Hessen: Alter Friedhof wieder in Nutzung
- Veröffentlicht am
Zwar sind noch einige kleinere Arbeiten nötig, doch faktisch können Gemündens Bürger nach dem Ableben ab sofort einen Platz unter einem Baum finden. „Ich hatte bereits sieben Anfragen seit Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachung“, bestätigt Paul Mertke den Trend. Er ist in der Stadtverwaltung zuständig für das Friedhofswesen. Mertke schätzt, dass mehr als 50 Urnen unter den prächtig gewachsenen Bäumen auf dem alten Friedhof Platz finden, neun unter jedem Baum. „Das ist genug für zwei bis drei Generationen“, sagt Bürgermeister Frank Gleim. In dieser Zeit könnten einige weitere Bäumchen gepflanzt werden, sodass auch darüber hinausgehender Bedarf gedeckt werden könne.
Angestoßen hatte eine Debatte um die Bestattungsformen im Jahr 2010 eine Parlamentsvorlage der Bürgerliste. „Wir haben uns im Friedhofsausschuss ausgiebig mit dem Thema befasst“, sagt Noll, der Kraft Amtes Vorsitzender des Gremiums ist. Zuerst sei überlegt worden, auf dem Hauptfriedhof ein paar Bäumchen zu pflanzen. Es wären allerdings Jahre vergangen, bis diese für Bestattungen hätten genutzt werden können. Auch der Plan, größere Bäume zu pflanzen, wurde schnell verworfen – denn „das hätte leicht 20000 oder 30000 Euro gekostet“. So sei dann der Blick auf den stillgelegten Friedhof gefallen. „Es ist das ideale Gelände“, sagt Noll: Nicht zu riesig, nicht so weit außerhalb wie ein neu ausgewiesenes Stück Stadtwald, zudem noch immer als Friedhof eingetragen. „Es gibt hier ein Soldatengrab“, erklärt Paul Mertke. Und die genießen ewiges Ruherecht. Er hat auch erfahren, dass besonders ältere Gemündener ihre Vorfahren – meist Großeltern – noch auf diesem Friedhof begraben haben und jetzt die Möglichkeit sehen, nach dem Tode wieder bei der Familie zu sein. Damit Trauergästen während des Abschieds nichts geschieht, wurden die Baumkronen bereits ausgedünnt, brüchige Äste entfernt. Dennoch sieht der Bürgermeister einen kleinen Investitionsbedarf: Rund 5000 bis 6000 Euro. Davon muss insbesondere ein Tor bezahlt werden: Nur eine Hecke trennt den Friedhof von der Moischeider Straße, ein Loch klafft dort, wo früher einmal ein Tor war. Zudem müsste an einigen Stellen ein Stückchen Zaun eingezogen werden. Für die Angehörigen der Verstorbenen kostet die Bestattung auf dem neuen, alten Friedhof 690 Euro, einschließlich der Ruhegebühr und der Pflege der Anlage.
Waldecksche Landeszeitung
(c) DEGA online, 22.2.12
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.