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Zierpflanzenbautag Südwest: Energie freisetzen

„Energien freisetzen” hieß das Motto des Zierpflanzenbautags Südwest am 12. September 2007 in Neustadt/Weinstraße. Diesmal ging es aber nicht nur um Energie in Bezug aufs Heizen.
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Silvia May: Auch ein Chef braucht Urlaub
Silvia May: Auch ein Chef braucht UrlaubClaudia von Freyberg
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Die Veranstaltung, die neben vielen  Gärtnern auch Berater und Vertreter der neun Veranstalter besuchten, richtete sich auch auf die persönliche Energie im Arbeitsalltag. „Mitarbeiter motivieren statt verheizen”, riet Andreas Zitzmann von der Dendron Akademie Leipzig. Motivation wirke sich positiv aufs Arbeitsklima, auf die Leistung und damit auf den Eindruck des Kunden aus. Wenn er sich in einem Geschäft behaglich fühlt, auch weil die Mitarbeiter ausgeglichen und freundlich sind, verweilt er länger und kauft eventuell mehr.

Ein Punkt, über den die Anwesenden diskutierten, war das Übertragen von Verantwortung – nicht zu verwechseln mit Delegieren. Laut Zitzmann gibt es in vielen Betrieben ein großes Potenzial, den Betriebsleiter zu entlasten, aber wenig Vertrauen in die Mitarbeiter. Die Verantwortungsfreiräume seien abzustecken, damit der Mitarbeiter eine Aufgabe verantworten kann, ohne dass der Chef ihm die Verfahrensweise vorschreibt. „Kontrollieren Sie, aber loben sie auch”, empfahl Zitzmann. In einem war sich das Auditorium einig: Geld allein ist kein Motivator.

Harro Wilhelm, Ehrenpräsident des Landesverbands Gartenbau Saarland, meldete sich zu Wort: „Es ist schwierig, sich vom Patriarchen zum Teamleiter zu entwickeln. Motivation ist ein Prozess, das geht nicht von heute auf morgen. Ich mache übrigens regelmäßig Fotos im Betrieb, von positiven und negativen Dingen, und das besprechen wir dann gemeinsam oder mit den Bereichsleitern“.
Ein Gärtner aus dem Publikum sagte, dass er enttäuscht sei, dass ihn manche Mitarbeiter über ein Missgeschick nicht informieren. Wilhelm riet ihm zu einem Brief- oder Kummerkasten, was die direkte Ansprache vermeide. Anscheinend hätten die Mitarbeiter Scheu, mit dem Chef zu sprechen.

Für jeden ein ­Erfolgserlebnis
Auch Karl Ludwig Haller, Bürstadt, wandte sich an seine Kollegen: „Die Mitarbeiter verbringen den größten Teil des Lebens in unseren Betrieben. Da ist seelisches Wohlbefinden äußerst wichtig. Man muss die Arbeit so verteilen, dass jeder sein Erfolgserlebnis hat“.

Silvia May, Geschäftsführerin des Gartencenters Tropica GmbH in Kriftel/Taunus, bestätigte die Thesen ihrer Vorredner. „Lob vor allen, Kritik unter vier Augen” – dies und mehr gab sie aus ihren Erfahrungen weiter. Man sollte sich als Chef nicht so wichtig nehmen. Und: „Unsere wichtigen Mitarbeiter kennen unsere Zahlen! Das kommt positiv zurück und führt auch zu mehr Verständnis für bestimmte Entscheidungen“. May nannte auch ein Beispiel dafür, wie Verantwortung übertragen werden kann. „Unsere Mitarbeiter kaufen gern ein. Das ist zwar nicht immer unser Geschmack, aber sie verkaufen die Ware besser, weil sie ihnen selbst gefällt.”

May betonte, wie wichtig es sei, sich als Chef eine Auszeit zu nehmen und Kraft zu tanken. „Sechs Wochen Urlaub im Jahr und jede Woche ein freier Tag – das brauchen wir zum Energie tanken. Und da kommen uns die besten Ideen.”

Zum Umgang mit Energie im Zierpflanzenbau gab Prof. Dr. Henning Bredenbeck von der Fachhochschule Erfurt Denkanstöße. Er erinnerte an den Beginn der 70er-Jahre, als der Ölpreis von 9,8 auf 10,1 Pfennig/l gestiegen war und sein Vater den Tod des deutschen Gartenbaus vor Augen hatte. Bredenbeck verwies da­rauf, dass Heizmaterial nur einen geringen Anteil am Betriebsaufwand ausmacht. „Über die größeren Teile diskutiert man aber nicht. Sämtliche Probleme werden den Energiekosten in die Schuhe geschoben.”

Gewächshäuser pflegen!
Der technische Zustand der deutschen Gewächshäuser sei mies, die Pflege werde vernachlässigt. Oft sei das Verhältnis von Wärme abgebender zu produzierender Fläche ungünstig. Neben der Modernisierung seien Klimaregelstrategien eine Möglichkeit, die Situation zu verbessern. „Der niederländische Gartenbau arbeitet auf höherer Intensitätsstufe. Es wird mehr Energie verbraucht, aber mehr produziert und ver­kauft – auch eine Variante.”

Berater Wolfgang Schorn vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen gab den Gärtnern unter anderem folgende Hinweise:
- Temperaturverteilung im Gewächshaus prüfen – Fühler im Bestand platzieren, Kraftquelle und Haus isolieren
- Gewächshäuser pflegen und Scheiben reinigen
- Preissensible Produkte zukaufen, eigene Produktion mit hoher Wertschöpfung
- Preise erhöhen
- Es sind nicht einzelne große, sondern viele kleine Maßnahmen, die nützen.

Prof. Ludger Hendriks von der FH Geisenheim brachte außerdem die Züchtung wärmetoleranter Genotypen ins Gespräch.

Claudia von Freyberg

(c) DEGA online

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