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Rheinland: Zierpflanzenbau vor stärkstem Wandel

Die stark schwankende Wetterlage, immer schneller sich verändernde Märkte und die Bürokratie waren die wichtigsten Themen bei den Berichten der Fachausschussvorsitzenden im Landesverband Gartenbau Rheinland.
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"Der Markt verlangt nach immer größeren Partien in einem immer kleineren Zeitfenster“, beschrieb Georg Hanka, Kempen, die Herausforderung der Zierpflanzenbetriebe. Er ist Vorsitzender des Fachverbands Zierpflanzen. Wer Glück hatte und zum richtigen Zeitpunkt liefern konnte, kann vermutlich mit 2006 halbwegs zufrieden sein.

„Ich bin mir sicher, dass der Zierpflanzenbau in den nächsten Jahren vor seinem stärksten Wandel steht“, sagte Hanka. Er dachte dabei nicht nur an das Thema Energie, sondern auch an die Logistik, die mittlerweile nötig ist, um die immer schnelleren Märkte zu bedienen.

Ein weiteres Thema für den Zierpflanzenbau sind die immer stärker propagierten Labels für Zierpflanzen. „Alle Systeme kosten Geld und ich habe bisher nicht erlebt, dass sie in irgendeiner Art und Weise den Blumenpreis erhöht haben“, erklärte Hanka. Wenn der Handel mit klaren Forderungen komme, könne man aber über Labels gern neu nachdenken.


Einzelhandel setzt auf Ausbildung
Reiner Höpken, Burscheid, Vorsitzender des Fachverbands Einzelhandelsgärtner, betonte, dass sich auch die Betriebe in ländlichen Regionen zunehmend dem Druck der großen Bau- und Supermärkte stellen müssen. „Wir müssen dem Strukturwandel Rechnung tragen“, sagte Höpken.
Er will sich besonders den Themen Ausbildung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit widmen. „Nur mit guten Fachkräften haben wir die Chance, uns über das Niveau der ,Praktiker‘ und ,OBI’s‘ herauszuheben“, erklärte Höpken in Meerbusch. Dazu gehört für ihn auch, die „Einzelkämpfer“ unter seinen Kollegen verstärkt an Seminare und gemeinsame Marketingaktion heranzuführen. Die wechselhafte Witterung sorgte auch bei den Einzelhandelsgärtnern für einen schwierigen Saisonverkauf, besonders Betriebe mit hohem Umsatzanteil bei Beetpflanzen und Schnittblumen hatten 2006 viele Probleme.


Nur noch leichte Zuwächse bei Dauergrabpflege
Schwer tun sich zurzeit auch die rheinischen Friedhofsgärtner, wie Dieter Neundorf, Aachen, als scheidendender Fachverbandsvorsitzender berichtete. Gehörten seine Kollegen in den 70er und 80er Jahren noch zu den wenig gebeutelten im Verband, hat sich dieses Bild wegen der geänderten Bestattungskultur deutlich geändert. In den Großstädten machen Urnenbeisetzungen zum Teil 50% aus, auf dem Land ist dieser Trend ebenfalls abzusehen.

Sorge bereiten Neundorf die durch das neue Bestattungsgesetz in NRW nun möglichen privaten Friedhöfe. So wurde gerade in Aachen eine nicht mehr genutzte Kirche in eine „Grabeskirche“ umgewandelt, der benachbarte Friedhof bleibt dabei außen vor. Mit im Boot sind in diesem Fall neben der Kirche der Altkatholiken in NRW die Bestatter. Neundorf bezeichnete die unterschiedlichen Kirchen und Mausoleen, in denen Urnen beigesetzt werden als „Urnenzwischenlager“. „Wir prüfen zurzeit deren Rechtmäßigkeit“, erklärte Neundorf in Meerbusch. Nach 12-jähriger Ruhefrist müssen die Urnen in Erde nachbestattet werden – das scheint bei vielen privaten Betreibern nicht gesichert. Als Alternative bieten die rheinischen Friedhofsgärtner verstärkt Urnengemeinschaftsanlagen an. In Bonn und in Essen sind die ersten Projekte umgesetzt, in Leverkusen gibt es seit 2005 ein weiteres. Die Veränderungen bei der Bestattungskultur zeigen sich auch bei den Dauergrabpflegeabschlüssen, hier konnten laut Neundorf im letzten Jahr nur „leichte Zuwächse“ verzeichnet werden. Die Zeit der zweistelligen Wachstumsraten scheint vorbei.


GaLaBau im Aufwind
Manfred Lorenz, Bergisch-Gladbach, berichtete für die Landschaftsgärtner von einem durch die Witterung geprägten schwierigen Jahr. „Zurzeit haben viele Kollegen aber volle Auftragsbücher bis ins Frühjahr hinein“, sagte Lorenz. Hoffnungsvoll stimme ihn auch, dass die Konjunktur im Bereich des Baues anziehe. Die Landschaftsgärtner gehören zu den nachfolgenden Gewerken, die in der Regel von solchen Voraussetzungen profitieren können.

Bei den Preisen sei die „Talsohle“ erreicht. Viele Betriebe hätten einen deutlichen Nachholbedarf an Investitionen. Mit einem Anteil von rund 15 % ist die öffentliche Hand bei den Aufträgen für die Landschaftsgärtner viel schwächer vertreten als noch vor ein paar Jahren, als dieser Anteil bei rund 60 % lag. Auch dank der 2001 eingeführten Werbekampagne, so Manfred Lorenz, sei es gelungen, den Anteil der privaten Auftraggeber für seine Kollegen deutlich zu steigern.

Zum Abschluss seiner Jahresbilanz bekannte sich Lorenz klar zur Mitgliedschaft der Landschaftsgärtner im Landesverband und im Zentralverband Gartenbau. „Auch wenn das einige Landesverbände anders sehen – nur der gemeinsame Weg der Verbände ist für mich ein guter Weg“, sagte Lorenz.


Baumschulen unter Preisdruck
Das generell etwas mildere Klima im Rheinland war für die rheinischen Baumschuler Anfang des Jahres ein Plus – sie konnten bereits liefern, als bei den Kollegen im Süden und Norden der Republik noch Winter herrschte. Die Frühjahrssaison war laut Helmut Selders, Haan, deshalb nicht schlecht.
Schwerer als die reinen Produktionsbaumschulen taten sich die Gartenbaumschulen. Innerhalb des Verbands Rheinischer Baumschulen gibt es laut Selders einen sehr guten Warenaustausch, auf regelmäßigen Börsen treffen sich die Kollegen, um Sortimente und Lieferungen zu komplettieren. Sorgen bereiten nach wie vor die Preise. Selbst öffentliche Ausschreibungen werden nach Preis und nicht nach Qualität entschieden.

Ein Ärgernis für die Baumschuler sei nach wie vor die GAP-Reform. Baumschulflächen sind nicht prämienberechtigt, doch wenn auf Pachtflächen produziert wird, verliert der Besitzer nicht den Prämienanspruch nach der Rückgabe. „Das ist den Verpächtern nur sehr schwer zu vermitteln, die jetzige Situation ist für alle Seiten sehr unbefriedigend“, erklärte Helmut Selders.

Text und Bild:
Christiane James, Straelen

 

www.dega.de, 15. November 2006

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