Eine Lanze für die Pflanze
Wenn Sie beliebige Fernsehfilme oder -serien anschauen – ich weiß, Sie tun es nicht, das ist unter Ihrem Niveau, Sie sitzen abends zu Hause, lesen Hegel und schreiben handschriftliche Anmerkungen an den Rand –, aber wenn Sie es täten, dann würden Sie feststellen: In sämtlichen Arbeits-, Wohn- und Schlafzimmern fiktiver Fernsehfiguren stehen Grünpflanzen. Nicht irgendwelche Mickerlinge, sondern richtige Grünpflanzen, mehrtriebige Drachenbäume, mannshohe Birkenfeigen, Palmen, die jederzeit in einem Tarzanfilm mitwirken könnten. Und wo stehen diese Prachtstücke? Immer in der dunkelsten Zimmerecke! Zwischen zwei Fenstern. Neben dem Aktenschrank. Hinter der Tür im fensterlosen Hausflur. Immer da, wo ein Stück langweilige Wand dekorativ verdeckt werden soll, wo aber garantiert keine Pflanze gedeihen kann.
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Ja, da frage ich mich doch, wo bleibt da der Protest engagierter Pflanzenfreunde? Stellen wir uns doch mal vor, in einem Film würde jemand einen lebenden Leguan als Regalschmuck, eine lebende Schildkröte als Briefbeschwerer oder ein lebendes Kind als Vorgartendekoskulptur verwenden! Ich höre förmlich schon den röhrenden Aufschrei sämtlicher Tier- und Kinderschützer, seitenlange Leserbriefe, Internetdiskussionen hin und her und alles, was dazugehört! Unsere allzeit sprungbereiten Political-Correctness-Wächter, die schon morgens mit prophylaktisch schäumendem Mund erwachen, die jeden schiefen Blick in die falsche Richtung, jeden noch so harmlosen verbalen Fehltritt mit Säuberungswellen von jakobinischen Dimensionen ahnden, deren Sätzinnen...
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