Gartenbauverband Nord: Gartenbau im Norden neu aufstellen
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„Allein die demografische Entwicklung gibt Anlass, sich Gedanken über die Zukunft zu machen“, so der Präsident des Gartenbauverbands Nord, Andreas Lohff, Lübeck, auf der 33. Vertreterversammlung, die Ende Februar in Hamburg stattfand. Mit dem Veranstaltungsort, der traditionsreichen Fischauktionshalle in Hamburg-Altona, wurde der Bedeutung des Gartenbaus für die Hansestadt Hamburg Rechnung getragen. Heinz Herker, Präsident des Zentralverbands Gartenbau (ZVG), lobte das besondere Ambiente direkt am Hafen, das die Weltoffenheit der Stadt zeigt.
Geplant ist eine Klausurtagung, um die Zukunft des Verbands zu klären, sagte Lohff. 2007 soll ein Leitbild erarbeitet werden, um daraus Arbeitsschwerpunkte für die nächsten Jahre zu definieren.
Die seit Juni 2005 mit dem BdB-Landesverband Schleswig-Holstein auf Ebene der Geschäftsführung bestehende Kooperation habe sich bewährt und soll fortgeführt werden. Allerdings scheinen die Synergieeffekte durch den Kooperationsvertrag noch nicht optimal genutzt. Vor dem Hintergrund abnehmender Mitgliederzahlen und gleichzeitig steigender Leistungsansprüche müssen Aufgaben und Verantwortlichkeiten klarer festgelegt und umgesetzt werden. Verabschiedet wurde daraufhin ein Antrag, der es zulässt, die Struktur der Geschäftsstelle neu zu ordnen. Damit wurde gleichzeitig der 2004 verabschiedete Mitgliederbeschluss einer damalig installierten gleichberechtigten Geschäftsführung im Rahmen der Kooperation aufgehoben.
Bundesgartenschauen
Lohff ging in seinem Bericht auf die Bundesgartenschauen im Verbandsbereich ein. Die Vorbereitungen der Beteiligung des Verbands und seiner Mitglieder an der Buga Gera und Ronneburg 2007 erfolgen planmäßig. An der Buga 2009 in Schwerin ist der Verband durch Sitz im Aufsichtsrat beteiligt. Die Vorbereitungen zum Vertragsabschluss für eine Internationale Gartenschau (IGS) in Hamburg 2013 wurden nach Klärung der Verhältnisse in der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft intensiviert und im Januar 2007 mit Erfolg abgeschlossen.
Norddeutsche Kooperation
Durch die Bundesländer übergreifende norddeutsche Kooperation soll das gartenbauliche Versuchs- und Beratungswesen in Norddeutschland nachhaltig gesichert werden. Nachdem 2006 im Verbandsgebiet die beiden neuen Kompetenzzentren Ellerhoop für Baumschule und Gülzow für Freilandgemüse eröffnet wurden, setzt sich der Verband stark ein für die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Pflanzenschutz in Hamburg am Standort Brennerhof.
Regionale Produktion
Der Verband fordert ein Herkunftszeichen für gärtnerische und landwirtschaftliche Produkte aus der Region. Axel Gedaschko, Senator für Umwelt und Stadtentwicklung der Stadt Hamburg, signalisierte dafür Gesprächsbereitschaft. Der Senat habe sich dafür ausgesprochen, den ländlichen Raum in Hamburg zu erhalten. „Die Vier- und Marschlande sind kein Bauerwartungsland“, sagte der Senator, der im Klimawandel eine Chance für regionale Produkte sieht. Mit „Made in Norddeutschland“ könne man auf den Klimawandel reagieren.
Auch der neue Präsident der Landwirtschaftskammer Hamburg Andreas Kröger verband das Motto „Aus der Region für die Region“ mit dem Klimaschutz. „Neue Energien und Gesundheit“ werden die beiden neuen Märkte sein. Der Gartenbau ist dazu prädestiniert, diese zu bedienen“, so Kröger.
Barbara Ahrons, CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Initiatorin der Kampagne „Aus der Region für die Region“ sprach eindeutig für die regionale Produktion, denn „regionale Produkte prägen unseren Geschmack und unsere Sinne“.
Heinz Herker, Präsident des Zentralverbands Gartenbau (ZVG), ging auf die Situation der Erntehelfer ein. „Es darf sich keiner schämen, der auf dem Acker bei Erntearbeiten hilft“, kritisierte Herker die häufige Stigmatisierung von Erntehelfern. „Jahrtausende wurden diese Arbeiten in aller Ehre geleistet. Es muss eine gesellschaftliche Aufgabe sein, dies wieder so zu sehen.”
Aus den Fachgruppen
„Das Licht hätte besser sein können“, so der Vorsitzende der Landesfachgruppe Zierpflanzen, Joachim Schmädeke, Hamburg. Viele Berufskollegen sind auf alternative Energieträger umgestiegen, aber die erhofften Einsparungen blieben aus, da auch diese Energiepreise in die Höhe schnellten. Obwohl viele Betriebe in Richtung Endverkauf gehen, werden hauptsächlich Produktionsgärtner ausgebildet, kritisierte Schmädeke. Die Schulen seien bereit, Endverkaufsgärtner auszubilden. Es fehle derzeit aber an den Aktivitäten des Berufsstands.
Der Sprecher des verbandsübergreifenden Ausbildungsausschusses Ralf Kretschmer, Kiel, berichtete von Diskussionen im Bundesverband Einzelhandel (BVE) über das zeitgemäße Berufsbild des Gärtners. „Was muss ein Gärtner können, der in zehn Jahren in unseren Betrieb kommt?“, fragte Kretschmer die Gärtner.
Für die Friedhofsgärtner setzt sich Helmuth Bartels, Hamburg, für den Erhalt der Friedhofskultur ein. „Geht in die Gemeinden und setzt euch für Erdbestattungen ein“, so der Aufruf an die Kollegen. Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit könne dem Trend zur veränderten Bestattungskultur entgegenwirken. Sowohl Bartels wie auch Lohff sprachen für den Abbau der öffentlichen Friedhofsverwaltung zugunsten privater Friedhofsgärtnereien.
Rainer Peters, Grünflächenamt der Stadt Kiel, warb für die Teilnahme bei Entente Florale und zog dabei ein äußerst positives Resümee für Kiel: Die Stadt hat durch die Teilnahme an dem Wettbewerb enorm an Image gewonnen. Entente Floral hilft bei der Stadtentwicklung. Beeindruckend war das private Engagement vieler Bürger. „Sprechen Sie die Wirtschaft an, die meisten wollen gern etwas tun für ihre Umgebung“, so ein Tipp von Peters.
Die nächste Vertreterversammlung des Gartenbauverbands Nord 2008 soll geteilt werden. Der öffentliche Teil soll nach der Eröffnung der Landesgartenschau in Schleswig Ende April 2008 stattfinden. Die eigentliche Jahreshauptversammlung soll am 29. Februar 2008 durchgeführt werden.
Dr. Gisela Fischer-Klüver, Hannover
(c) DEGA online, 14. März 2007
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