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Mathis-Blumen in Bottmingen/CH

Selbstpflücke im Dreiländereck

Die beiden gelernten Landwirte Evelyne und Samuel Mathis sind überzeugt, dass Blumen nicht im Flugzeug um die halbe Welt reisen, sondern auf heimischen Feldern wachsen sollten. Sie betreiben drei Blumenselbstpflückfelder mit einem riesigen, teils besonderen Sortiment im Dreiländereck, etwa 3 km von Basel und eine eigene Floristik.

von Dr. Gisela Fischer-Klüver, Hannover erschienen am 16.01.2025
Evelyne und Samuel Mathis bieten Blumenselbstpflückfelder und schöne Sträuße. © Claudia Link/Mathis Blumen
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Bändchengewebe in den Wegen halten Unkraut fern und die Schuhe der Kunden sauber.
Bändchengewebe in den Wegen halten Unkraut fern und die Schuhe der Kunden sauber. © Claudia Link/Mathis Blumen
Die Wolf-Becherpflanzmaschine von Checchi Magli erleichtert die Pflanzungen.
Die Wolf-Becherpflanzmaschine von Checchi Magli erleichtert die Pflanzungen. © Claudia Link/Mathis Blumen

Um dem Unkrautdruck zu widerstehen, werden fast alle Jungpflanzen, viele Knollen und Stauden in Mulchfolie gepflanzt, meist maschinell mit einer Wolf-Becherpflanzmaschine von Checchi Magli. Die in Reihen mit Tropfschläuchen versehenen zwischen Bändchengewebe gepflanzten Stauden werden im Frühjahr manuell gejätet und die Reihen mit Miscanthus abgestreut. Fast alle Kulturen erhalten Stütznetze oder Gitter, gehalten durch 3,5-cm-Akazienpfähle. Das Bändchengewebe in den Wegen ist besonders im Herbst vorteilhaft für die Kunden, damit diese saubere Schuhe behalten.

Mäuse sind je nach Kultur ein Problem, vorrangig in den wohngebietnahen Flächen, wo die Mäuse gut Unterschlupf finden. Surfinia-Hängepetunien werden besonders gern von Mäusen angefressen.

Ein mit Stauden bestücktes Selbstpflückfeld.
Ein mit Stauden bestücktes Selbstpflückfeld. © Claudia Link/Mathis Blumen

Möglichst viele schöne Sorten

Ziel ist es nicht, möglichst viele, sondern die schönsten Sorten zu finden und anzubauen. Aktuell sind beispielsweise 24 Cosmea-, 36 farblich aufeinander abgestimmte Zinnia-, etwa 84 Tulpen- und etwa 50 Dahlien-Sorten mit 1.700 Pflanzen im Anbau. „In gewisser Hinsicht ist die Staffelung der Produktion etwas unkonventionell“, erläuterte Samuel Mathis. Ab März gibt es blühende Tulpen, Anemonen und Ranunkeln, ab Mai bis Oktober verschiedene Stauden neben diversen Ein- und Zweijährigen, vielen Gladiolen und Lilien. Das Erntejahr endet im November mit Helianthus, Dahlien und Chrysanthemen.

Die angetriebenen Tulpen werden in Kisten am Feld zum Selberschneiden platziert.
Die angetriebenen Tulpen werden in Kisten am Feld zum Selberschneiden platziert. © Claudia Link/Mathis Blumen

Die frühen Tulpen aus kalter Lagerung werden flach gepflanzt und ab Februar mit Minitunnel verfrüht, um ab März zu blühen. Die späten, bei 20 °C bis Dezember gelagerten Tulpensorten werden im Dezember gepflanzt, ab Februar mit Stroh gedeckt und mit Gewebe schattiert. Die Blüte folgt ab Ende April. Für Muttertag werden Tulpen in Kisten im Dezember von warm gelagerten Sorten gepflanzt und nach der Bewurzelung bis Anfang April gekühlt. Die Selbsternte erfolgt von den Kunden direkt aus den auf das Feld gestellte Kisten. Es hat lange gedauert, die dafür möglichen Sorten aus dem verfügbaren Sortiment herauszufiltern.

Die frühen, mit drei bis vier Samen pro Topf Anfang März in 4-cm-Erdpresstöpfen ausgesäten und zwei bis drei Wochen später gepflanzten Sonnenblumen blühen ab Ende Mai. Starke Verfrühungen und Verspätungen sind generell nicht immer einfach, rechnen sich aber in der Regel, bis auf die wenigen absatzschwachen Tage nach Muttertag.

Kunden loben das umfangreiche Sortiment mit vielen außergewöhnlichen Farben und Blütenformen, zeigen Freude daran und kommen gerade deshalb.

Drei unterschiedlich bestückte Felder

„Man benötigt ein dickes Fell“, berichtete Evelyn Mathis. Das gilt sowohl für den Anbau wie auch die Vertrauenskasse, die nicht jeder Kunde ausreichend füllt. Beim Zusammenrechnen der unterschiedlichen Einzelpreise sind nicht alle Kunden ehrlich. Mit etwa 30 % Diebstahl müsse kalkuliert werden. Nicht alle Kunden schneiden die Stiele perfekt, aber auch damit müsse man eben leben.

Auf dem Feld an einer viel befahrenen Straße steht ein relativ kleines Sortiment. Die Beobachtungen zeigten, dass die Kunden mit dem Auto vorfahren, Blumen schneiden und gleich wieder abfahren. „Am liebsten würden sie mit ihren sauberen Schuhen gar nicht erst auf das Feld“, berichtete Evelyne Mathis. Bei einem zweiten etwas abseits gelegenen Feld mit viel größerem, farblich perfekt abgestimmtem Sortiment verweilen viele Kunden oft lange und binden selber recht vielseitige Sträuße. Das dritte, kleine Feld direkt am Hof dient dem Ausprobieren vieler Arten und Sorten in kleinen Mengen. Zusätzlich steht hier Schnitt für die eigene Floristik.

Nicht alles funktioniert gut

Der Anbau nicht aller Arten funktioniert auf den Flächen zufriedenstellend. Dill wurde bereits aus der Sortimentsliste gestrichen.

Von manchen Arten und Sorten, die den Landwirten gut gefielen, war es oft unmöglich, Jungpflanzen zu beziehen. So begannen sie mit der eigenen Jungpflanzenanzucht über Saatgut und Stecklinge. Das verwendete Saatgut stammt aus etwa zehn unterschiedlichen Quellen, selbst aus dem Baumarkt kaufen sie Saatgut ein.

Das umfangreiche Sortiment umfasst Arten von A bis Z. Sehr wichtig sind die im Anbau nicht ganz einfachen, dafür wunderschönen Anemonen, da sie früh direkt nach den Tulpen blühen. Minitunnel geben Schutz vor Kälte, müssen allerdings per Hand bei Wärme immer wieder abgebaut werden. Auch Ranunkeln erfordern diesen Aufwand. Lisianthus waren im ersten Jahr der Hit, später blieben diese Pflanzen stehen und wurden ebenfalls wieder aus dem Programm gestrichen. Celosien wachsen schlecht auf den Flächen. Molucella waren regelmäßig krank, möglicherweise vertragen sie den schweren Boden nicht. Der Anbau der Blaudolde funktionierte ebenfalls nicht, ebenso der sehr hoch werdende Stauden-Rittersporn. Anders dagegen der gut zu kultivierende einjährige Delphinium consolida, der ebenfalls zur richtigen Zeit im Frühling blüht.

Die Trendpflanze Eucalyptus boomt. Problematisch zeigte sich jedoch die Selbstpflücke, bei der die Pflanzen unten abgeschnitten wurden, ohne dass sich weitere Triebe bilden können. Daher werden die Pflanzen jetzt anfangs mit einem Netz bedeckt, so dass die Kunden erst später schneiden können.

Islandmohn ist schwierig im Freiland, wird aber aufgrund der Schönheit jedes Jahr trotzdem wieder kultiviert.

Die Nachfrage nach fertig gebundenen Sträußen ist groß.
Die Nachfrage nach fertig gebundenen Sträußen ist groß. © Claudia Link/Mathis Blumen

Weiteres Standbein

Primär leben Mathis von den Blumen zum Selberschneiden. Als weiteres Standbein für eine größere Betriebssicherheit nahmen sie die Floristik hinzu. Die ersten zehn von ihnen gebundenen Sträuße waren schnell weg und so war schnell klar, dass die Nachfrage auch nach den Sträußen groß ist.

Für Anlässe wie Hochzeiten werden Sträuße auf Bestellung in klein, mittel und groß für 30, 50 oder 70 CHF angefertigt. Primär fertigen sie farblich der Natur nachempfundene Sträuße an. Spezialbestellungen beinhalten auch deutlich höherpreisige Sträuße. Die Kunden wählen dann gern die Farben und teils auch die Blumen, vertrauen aber auf die Auswahl der Landwirtsgärtner.

Marktsträuße auf dem Weg in die Stadt Basel.
Marktsträuße auf dem Weg in die Stadt Basel. © Claudia Link/Mathis Blumen

Mittlerweile findet nebenher der Verkauf von Marktsträußen an vier Standorten in verschiedenen Läden, unter anderem direkt in Basel sowie in Mathis Hofladen freitags ab 16 h statt. Die Herausforderung liegt darin, einen Strauß kostendeckend für 19,90 CHF herzustellen, der aussehen muss wie ein Strauß für 29,90 CHF, dem Verkaufspreis in den Läden. 30 CHF stellt eine Hürde dar, mehr geben die meisten Kunden ungern für einen Strauß aus.

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