Bayerischer Gartenbautag: Gemeinsam das Gewicht der Branche stärken
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Der bayerische Gartenbautag mit der Mitglieder- und Delegiertenversammlung fand in Waldkirchen im Bayerischen Wald statt, wo derzeit die „kleine“ Gartenschau „Natur in der Stadt“ ihre Tore für die Besucher geöffnet hat. Prominenter Redner: der Bayerische Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten Josef Miller.
Gartenbau fehlt im bayerischen Agrarbericht
Verbandspräsident Albert verwies auf die Leistung der Branche in Bayern. Zusammen mit dem GaLaBau erwirtschaftet der Gartenbau rund 2,4 Mrd. Euro. Die Wertschöpfung aus 1,2 Mrd. Euro Importen bezifferte Albert auf weitere 2 Mrd. Euro. Die Rohmilchproduktion in Bayern liege dagegen bei 2,2 Mrd. Euro und die Fleischproduktion noch unter 1 Mrd. Euro.
Durch die Aufsplittung in diverse Fachsparten erscheinen die Zahlen aus dem Gartenbau nicht im Agrarbericht der bayerischen Landesregierung (www.agrarbericht.bayern.de). Vorrangiges Ziel der Verbandsspitze sei deshalb, die Intensivierung der Verbindung zu den Partnerverbänden und die Verbesserung der Wahrnehmung des Gartenbaus in der Gesellschaft. Auch mit dem Fachverband der Floristen sowie den Feldgemüsebauern und den Obstbauern, die im Bayerischen Bauernverband organisiert sind, solle über „gemeinsame Argumente“ das Gewicht der Branche weiter gestärkt werden.
Sozialversicherung wohin?
Jürgen Mertz, Präsident des Hessischen Gärtnereiverbandes und Vizepräsident des Zentralverbandes Gartenbau (ZVG) ging auf einige für den deutschen Gartenbau wichtige Themen ein. Die „Regulierungswut“ der Bundesregierung sei ungebremst. Den Verbänden bliebe kaum Zeit für Stellungnahmen zu Gesetzesänderungen.
Wichtigstes Thema sei im Moment das Sozialversicherungssystem. Nach dem Willen der Bundesregierung solle es künftig nur noch einen Träger für die landwirtschaftliche Sozialversicherung geben. Doch wenn die Gartenbauversicherung zerschlagen werde und auf die (schrumpfende) Versicherung für die Landwirtschaft und die fünfmal teurere Bau-Berufsgenossenschaft verteilt werde, gebe es auf Seiten der Gärtner nur Verlierer. Immerhin habe der Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer den Erhalt der Gartenbau-Berufsgenossenschaft (mit über 600 000 Versicherten) zugesagt. Der ZVG hat als Modell die Rentenversicherung vorgeschlagen, wo ein gemeinsamer Dachverband über eigenständige Verbände gestülpt wurde.
Damit der Deutsche Gartenbau künftig bereits bei der EU-Gesetzgebung mehr Gewicht aufbringen könne, forderte Mertz eine Dependence des ZVG in Brüssel. „Wir müssen vor Ort sein, wo Beschlüsse fallen“, warb er für diese Pläne.
Miller bezeichnete den Gartenbau als dynamischen und bedeutenden Wirtschaftsfaktor und als stabile Säule der Agrarwirtschaft. Die Zahl der Gartenbaubetriebe sei zwar rückläufig, die bewirtschaftete Fläche jedoch von 1994 bis 2005 um rund 45 % gestiegen. Auch die Zahl der Gemüsebaubetriebe sei in den genannten elf Jahren zurückgegangen, die bewirtschaftete Fläche dagegen um 83 % gestiegen. Auch die Zahl der Azubis und der Ausbildungsbetriebe steige.
Miller ging auf den Energiehunger der wachsenden Weltbevölkerung ein. Kooperationen zwischen Bioenergiegewinnung und Unter-Glas-Betrieben zur Abwärmenutzung sei nur ein Beispiel für Zukunftsperspektiven.
In der Frage der Gartenbauforschung gestand Miller Defizite ein. „Wir sind in der Grundlagenforschung nicht gut aufgestellt“, bedauerte er.
Gartenbau in Verwaltung schlecht vertreten
BGV-Präsident Albert bemängelte das krasse Missverhältnis in der Landwirtschaftsverwaltung. Von rund 4 000 Mitarbeitern seien gerade einmal 40 für den Gartenbau zuständig. Die Behörden an den vier Kompetenzzentren seien unterbesetzt. Es gebe im Bereich der Ausbildung eine falsche Politik, was die Schulstandorte betrifft, fatale Folgen einer fehlgeleiteten Hochschulpolitik und Rückgänge in der weiterführenden Ausbildung, was sich nicht zuletzt durch eine sinkende Zahl der Jungmeister darstelle.
Der BGV sei einer der beitragsstärksten Verbände im ZVG, hob Albert zum Abschluss seines Rechenschaftsberichtes hervor. „Der BGV dokumentiert seine Bereitschaft, den ZVG verantwortlich mitzugestalten durch konstruktive Mitarbeit in Präsidium, Vorstand und Fachgremien.“ Und: „Der Erhalt des ZVG ist zwingende Voraussetzung für eine positiver Zukunft des Gartenbaues in Deutschland.“ Auch Albert warb für eine Präsenz des Verbandes in der europäischen Schaltzentrale in Brüssel.
Leute
Jürgen Herrmannsdörfer wurde einstimmig ins Präsidium des BGV gewählt. Wolfgang Kraus aus Hof, langjähriger Vorsitzender im Bezirk Oberfranken, wurde zum Ehrenmitglied im BGV ernannt.
Gerhard Kraus, Rosenheim
(c) DEGA online
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