden immer wieder aufs Neue überrascht, weil sie vorher nicht wissen, was genau sie ins Haus geliefert bekommen. Dieses Konzept stieß logischerweise nicht bei allen Teilnehmern auf große Begeisterung, aber zeigte, wie man mit einer innovativen Idee zum Erfolg kommen kann.
Im Anschluss folgten Gesprächsrunden mit dem Inhalt „Digitale Veränderung und ihre Chancen“. Die Teilnehmer arbeiteten dabei folgende Handlungsschwerpunkte heraus: guter Informationsfluss, digitale Präsentation, Inspiration geben und Kunden verführen, Datenauswertung, Transparenz mit Struktur, Wertschöpfungskette leben, Inspiration über alle Kanäle, digitales Marketing, Verbesserung in der Logistik, verbandsübergreifendes, digitales Netzwerk erstellen, Geschäftsmodele werden wichtiger und wieder: Social Media nutzen.
Innovative Geschäftsmodelle
Gegen Nachmittag folgten die lang ersehnten Praxisbeispiele: Wanda Keller stellte „Veg and the City vor“. Ein junges Unternehmen, spezialisiert auf den urbanen Gärtner, das in der Schweiz mit Onlineshop und Geschäften in Zürich und Winterthur aktuell ziemlich erfolgreich ist und ins Ausland expandieren will. Sebastian Heinje (Baumschule Heinje) erklärte, wie Storytelling in der Praxis umzusetzen ist und stellte heraus, dass es nicht primär um das Produkt, sondern um die Geschichte dahinter geht. Dabei ist der Name wichtig. Interessant waren vor allem die Pflanzbeispiele aus der Baumschule. Als drittes innovatives Geschäftsmodell Stelle Felicitas Lehner (Lehner Wolle) vor, was sie unter Kundenorientierung versteht. Ursprünglich eine Teppichweberei konzentriert sich das Unternehmen mittlerweile auch auf Dekogarne und Filze sowie Produkte für den Gartenbau. Durch Facebook, Youtube, Pinterest und TV versucht sie, Pflanzen wieder zum Lifestyle werden zu lassen.
Nach den drei praxisbezogenen Modellen folgte eine theoretische Abhandlung von Winald Kasch, der versuchte, die Herausforderungen in Bezug auf die aktuellen Veränderungen zu erklären. Er ist der Überzeugung, dass beim Zusammentreffen von hierarchischen Organisationen und dem dynamischer Markt Überlastungssymptome sichtbar werden. Diese Überraschungen auf den Märkten lassen sich nur durch eigene Überraschungen erfolgreich begegnen.
Zum Schluss der Veranstaltung fasste der Moderator Franz-Josef Isensee die Erkenntnisse des Verbandstags zusammen und sieht die Herausforderungen als Aufgabe der Branche:
- Anders, neu denken – Perspektivwechsel
- Wertschöpfungskette leben – Information, Produkt, Emotion – bis zum Verbraucher denken
- Präsenz in alles Kanälen
- Klares Profil, Eindeutigkeit, Markenbildung – Positionierung
- Digitalisierung gewinnt neue Kunden
- Verbandsübergreifende Netzwerke und Plattformen entwickeln
- Grenzen im Kopf überwinden
Zwar stand beim BGI-Verbandstag die Digitalisierung im Fokus, jedoch kam der konkrete Umgang mit ihr etwas zu kurz. Ausnahme waren die Praxisbeispiele von Bloomon, Veg and the City, Storytelling von Heinje Baumschulen und Kundenorientierung a la Lehner Wolle.
Oftmals wurden in den 20minütigen Vorträgen die Lösungsansätze nur angerissen und so stand die Bedeutung der Veränderung mehr im Fokus als das Handeln in Zukunft. Dabei dürfte das Problem den Meisten mittlerweile klar sein.
Der nächste BGI-Verbandstag wird am 14./15. September 2018 in Mannheim stattfinden.
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