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Gegenläufige Trends im Bestattungswesen

Hier anonyme Rasengrabstellen, dort bunt bepflanzte Gräber und persönliche Grabmale – Gegensätze prägen zunehmend das Bestattungs- und Friedhofswesen. Bestatter, Friedhofsverwalter, Steinmetze und Friedhofsgärtner berichten, wie sich seit Jahren die Kundenwünsche auseinanderentwickeln.
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Einerseits buhlen Discountbestatter erfolgreich mit preisgünstigen Einfachbestattungen um Kunden. Kleine, schmucklose Platten ersetzen klassische Grabmale, Trauerhallen sind nicht ausgelastet und Familiengräber werden eingeebnet. Viele Menschen empfinden die Pflege eines Grabes zunehmend als Belastung. Andererseits wollen immer mehr Hinterbliebene den Sarg des Verstorbenen bemalen, seine Lieblingsmusik bei der Trauerfeier abspielen oder eine besonders persönliche Trauerrede hören. Steinmetze berichten über Kunden, die großen Wert auf individuelle Gestaltung des Grabmals legen. Fotos an Grabmalen und in Traueranzeigen sind zunehmend zu beobachten. Gärtnerisch aufwendig gestaltete Grabanlagen, in denen die Pflege bereits enthalten ist, finden großen Zuspruch. „Was wir als Bestattungskultur bezeichnen, bildet stets gesellschaftliche Entwicklungen ab“, erklärt Christoph Keldenich die aktuellen Trends. Der Vorsitzende von Aeternitas, Königswinter, der Verbraucherinitiative Bestattungskultur, beobachtet seit Jahren, wie Traditionen und religiöse und familiäre Bindungen an Bedeutung verlieren. Mobilität und die Vielfalt der Lebensentwürfe nehmen zu. Die Kosten einer Bestattung rücken verstärkt in den Mittelpunkt, Pietät wird seltener mit einem besonders hohen Aufwand gleichgesetzt. Bestattung und Grab dienen immer weniger der Repräsentation des gesellschaftlichen Standes. Gleichzeitig wächst bei vielen das Bedürfnis nach einem persönlichen Abschied, der nicht durch Konventionen vorgegeben wird.

Viele Bestatter verstehen sich dementsprechend zunehmend als Eventmanager und sehen ihre Aufgabe darin, auch unkonventionelle Kundenwünsche zu ermöglichen. Friedhofsgärtner pflegen nicht mehr nur Gräber, sondern gestalten, verwalten und bewerben Gemeinschaftsgrabanlagen. Und während über Jahrzehnte das Sarg- oder Urnengrab auf dem Friedhof die üblichen Alternativen darstellten, steht neben klassischen Gräbern eine immer größere Auswahl an Beisetzungsvarianten zur Verfügung. Voraussetzung ist dabei fast immer die Einäscherung des Verstorbenen. Aeternitas begrüßt die Angebotsvielfalt und die damit zunehmende Wahlfreiheit der Bürger. Allerdings sollten etablierte Bräuche und Rituale nicht unüberlegt über den Haufen geworfen werden. Schließlich können diese in Zeiten der Trauer auch Sicherheit geben.

Feuerbestattungen entsprechen dem Zeitgeist: Sie sind im Gesamtpreis meist günstig und lassen wegen der unkomplizierten Handhabbarkeit von Urne oder Asche zahlreiche verschiedene Möglichkeiten der Beisetzung zu. Auch wenn aktuelle detaillierte Erhebungen fehlen, sind sich Fachleute einig, dass in Deutschland mittlerweile ungefähr 60 Prozent der Verstorbenen eingeäschert werden. Anfang der 1990er Jahre lag dieser Anteil noch bei einem Drittel. In vielen Städten, besonders in Ostdeutschland, beträgt der Anteil der Feuerbestattungen schon über 80 Prozent, während in katholisch-ländlichen Regionen die Erdbestattung noch stärker vertreten ist.
 

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