Weihenstephaner Tage 2006: Hans-Bickel-Preisverleihung
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Dagmar Voß ist die Preisträgerin der Fachrichtung Landschaftsarchitektur. Werner Müller-Haslach, Ministerialrat a.D., hielt für Voß die Laudatio.
Voß wurde 1954 in Zwickau geboren und kam 1958 nach München. 1975 studierte sie zuerst Soziologie. 1978 wechselte sie dann nach Weihenstephan in den Studienbereich Landespflege und machte im März 1984 dort ihr Diplom.
Nach verschiedenen Tätigkeiten in der Objektplanung bis hin zur Bauleitung kam sie schließlich nach Ingolstadt, wo sie für die Landesgartenschau 1992 zuständig war. Dort sei ihr Organisationstalent aufgefallen. Anfang 1993 wurde Voß Mitarbeiterin der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen mbH, 1995 wurde sie dort Prokuristin und seit Januar 2001 ist sie als Nachfolgerin von Hans-Peter Faas Geschäftsführerin.
Müller-Haslach stellte die Eigenschaften von Voß als „Vorzeigechefin“ heraus. Die Landesgartenschau-Gesellschaft sei wie ein Wanderzirkus und Voß beherrsche die Regeln.
Volksgärten der Neuzeit
Dagmar Voß selbst stellte zunächst fest, man brauche viel Glück und Förderer, um an leitender Stelle etwas leisten zu können. Dann ging sie auf ihr Thema „Gartenschauen – Volksgärten der Neuzeit“ ein. Die Geschichte der Parks sei untrennbar mit der geschichtlichen Relevanz verbunden, der Ausgang sei aber immer die Vorstellung vom Paradies. Waren die Parks früher dem Adel vorbehalten, so begann mit den Englischen Landschaftsgärten im 18. Jahrhundert wie dem Englischen Garten in München die Öffnung für die Bürger. In den USA trat die Demokratisierung der Grünflächen früher ein, etwa mit dem Central Park in New York.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in unseren Großstädten Stadtparks als Räume für aktive und passive Erholung, also nicht nur als Schmuck, sondern auch für die öffentliche Gesundheitspflege. Große Volksparks wurden geschaffen, um dem erhöhten Erholungsbedürfnis der Werktätigen gerecht zu werden. Der vorläufig letzte war der Stuttgarter Killesberg 1939.
Die Geschichte der Gartenschauen begann mit Blumen- und Pflanzenausstellungen. Diese gab es in verschiedener Art und großer Zahl bis hin zu Internationalen Gartenbauausstellungen, zum Beispiel in Hamburg 1869 und 1897.
An die Volksparks schlossen die Bundesgartenschauen mit großen neuen Geländen, wie in Kassel 1955, an. Die Planungen entsprachen den vielfältigen Aufgaben. Ab 1980 kamen vermehrt Themen des Natur- und Umweltschutzes hinzu. Integriert wurden Sport und Spiel sowie Erholungsflächen. Die Ansprüche an die Volksparks haben sich in den letzten 100 Jahren kaum verändert. Und schließlich stellte Voß fest: „Gartenschauen sind nur erfolgreich, wenn danach ein Park auf Dauer bleibt.“
Unternehmer mit vielen Auslandskontakten
Den Hans-Bickel-Preis 2006 für die Fachrichtung Gartenbau erhielt Jan-Dieter Bruns, Bad Zwischenahn. Schon der Vater Wilhelm Bruns wurde 1963 mit dem Preis ausgezeichnet. Jan-Dieter Bruns wurde 1952 in Oldenburg geboren und schloss an Schule und praktische Berufsausbildung drei Jahre Auslandstätigkeit an. Danach studierte er an der FH Osnabrück und trat 1977 in das Familienunternehmen ein – die weltweit bekannte Baumschule Bruns. Heute ist er geschäftsführender Gesellschafter der Bruns-Pflanzen-Export GmbH & Co.KG.
Die Laudatio hielt der ehemaligen Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke.
Bruns sei im Ammerland geboren, wo der bürgerliche Leistungsgedanke zu Hause sei. Nach ordentlicher Ausbildung seien die Auslandserfahrungen prägend gewesen. Die Sprachkenntnisse seien besonders wichtig für ein exportorientiertes Unternehmen. Bruns habe ein beträchtliches Ausmaß an persönlicher Kompetenz erreicht. Wenn Pflicht und Neigung weit gehend übereinstimmen, dann sei man auch zu besonderen unternehmerischen Leistungen fähig. Bruns habe den Preis verdient, weil er ihn sich erarbeitet habe. Funke ging auch auf das zahlreiche ehrenamtliche Engagement des Preisträgers ein.
Export immer wichtiger
Nach Russland und China, aber auch nach Schottland und in größerem Umfang nach Frankreich gehen heute die Pflanzen aus der Baumschule Bruns, etwa ein Drittel des Umsatzes. Darauf wies Jan-Dieter Bruns in seinem mit Fotos und einem Film unterstützten Festvortrag „Eine Baumschule im Wandel der Zeit“ hin. Wurden früher die Pflanzen verteilt, so gibt es heute europaweit einen harten Wettbewerb. Wichtig seien kundenorientiertes Denken, gute Mitarbeiter, eine klare Aufgabenteilung und die richtige Investition zur richtigen Zeit.
Bei der Lieferungen gelte das Null-Fehler-Prinzip, denn werden Nachlieferungen notwendig, sei an dem Auftrag nichts mehr verdient. Es gelte, die Pflanzensortimente auf die ausländischen Bedürfnisse auszurichten und Nischen zu besetzen. Bruns sieht in der Öffnung des osteuropäischen Markts positive Aspekte, aber „Pflanzen aus dem Ammerland wachsen auch gut in Bayern.“
Gerd Heinrichs, Neidlingen
www.dega.de, 28. Juni 2006
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