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Studie zur Zukunft der Friedhofskultur

Dass sich die Friedhofs- und Bestattungskultur in Deutschland momentan sehr differenziert entwickelt, stellt Professor Dr. Norbert Fischer aus Hamburg in seiner aktuellen Studie „Inszenierte Gedächtnislandschaften: Perspektiven neuer Bestattungs- und Erinnerungskultur im 21. Jahrhundert“ fest. Die Studie entstand im Auftrag von Aeternitas e.V., Königswinter.
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Fischers Blick richtet sich sehr stark auf die Entwicklungen, die außerhalb des Friedhofs geschehen.
Der Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF) weist darauf in seiner aktuellen Stellungnahme hin: „Der Friedhof hat eine Zukunft, gerade in der Vielfalt, mit der sich die Bestattungskultur in Deutschland momentan entwickelt. Denn der Friedhof ist Tradition und Moderne in Einem. Er kann dabei sehr vielfältig gestaltet sein, Friedhof ist mehr als die aktuell sehr beliebten Gemeinschaftsgrabanlagen“, erläutert Lüder Nobbmann, der Vorsitzende des BdF die Ansichten der Friedhofsgärtner.

Allerdings bedürfe es größerer Einschnitte, um gerade auf dem Friedhof den sehr individuellen Wünschen der Menschen gerecht zu werden. Diese Betrachtung der Potenziale des Friedhofs komme in der Studie leider zu kurz. Hier sehen die Friedhofsgärtner großen Handlungsbedarf. Da stehe an erster Stelle "das Ohr viel stärker an den Menschen“ zu haben. Was brauchen Hinterbliebene, um ihre Trauer zu verarbeiten? Hier spiele eben nicht nur das Grab, sondern auch das Umfeld eine ganz entscheidende Rolle.

Ein Friedhof müsse ansprechend, sauber und sicher gestaltet sein. Verwahrlosung schrecke viele Menschen ab und lasse sie nach Alternativen suchen. Ein Friedhof brauche Räume für die Hinterbliebenen, in denen sie trauern könnten. Dies seien zum Beispiel speziell gestaltete Sitzecken mit Wasser und Kunst, Themenwege, ein Trauercafé und vieles mehr. Weiterhin brauche gerade ein trauernder Mensch weniger Restriktionen und Vorschriften. Die Beratung im Trauerfall müsse ehrlich, professionell und transparent sein. Das gelte auch für die Leistungen, die auf dem Friedhof erbracht werden: Die Menschen hätten ganz besonders hier ein Recht auf gute Leistung, die sich an ihren persönlichen Bedürfnissen ausrichte.

Weiterhin müsse der Friedhof wieder viel stärker in das Leben der Menschen integriert werden, ohne jedoch die Grundsätze der Pietät und der Trauer zu gefährden. Diese Integration in das Leben werde auch verbessert, wenn sich die entsprechenden gesellschaftlichen Gruppen und Entscheidungsträger wieder offen zu diesem Ort der letzten Ruhe bekennen und nicht sofort auf jeden neuen Trend mit Zustimmung reagieren würden. Hier hätten die Kirchen sicherlich eine ganz besondere Verantwortung.

Um die Entwicklung der Friedhöfe positiv zu beeinflussen, bedürfe es zudem einer „Koalition der Willigen“, so der BdF. Dazu gehörten die Gewerke ebenso wie die Verwaltungen, Kirchen und andere Religionsgemeinschaften, Politiker, Planer, Trauerbegleiter und vor allem auch interessierte Bürger. Bei existenziellen Fragen des Lebens dürfe es nicht nur um Geld, praktische Lösungen oder privatwirtschaftliche Interessen gehen. Hier hätten viele Entscheidungsträger eine gesellschaftliche Verantwortung, deren sie sich – so scheint es von Zeit zu Zeit – nicht (mehr) bewusst seien, so der BdF abschließend.

Die Studie von Prof. Fischer und die Stellungnahme des BdF sind im Internet unter ttp://www.aeternitas.de/inhalt/zukunft_gestalten nachzulesen.  ZVG

 

(c) DEGA online, 14.10.11

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