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„Dienen, helfen, fördern!“ – 190 Jahre Deutsche Gartenbau-Gesellschaft

Pflanzenvielfalt, wohin das Auge reicht: Insgesamt 22.000 verschiedene Pflanzenarten beherbergt der Botanische Garten in Berlin-Dahlem. Einen besseren Ort hätte sich die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft (DGG) am Mittwoch, 28. März, nicht aussuchen können, um ihr 190-jähriges Bestehen gebührend zu feiern.
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DGG-Präsident Karl Zwermann und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner bei der Jubiläumsfeier der DGG 1822 im Botanischen Garten Dahlem.
DGG-Präsident Karl Zwermann und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner bei der Jubiläumsfeier der DGG 1822 im Botanischen Garten Dahlem.DGG1822
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Im Botanischen Garten Berlin wurde die DGG im Jahr 1822 damals gegründet – allerdings nicht in Dahlem, sondern in Schöneberg.

Rund 180 Repräsentanten der großen deutschen Verbände rund um das Thema Garten aus ganz Deutschland reisten an, um dem ältesten gartenbaulichen Verein Deutschlands zu gratulieren. Die DGG vertritt als Dachverband insgesamt 6,5 Millionen Mitglieder in den angeschlossenen Verbänden, Vereinigungen und Interessengemeinschaften des Freizeitgartenbaus.

Die Eröffnungsrede hielt DGG-Präsidiumsmitglied Professor Dr. Klaus Neumann im Neuen Glashaus, die musikalische Untermalung lieferte die Gartenbauerin und Musikerin Barbro Hasse.

Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, gratulierte der DGG zum Jubiläum und zeigte sich überzeugt: „Egal, ob Stadt oder Land, wir alle brauchen Grün.“ Pflanzen seien nicht nur für Klimaregulierung, Staubfilterung oder Lärmdämpfung wichtig, sondern auch eine „Wohltat für die Augen“, so die Ministerin. Ohne Grün seien Städte nicht bewohnbar.
Sie zitierte eine Umfrage der Gesellschaft für Konsum-forschung, die ergeben habe: Auch mit ausreichend Geld auf der hohen Kante würden die meisten Deutschen nicht auf Gartenarbeit verzichten wollen.
Aigner forderte die Hobbygärtner auf, in ihren Gärten auf Pflanzenvielfalt zu achten. Auch als Schirmherrin des Projektes „Mehr Pflanzenvielfalt in Deutschlands Gärten“ sei ihre persönliche Meinung: „Je wilder, je bunter, je vielfältiger - desto schöner“. Auch das Bewahren dieser Vielfalt sei wichtig: Das Bundessortenamt sei damit beauftragt worden, eine Genbank für samenvermehrte Zierpflanzen aufzubauen. Im Netzwerk Pflanzensammlungen werde ebenfalls ein breiter Datenbestand aufgebaut, um Pflanzenvielfalt auch für künftige Generationen zu bewahren.

Dr. Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens, beschrieb die Rolle der Botanischen Gärten. Sie dienten sowohl der Forschung pflanzlicher Vielfalt, dem Artenschutz, der Bildung als auch der Erholung der Menschen. Das Thema „Biodiversität“, also die biologische Vielfalt, sei inzwischen „in weiten Kreisen der Gesellschaft angekommen“, so Borsch. Die Botanischen Gärten kultivieren seinen Angaben zufolge 50.000 Arten der bekannten 320.000 Blütenpflanzen in wissenschaftlich dokumentierten Sammlungen.
Doch Borsch sieht die Biodiversität bedroht: Einige nach Mitteleuropa eingeführte Pflanzenarten seien so invasiv und vermehrten sich so massiv, „dass sie heimische Arten verdrängen und ganze Ökosysteme verändern“. Nicht nur Privatgärtner, auch die Städte erliegen demnach häufig der offensiven Vermarktung dieser Pflanzen und nutzten sie etwa zur Verschönerung von Wegesrändern.

Nach Meinung von Dr. Thomas Borsch schließen sich die optische Attraktivität von Zierpflanzen und verant-wortungsbewusstes Gärtnern nicht aus. Sein Wunsch ist es, dass die DGG diesen Gedanken noch stärker in das Projekt „Mehr Pflanzenvielfalt in Deutschlands Gärten“ einfließen lässt. DGG und Botanische Gärten könnten sich „wunderbar gegenseitig ergänzen und sich gemeinsam für die Erhaltung der Pflanzenvielfalt einsetzen“, so der Direktor des Botanischen Gartens.

Karl Zwermann, Präsident der DGG, lobte „die Gärtner, die nicht nur reden, die auch tun.“ Es sei ein Menschheitstraum, die Erde in einen blühenden Garten zu verwandeln – ganz nach einem Zitat von Karl Foerster. Zwermann unternahm eine kleine Reise in die Geschichte der DGG – bis hin zum Preußischen König Friedrich Wilhelm III., der die Order gab, in Preußen den „Verein zur Förderung des Gartenbaus in den Königlich Preußischen Staaten“ zu gründen. Sein Gartenplaner, Peter Josef Lenné, steckte den König damals mit seiner Begeisterung für Gärten an. Lenné schließlich war es auch, der 1823 die Gründung der ersten Gärtnerlehranstalt in Potsdam und Schönefeld erreichte, die später dann nach Dahlem verlegt wurde.

Unter den ersten Mitgliedern der DGG waren auch Alexander von Humboldt und sein Bruder Wilhelm. Der Verein kann auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken. Ob einzelne Projekte, wie 1961 „Unser Dorf soll schöner werden“ oder die „Grüne Charta von der Mainau“ – die DGG entwickelte zahlreiche Aktivitäten. Zwermann verwies darauf, dass die DGG stets eine „dienende Funktion“ innegehabt habe. „Dienen, helfen, fördern!“ sei das Credo der DGG bei ihrer Wiedergründung gewesen.

Die Rede Zwermanns stand unter dem Motto „Zukunft hat Geschichte – wir gestalten Zukunft“. Die aktuellen Schulgarten-Bestrebungen meinte der Präsident damit gleichermaßen wie Kindergärten, in denen Kinder-Natur-Erlebnisgärten geschaffen werden sollen.
Im Herbst sei mit dem Verband Deutscher Gartencenter eine gemeinsame Aktion geplant. Zwermann verriet nur soviel: Den Kunden werde dabei ein Sortiment zum Thema „biologische Vielfalt“ angeboten.

Der DGG liegt viel daran, Netzwerke zu schaffen – einerseits Netzwerke der Verbände untereinander, aber auch Netzwerke der Gärten. Viele Gärten gemeinsam sollen zu einem großen Garten werden, zu einem Biotopverbund, einer Vielfalt der Pflanzen und Arten führen, so die Idealvorstellung. Dazu sind ein intensiver Austausch und eine gute Zusammenar-beit aller Beteiligten nötig. Dies war auf der großen Jubiläumsfeier in außerordentlichem Maße in angenehmer Atmosphäre möglich.

Quelle: DGG1822, Mareike Brombacher
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