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Raus aus der Energiekrise mit Biogas

Rudolf Sinn heizt mit Biogas und ersetzt dadurch im Jahr rund 300.000 Liter Öl. Sein Betrieb erzeugt im südpfälzischen Lustadt auf rund 5 Hektar unter Glas Gemüse-Jungpflanzen und liegt in direkter Nachbarschaft zu Biogasanlage und Blockheizkraftwerk.
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Ergänzen sich optimal: Biogasanlage, Blockheizkraftwerk und Gartenbaubetrieb
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Der Betrieb von Rudolf Sinn in Lustadt, 1980 entstanden, konzentriert sich auf die Produktion von Gemüse-Jungpflanzen. Kontinuierlich ist der Gartenbaubetrieb vergrößert worden und verfügt heute über eine Produktionsfläche von rund 5 Hektar unter Glas. Häuser in Venloblock-Bauweise prägen das Unternehmen, was bei einem Alter von rund 30 Jahren erstaunlich ist.

Gemüse benötigt besonders in der Jungpflanzenanzucht je nach Art einiges an Wärme. 6 bis 10 C sind es bei Salat, 10 bis 15°C bei Kohl, bis zu 17°C bei Lauchgemüse und bei einigen Spezialkulturen wie Endivien auch mal bis zu 20°C. Damit ist noch nicht einmal die Keimung gemeint. Die erfolgt separat in einer eigenen Keimkammer, in der sich die Temperatur exakt und bei bester Wärmedämmung einstellen lässt. Ab Dezember beginnt bei Sinn die Saison und zieht sich bis etwa Anfang September des folgenden Jahres hin. Der Wärmebedarf ist somit vor allem in den Wintermonaten entsprechend hoch. Rudolf Sinn beziffert ihn jährlich auf rund 5,5 Mio. kwh. Als Energieträger nutzte der Betrieb in der Vergangenheit Erdgas. Bedarfsspitzen wurden mit Heizöl abgedeckt.

Die ständig steigenden Preise für Energie sowie stagnierende Erlöse für die Gemüse-Jungpflanzen zwangen den Jungpflanzenbetrieb vor einigen Jahren zum Umdenken. Im Zuge dieser Überlegungen kam das Projekt einer Biogas-Anlage gerade recht. Partner aus den Bereichen Landwirtschaft und regenerativer Energie schlossen sich vor rund drei Jahren zusammen, um gemeinsam eine solche Anlage aufzubauen. Rudolf Sinn gehört mit dazu und ist heute einer der Gesellschafter der für den Betrieb zuständigen BioEnergie Südpfalz GmbH & Co. KG.
 
Die Biogas-Anlage Lustadt ist mit ihren drei Fermentern und einer Gasproduktion von rund 1.000 m³ je Stunde die größte im Bundesland Rheinland-Pfalz. 14 landwirtschaftliche Betriebe sorgen mit der kontinuierlichen Anfuhr von Energiesilage (Mais, Hirse und Ganzpflanzensilage aus pflanzlichen Reststoffen laut EEG-Positivliste) für den reibungslosen Betrieb.

In der Anlage werden die Rohstoffe homogenisiert und auf 40°C erwärmt. Der Biogasprozess findet dann in den Fermentern statt, dessen letzte Reaktionsstufe hauptsächlich Methan entstehen lässt. Dieses brennbare Gas wird gereinigt, entschwefelt und dem Blockheizkraftwerk zugeführt. Gasmotoren erzeugen hier eine Leistung von rund 2 Megawatt (elektrische Leistung 2044 kWel, thermische Leistung 2440 kWth).
Während der vom Blockheizkraftwerk erzeugte elektrische Ertrag komplett ins öffentliche Netz eingespeist wird, gelangt die Wärmeleistung über eine 170 m lange Wärmeleitung direkt in den Betrieb von Rudolf Sinn. Zwischengeschaltet ist ein Wärmespeicher von rund 500 m³ auf dem Gelände des Gartenbaubetriebes.

Die Umstellung erforderte eine Investition von rund 300.000 Euro. "Die amortisiert sich aber in rund 5 bis 6 Jahren", erzählt der innovative Gärtner und gelernte Kaufmann. "Mit der nun günstigeren Wärmeenergie", so Rudolf Sinn weiter, "kann ich meine Kulturen nicht nur optimal versorgen, ich kann auch den Preis für meine Jungpflanzen halten".

Der Jungpflanzenbetrieb Sinn ist derzeit der einzige, der die Wärme aus dem Blockheizkraftwerk abnimmt. Manchmal, insbesondere in den Sommermonaten, ist die Abnahme viel zu gering, so dass ein Teil der überschüssigen Wärme über eine Kühlung vernichtet werden muss. Die Betreiber der Biogasanlage bemühen sich daher um die Ansiedelung weiterer Betriebe, um die Wärmenutzung zu optimieren. Rudolf Sinn könnte sich beispielsweise einen Betrieb zur Trocknung von vor Ort angebauten Kräutern (hauptsächlich Petersilie) oder Getreide vorstellen.

Mit der Investition in die Energieversorgung stand daher auch das Thema Energieeinsparung nicht so sehr im Vordergrund. "Beides zu realisieren ist allein vom Investitionsvolumen für einen normalen Betrieb kaum zu stemmen", erzählt Rudolf Sinn. Probleme gibt es vor allem im alten Betriebsteil mit den Venlo-Häusern. Möglich wäre hier zwar der Einbau von Klimaschirmen, die würden den Kulturen aber zu viel Licht nehmen (vor allem in den Wintermonaten) und die Kulturzeit erheblich verlängern. Der Unternehmer stand daher vor der Wahl zwischen Pflanzenqualität oder Einsparpotenzial im Energiebereich. Er entschied sich für die Qualität, denn sämtliche Einsparungen helfen ni
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