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Gartenbauwissenschaftliche Tagung: Klima und Gartenbau im Wandel

Die 44. Gartenbauwissenschaftliche Tagung fand vom 21. bis 24. Februar in Erfurt statt. Zu der Veranstaltung kamen rund 270 Teilnehmer.
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Während der viertägigen Tagung wurden in mehr als 70 Vorträgen und über 100 Postern aktuelle Forschungs- und Untersuchungsergebnisse vorgestellt und diskutiert. Deutlich wurde, dass für den Gartenbau weiterhin erheblicher Forschungsbedarf besteht. Zunehmend gefragt sind nationale wie internationale Verbundprojekte. Insbesondere der hohe Verwaltungsaufwand sei vor allem von kleineren Einrichtungen nicht mehr leistbar. Positive Erfahrungen wurden mit externen Unternehmen gemacht, die sich mit der Projektakquisition und der administrativen Abwicklung von Verbundprojekten befassen. Solche Partnerstrukturen gelte es zu verstärken.

Forschung weiterhin nötig
DGG-Präsident Prof. Dr. Wolfgang Bokelmann, Berlin, verwies in seiner Eröffnungsrede auf die weltweit steigende Bedeutung des Gartenbaus. Dagegen sei die Entwicklung in Europa eher rückläufig.

Bokelmann sprach auch die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur künftigen Strukturentwicklung der Gartenbauforschung in Deutschland an. Folge man diesen Empfehlungen, seien Lehre und Forschung an deutschen Hochschulen im internationalen Vergleich nur noch eingeschränkt wettbewerbsfähig, so Bokelmann.

Heinz Herker, Präsident des Zentralverbands Gartenbau (ZVG), stellte den Bedarf an Fachkräften und damit die Bedeutung von Forschung und Lehre für den nationalen Gartenbau heraus. Herker kritisierte ebenfalls das Gutachten des Wissenschaftsrates. Die Zukunft der Gartenbauwissenschaft sieht Herker in der Verbundforschung, auch grenzübergreifend.

Klima wandelt sich schneller als angenommen
Klimaforscher Prof. Dr. Wolfgang Seiler
vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Garmisch-Partenkirchen gab einen Überblick über den Klimawandel und dessen Ausprägungen.
Die Klimaänderungen sind weltweit mit einem Anstieg der Temperatur, einer veränderten Niederschlagsverteilung sowie höheren Einstrahlungswerten verbunden. Global betrachtet hat die Niederschlagsmenge um rund 10 % zugenommen. Betroffen davon ist vor allem die Nordhalbkugel, wogegen in den ohnehin niederschlagsarmen, zugleich aber auch bevölkerungsreichsten Regionen der Südhalbkugel die Regenmenge abgenommen hat. In Europa ist der Temperaturanstieg stärker ausgefallen als in anderen Regionen der Erde. Der beobachtete Anstieg des Meeresspiegels ist vornehmlich eine Folge der Wassererwärmung und dessen Ausdehnung.

Der volkswirtschaftliche Schaden wurde 2005 auf mehr als 250 Mrd. US $ beziffert. Für 2050 wird er auf 2 000 Mrd. US $ geschätzt.

Der Klimawandel gehe zu 30 % auf die Sonneneinstrahlung und zu 70 % auf menschliche Einflüsse zurück. Hierbei sind in erster Linie Emissionen der sogenannten Treibhausgase CO2, CH4, N2O, O3 und FCKW zu nennen, die wesentlich zur Erderwärmung beitragen.

Landwirtschaft und Gartenbau sind gleichermaßen Verursacher wie Betroffene des Klimawandels. Emittiertes CO2, so Seiler, verbleibt 120 Jahre in der Atmosphäre. So sei der Klimawandel selbst bei einem absoluten Emissionsstopp aller Treibhausgase nicht mehr aufzuhalten. Eine sofortige drastische Senkung der CO2-Emissionen bezeichnet Seiler als dringend.

In den nächsten Jahren sei für Norddeutschland mit einer Zunahme der Niederschlagsmenge um rund 6 % zu rechnen. In Süddeutschland gebe es hingegen eine Abnahme in ähnlicher Größe, verbunden mit Sommertrockenheit und Extremniederschlägen. Die Niederschläge werden sich verstärkt in den Spätwinter verlagern. Schneefälle erfolgen seltener, aber heftiger, so Seiler.

Verlierer der Klimaveränderungen, so Seiler, wird vor allem die Forstwirtschaft sein. Der in Europa wichtigste Baum, die Fichte, gerät unter Hitze- und Trockenstress, was zu einer Gefährdung des Bergwalds führe.

Gartenbau und Landwirtschaft könnten in Europa zu den Gewinnern des Klimawandels zählen. Infolge des Temperaturanstiegs werde sich die Vegetationszeit ausdehnen und in bestimmten Regionen eine zusätzliche Kulturfolge ermöglichen.
Der Anstieg von Temperatur und Einstrahlung mache auch einen Wechsel der Fruchtarten und der Bewirtschaftungsweise notwendig. Die Gartenbauwissenschaft sei gefordert, Anpassungsstrategien zu entwickeln. Diese gelten der Erhaltung von Anbauregionen, eines entsprechenden Produktsortiments, der Produktqualität sowie der Existenzsicherung von Betrieben und Arbeitsplätzen.
Quelle: DGG

 

(c) DEGA online, 28. Februar 2007

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