48. Deutscher Torf- und Humustag: Ökofalle verhindern
Die niedersächsische Landesregierung hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Torfabbau zu beenden. Das sind düstere Aussichten für die deutsche Torfindustrie, aber auch für den Gartenbau, der auf Torf als Ausgangsstoff für sichere Substrate angewiesen ist, um Gemüse, Zier- und Baumschulpflanzen zu kultivieren. Auf dem 48. Deutschen Torf- und Humustag, den der Industrieverband Garten (IVG) in Bad Zwischenahn veranstaltete, war auch ein Stück weit optimistische Stimmung spürbar, informiert der IVG in dieser Pressemeldung.
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Die Erden- und Substrathersteller wollen weiter für neue Abbaugenehmigungen kämpfen und mit offener Kommunikation überzeugen.
Rational die Welt retten anstatt ideologische Fehlentscheidungen zu treffen
Wie wir versuchen, die Welt zu retten und was wir damit teilweise anstellen, beschrieb der Spiegelredakteur Alexander Neubacher in seinem Gast-Vortrag „Ökofimmel – wer schützt die Umwelt vor den Umweltschützern“, basierend auf seinem 2012 erschienenen populären und viel diskutiertem Buch.
Der Journalist plädiert dafür, die Bemühungen in Sachen Klimaschutz rational und weniger ideologisch-emotional anzupacken. „Weil Umweltschützer per sé gute Absichten verfolgen, sind sie immunisiert gegen Kritik. Was der Umwelt dient, muss nicht hinterfragt werden“, so der Autor.
Ökofallen: Gut gemeint - aber nicht gut für die Umwelt
Zu welchen Fehlentscheidungen das führen kann, machte Neubacher an zahlreichen Beispielen deutlich: So hat das Dosenpfand der Mehrwegflasche fast den Garaus gemacht, der Biosprit zu Monokulturen geführt, steigende Getreidepreise führen zu Regenwaldabholzung und der Ökostrom aus Deutschland verbilligt die Emissionszertifikate und damit die Verschmutzungsrechte in anderen EU-Ländern.
Ernsthafter Dialog mit Landesregierung gefordert
Ein ernsthafter Dialog mit Umweltminister Stefan Wenzel und Landwirtschaftsminister Christian Meyer, beide von den Grünen, ist bisher ausgeblieben, betonten IVG Geschäftsführer Johannes Welsch und Henning Sannemann, Präsident des Wirtschaftsverband Gartenbau.
Ein Ende der Torfgewinnung in Deutschland würde nicht bedeuten, dass weniger Torf abgebaut, sondern mehr Torf aus dem Baltikum importiert wird - mit weitreichenden Folgen für die Umwelt: mehr CO2-Emissionen durch den Transport, weniger Renaturierung von toten Mooren in Deutschland und weitere Zerstörung von intakten Hochmooren.
Zertifizierungssystem „Responsible Produced Peat“
Die Fachabteilung Substrate, Erden, Ausgangsstoffe (SEA) des Industrieverband Garten will nun mit einem Siegel „Responsible Produced Peat (RPP)“, die hohen ökologischen Standards, unter denen Torfabbau hierzulande stattfindet, belegen.
Fakt ist, dass die Torfgewinnung in Deutschland seit Jahrzehnten auf entwässerten zuvor landwirtschaftlich genutzten Flächen stattfindet, die hinterher renaturiert werden – und nicht auf intakten Mooren.
Stefaan Vandaele, Geschäftsführer des Belgischen Substratherstellers Peltra-com und Mit-Entwickler des niederländischen Zertifizierungssystems RPP, erläuterte auf der Veranstaltung die Wichtigkeit dieses letztlich vor allem von der Politik geforderten Siegels.
Basierend auf einer Studie der Universität Wageningen – eine der weltweit wichtigsten wissenschaftlichen Institutionen im Bereich Life Sciences – welche die Unverzichtbarkeit des Rohstoffs Torf für den Gartenbau belegt hat, ist das Ziel der niederländischen Regierung die Torfgewinnung zu optimieren, um negative Auswirkungen auf die Biodiversität und das Klima zu verhindern.
Auch wenn es sich dabei um eine niederländische Initiative handelt, war das Projekt von Beginn an zur Schaffung eines internationalen Zertifizierungssystems für den Markt torfbasierter Kultursubstrate angelegt.
Die Ambition der deutschen Substrathersteller, sich daran zu beteiligen, ist ein Weg in die richtige Richtung, um das Vertrauen von Öffentlichkeit, Handel und Politik für sich zu gewinnen und überzeugend darzustellen, wie verantwortungsvoll die Branche mit dem unentbehrlichen Rohstoff umgeht.
Politische Signale für Torfersatzstoffe
Auch an der Weiterentwicklung adäquater Torfersatzstoffe engagiert sich die Industrie seit vielen Jahren. Aber auch diesbezüglich fordert der IVG politische Signale: Ausgangsstoffe wie Grüngutkompost und Holzfasern können aufgrund des durch das Erneuerbare Energien Gesetz geförderten Einsatzes in Biogasanlagen oder der thermischen Verwertung nicht mehr zu marktkonformen Preisen erworben werden, so dass der Einsatz alternativer Stoffe rückläufig ist und sich in den vergangenen Jahren bereits Versorgungsengpässe ergeben haben.
Neueste Erkenntnisse zum Torfersatzstoff „Kokosmark“ lieferte der Niederländer Fer Weerheijm, von Dutch Platin, dem weltweit größten Erzeuger dieses Zusatzstoffs für Erden und Substrate. Dieser Rohstoff ist gut gepuffert und gewaschen ein sinnvolles Torfsubstitut, steht aber aufgrund der Arbeitsbedingungen in den produzierenden Ländern und seines weiten Transportweges in der Kritik.
Quelle: IVG
DEGA online 31. Oktober 2013
Rational die Welt retten anstatt ideologische Fehlentscheidungen zu treffen
Wie wir versuchen, die Welt zu retten und was wir damit teilweise anstellen, beschrieb der Spiegelredakteur Alexander Neubacher in seinem Gast-Vortrag „Ökofimmel – wer schützt die Umwelt vor den Umweltschützern“, basierend auf seinem 2012 erschienenen populären und viel diskutiertem Buch.
Der Journalist plädiert dafür, die Bemühungen in Sachen Klimaschutz rational und weniger ideologisch-emotional anzupacken. „Weil Umweltschützer per sé gute Absichten verfolgen, sind sie immunisiert gegen Kritik. Was der Umwelt dient, muss nicht hinterfragt werden“, so der Autor.
Ökofallen: Gut gemeint - aber nicht gut für die Umwelt
Zu welchen Fehlentscheidungen das führen kann, machte Neubacher an zahlreichen Beispielen deutlich: So hat das Dosenpfand der Mehrwegflasche fast den Garaus gemacht, der Biosprit zu Monokulturen geführt, steigende Getreidepreise führen zu Regenwaldabholzung und der Ökostrom aus Deutschland verbilligt die Emissionszertifikate und damit die Verschmutzungsrechte in anderen EU-Ländern.
Ernsthafter Dialog mit Landesregierung gefordert
Ein ernsthafter Dialog mit Umweltminister Stefan Wenzel und Landwirtschaftsminister Christian Meyer, beide von den Grünen, ist bisher ausgeblieben, betonten IVG Geschäftsführer Johannes Welsch und Henning Sannemann, Präsident des Wirtschaftsverband Gartenbau.
Ein Ende der Torfgewinnung in Deutschland würde nicht bedeuten, dass weniger Torf abgebaut, sondern mehr Torf aus dem Baltikum importiert wird - mit weitreichenden Folgen für die Umwelt: mehr CO2-Emissionen durch den Transport, weniger Renaturierung von toten Mooren in Deutschland und weitere Zerstörung von intakten Hochmooren.
Zertifizierungssystem „Responsible Produced Peat“
Die Fachabteilung Substrate, Erden, Ausgangsstoffe (SEA) des Industrieverband Garten will nun mit einem Siegel „Responsible Produced Peat (RPP)“, die hohen ökologischen Standards, unter denen Torfabbau hierzulande stattfindet, belegen.
Fakt ist, dass die Torfgewinnung in Deutschland seit Jahrzehnten auf entwässerten zuvor landwirtschaftlich genutzten Flächen stattfindet, die hinterher renaturiert werden – und nicht auf intakten Mooren.
Stefaan Vandaele, Geschäftsführer des Belgischen Substratherstellers Peltra-com und Mit-Entwickler des niederländischen Zertifizierungssystems RPP, erläuterte auf der Veranstaltung die Wichtigkeit dieses letztlich vor allem von der Politik geforderten Siegels.
Basierend auf einer Studie der Universität Wageningen – eine der weltweit wichtigsten wissenschaftlichen Institutionen im Bereich Life Sciences – welche die Unverzichtbarkeit des Rohstoffs Torf für den Gartenbau belegt hat, ist das Ziel der niederländischen Regierung die Torfgewinnung zu optimieren, um negative Auswirkungen auf die Biodiversität und das Klima zu verhindern.
Auch wenn es sich dabei um eine niederländische Initiative handelt, war das Projekt von Beginn an zur Schaffung eines internationalen Zertifizierungssystems für den Markt torfbasierter Kultursubstrate angelegt.
Die Ambition der deutschen Substrathersteller, sich daran zu beteiligen, ist ein Weg in die richtige Richtung, um das Vertrauen von Öffentlichkeit, Handel und Politik für sich zu gewinnen und überzeugend darzustellen, wie verantwortungsvoll die Branche mit dem unentbehrlichen Rohstoff umgeht.
Politische Signale für Torfersatzstoffe
Auch an der Weiterentwicklung adäquater Torfersatzstoffe engagiert sich die Industrie seit vielen Jahren. Aber auch diesbezüglich fordert der IVG politische Signale: Ausgangsstoffe wie Grüngutkompost und Holzfasern können aufgrund des durch das Erneuerbare Energien Gesetz geförderten Einsatzes in Biogasanlagen oder der thermischen Verwertung nicht mehr zu marktkonformen Preisen erworben werden, so dass der Einsatz alternativer Stoffe rückläufig ist und sich in den vergangenen Jahren bereits Versorgungsengpässe ergeben haben.
Neueste Erkenntnisse zum Torfersatzstoff „Kokosmark“ lieferte der Niederländer Fer Weerheijm, von Dutch Platin, dem weltweit größten Erzeuger dieses Zusatzstoffs für Erden und Substrate. Dieser Rohstoff ist gut gepuffert und gewaschen ein sinnvolles Torfsubstitut, steht aber aufgrund der Arbeitsbedingungen in den produzierenden Ländern und seines weiten Transportweges in der Kritik.
Quelle: IVG
DEGA online 31. Oktober 2013
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