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    Reiserschnittgärten

    Sortimentsbreite erhalten

    Von den in Deutschland existierenden Reiserschnittgärten hört man allgemein nicht viel. Dabei erfüllen sie mehrere wichtige Funktionen und sind für die gärtnerische Branche überlebenswichtig.

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    Reiserschnittgarten Baden-Württemberg am Standort in Untergriesheim bei Heilbronn.
    Reiserschnittgarten Baden-Württemberg am Standort in Untergriesheim bei Heilbronn.Leistikov
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    Reiserschnittgärten sind phytosanitär streng überwachte Ansammlungen von Obstgehölzen, um daraus sortenreines Vermehrungsmaterial (in der Regel Reiser mit Augen) für die Okulation entsprechender Unterlagen zu gewinnen. Sie sind daher Voraussetzung, um den Markt mit gesunden und sortenechten Obstgehölzen zu versorgen. Außerdem sind sie lebende Genbank.

    Trotz ihrer Bedeutung ist die Zahl der Reiserschnittgärten in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen. Aktuell gibt es in Deutschland nur noch drei Gärten: zwei privat betriebene in Untergriesheim bei Heilbronn und in Bonn-Roleber sowie einen staatlichen Garten in Hannover. Grundsätzlich lässt sich damit der Bedarf decken, zumal einzelne Massensorten für den Erwerbsanbau in speziellen Mutanten aus Reiserschnittgärten in den Niederlanden bezogen werden können. Das Problem liegt aber nicht in einer zu geringen Kapazität. Der Rückgang der Reiserschnittgärten ist bereits Ende der 90er-Jahre befördert worden, als der Gesetzgeber die frühere Obstvirusverordnung durch die Anbaumaterialverordnung AGOZ – eine in deutsches Recht umgesetzte EU-Regelung – ablöste. In den meisten Bundesländern wurden daraufhin die Reiserschnittgärten geschlossen.

    Die noch verbliebenen Gärten sahen sich mit dem Trend zum Eigenschnitt von Reisern in der Baumschule und geringerem Bedarf konfrontiert. Ein zwar kostengünstiges, aber hochrisikobehaftetes Unterfangen. Die Garantie auf sortenechtes und virusfreies Material ist hier nicht immer gegeben. Leider hat sich die „Billigmanier“ durchsetzen können, die dann mit Obstgehölzen dubioser Herkunft, zu Discountpreisen und mit fragwürdiger Sortenechtheit den Markt verunsichern.

    Noch aber gibt es qualitätsorientierte Obstbaumschulen. Sie nutzen das Angebot der Reiserschnittgärten und beziehen sortenechte, virusfreie, sortierte, entblätterte und aufbereitete Edelreiser. Letzten Endes ist das preiswerter als der eigene Nachschnitt.

    Stärkere Zusammenarbeit

    Um dieses Angebot weiter zu stärken, haben sich die beiden Reiserschnittgärten im Rheinland (Obstmuttergarten Rheinland ORG GmbH mit Geschäftsführer Thomas Vogt) und in Baden-Württemberg (Reiserschnittgarten Baden-Württemberg GmbH & CO. KG mit Geschäftsführer Dirk Leistikow) zu einer noch engeren Zusammenarbeit entschlossen.

    Im Rheinland umfasst der Garten am Standort Bonn-Roleber derzeit 12,6 Hektar mit über 500 Sorten. Das Sortiment integriert Kern- und Steinobst in modernen und regionaltypischen alten Sorten sowie Ziersorten von Malus. Darüber hinaus stehen in Roleber Zierpflaumen, Zierkirschen und Johannisbeeren. Die Betreibergesellschaft besteht aus deutschen Baumschulen und berufsständischen Verbänden.

    Der Reiserschnittgarten Baden-Württemberg verfügt am Standort Untergriesheim bei Heilbronn über eine Fläche von 7,5 Hektar, die im Herbst 2014 auf zehn Hektar erweitert wird. Das Sortiment besteht aus Kern- und Steinobst in rund 400 modernen und alten Sorten. Der Garten wird durch Gesellschafter aus dem europäischen Kreis der Obstbaumschulen, aber auch berufsständischen Verbänden und Vereinen betrieben.

    Beide Reiserschnittgärten sind in den Stufenaufbau der AGOZ eingebunden. Bereits das Ausgangsmaterial, mit dem die Reiserbäume veredelt werden, stammt aus virusfreiem, isoliert gehaltenem Vorstufenmaterial. Der staatliche Pflanzenschutzdienst kontrolliert die Bestände jährlich, in bestimmten Abständen auch durch Laboruntersuchungen. Erfahrene Mitarbeiter pflegen die Reiserbäume.

    Mit der intensiveren Zusammenarbeit beider Reiserschnittgärten sollen Risiken minimiert und Nachfragespitzen ausgeglichen werden. Das Geschäft mit Obstreisern ist starken Schwankungen ausgesetzt, auf die immer nur zeitversetzt durch die Veredlung von Reiserbäumen reagiert werden kann. Zudem können einzelne Sorten beispielsweise durch Virusbefall ausfallen oder es können ganze Partien durch Hagel geschädigt werden.

    Mit der Zusammenarbeit bekräftigen beide Organisationen die Bedeutung von Reiserschnittgärten für den Berufsstand. Das Sortiment ist zwar unterschiedlich geprägt, soll aber im Sinne der Zusammenarbeit aufeinander abgestimmt werden. Im Vordergrund stehen dabei regionale und deutschlandweit bedeutende Sorten für den Anbau im lokalen Erwerbsobstbau, Hobbygarten und auf Streuobstwiesen.

    Um die Zusammenarbeit auch formal zu bekräftigen, haben beide Reiserschnittgärten nun beschlossen, gegenseitig Geschäftsanteile der Partnerorganisation zu erwerben. Die Durchführung ist für den Herbst dieses Jahres geplant.

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