100 Jahre Landesverband Gartenbau Rheinland: Spitzenposition im Zierpflanzenbau
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Bei einer Podiumsdiskussion anlässlich des Jubiläums-Sommerfests in Köln war das daraus erwachsene Selbstbewusstsein deutlich zu spüren. Aber – darauf wies der Ehrenpräsident Bernd Werner hin – der Verband besteht nicht nur aus großen, spezialisierten Zierpflanzenbetrieben am Niederrhein, sondern im ganzen Land auch aus Endverkaufsbetrieben, Staudengärtnereien, Baumschulen und Friedhofsgärtnereien – eine Struktur, wie in anderen Landesteilen auch. Der Gemüsebau ist zusammen mit dem Obstbau nach wie vor im „Provinzialverband“ organisiert.
Der jetzige Präsident Heinrich Hiep, der auch auf dem Podium saß, bestätigte sein Bemühen um alle Fachrichtungen, ist aber selbst auch Zierpflanzenbauer im niederrheinischen Kevelaer. Neben ihm saßen die Floristmeisterin Margret Querenhorst, Wesel, der Landgard-Geschäftsführer Willi Fitzen und der Gärtner Georg Hanka, Kempen, auf dem Podium. Geleitet wurde das Gespräch vom WDR-Redakteur Helmut Rehmsen, der sich gut vorbereitet hatte.
Warum ist der Niederrhein eine so erfolgreiche Anbauregion des Gartenbaus? Dafür – so Werner – gibt es viele Gründe. Entscheidend seien das Klima und die gemeinsame Vermarktung. So seien schon früh Produktionsbetriebe entstanden, die sich spezialisiert hatten.
Fitzen ergänzte, die gute Entwicklung sei auch darauf zurückzuführen, dass es im Gartenbau keinen geschützten Markt gegeben hatte. Dies spornt auch die heimische Produktion im Wettbewerb an, auch wenn nach seiner Meinung die Importe noch zunehmen werden.
Von einer erfolgreichen Entwicklung im eigenen Betrieb durch Konzentration auf wenige Produkte berichtete Georg Hanka. Er stellte aber besonders ein gutes Betriebsklima und die Bedeutung erfolgsorientierter Mitarbeiter heraus. Wichtig sei eine verlässliche Betriebsorganisation. So beginne bei ihm außerhalb der Saison immer am Freitag um 15 Uhr das Wochenende.
Querenhorst erzählte, weshalb sie sich auf eine qualifizierte Floristik spezialisiert habe und den Endverkaufsbetrieb mit relativ kleiner Produktion ihrer Eltern nicht fortführen wollte. Zwar führt am Ort auch jeder Lebensmittelhändler Blumen und Pflanzen, aber sie sieht genügend Möglichkeiten, sich von diesem Angebot abzusetzen. Eine Befürchtung hat sie: Wenn sich der Anbau immer mehr spezialisiert, dann bestehe die Gefahr, dass es im Sortiment zu wenig verschiedene Blumen und Pflanzen gibt. Gerade ihre Klientel suche immer das Besondere.
Indirekt antwortete Hanka darauf: Spezialisierung ja, aber nicht einfallslos. Man dürfe keine Standardprodukte kultivieren, denn dann befinde man sich rasch in der klassischen Konkurrenzsituation. Dramatisch für die Betriebe sei es, über Jahre hinaus das breite Sortiment zu produzieren und keine Entscheidungen hinsichtlich einer Spezialisierung zu treffen.
Probleme im Gartenbau wurden auch angesprochen, so die hohen Energiepreise. Schon in einer Jubiläumsschrift vor 75 Jahren habe die Energieversorgung den breitesten Raum eingenommen. Darauf wies Bernd Werner hin.
Schließlich fragte der Moderator, was den besonderen Spaß am Gartenbau ausmache, wenn viele Betriebe schon über Generationen fortgeführt werden. Darauf gab es so recht keine Antwort, aber Hiep verwies auf die Ausbildung als zentrales Thema des Verbands. Ein eigener Ausbildungsberater geht in die Betriebe und hilft mit, dass die nachfolgende Generation Freude am Gärtnerberuf hat.
Gerd Heinrichs, Neidlingen
www.dega.de, 23. August 2006
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