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Blumengroßmärkte

Weihnachtsgeschäft erfüllt die zurückhaltenden Erwartungen

Auf den Blumengroßmärkten entsprach das Weihnachtsgeschäft den nicht euphorischen Prognosen. Die Preise stiegen. Im neuen Jahr wird der BGM Köln mit dem FDF-Bundesverband kooperieren. Auf dem BZG in Frankfurt am Main hat man neue Wege in der Kundenkommunikation beschritten.

von Martin Hein, Hamburg erschienen am 02.01.2025
Wie hier auf dem BGM Düsseldorf gab es auch schon vor Weihnachten Tulpen als Frühlingsboten. Von der befürchteten Mengenbeschränkung bei Zwiebelblühern war bisher nichts zu spüren. © Blumengroßmarkt Düsseldorf
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Aufgrund des vielfachen Gebrauchs kann man für die Grüne Branche „Konsumzurückhaltung“ als Begriff des Jahres 2024 benennen. Das war auch zum Weihnachtsgeschäft so. Michael Schoser vom BZG in Frankfurt am Main bezeichnet das Weihnachtsgeschäft als zäh, das am Ende dann doch zufriedenstellend war. Jörg Vatter, Vorstandsvorsitzender des BGM in Reutlingen, geht einen Schritt weiter, wenn er die erwartet schwachen Umsätze nicht nur auf eine vorübergehende Kaufunlust zurückführt, sondern einen tiefgreifenden Strukturwandel weg vom Blumenfachhandel sieht.

Michael Schoser nutzt den Begriff „unberechenbar“ zur Umschreibung des Konsumverhaltens. Und wirklich: Eine Umfrage in der Adventszeit kam zu dem Ergebnis, dass weit über die Hälfte der Deutschen plante, bei den Ausgaben zum Weihnachtsessen zu sparen. Andererseits wurde zum Jahreswechsel nach Angaben der Branche deutlich mehr für Feuerwerk ausgegeben als im Jahr zuvor. Es gibt also keine generelle, sondern eine spezifische Kaufzurückhaltung. Die jährlich von der DAK durchgeführte Umfrage nach den Vorsätzen der Deutschen lässt sich zusammenfassen: Bloß keinen Stress. Über zwei Drittel der Befragten wünschen sich im gerade angebrochenen Jahr „mehr Entspannung“.

Wie entwickeln sich die Sortimente?

Bezogen auf die Produkte haben Poinsettien im Blumenfachhandel anscheinend weiter an Relevanz verloren. Auf fast allen der neun zur Vereinigung Deutscher Blumengroßmärkte (VDB) gehörenden Blumengroßmärkte gab es auch noch in der Woche vor dem 24. Dezember kleine Mengen an Weihnachtssternen. Und dies, obwohl ein Produzent wie Felix Trauth (Karlsruhe) schätzt, dass er in den vergangenen zehn Jahren rund 30 Prozent an Produktionsmenge verloren hat. Diese Entwicklung lässt sich nicht verallgemeinern: Produzentin Inga Bahlke, Hamburg, hat die Produktionsmenge gegenüber 2023 erweitert und alles verkauft.

Auch auf dem BGM Mannheim waren Sterne ab dem 19. Dezember ausverkauft. Der eigentliche Renner waren dort wie auf den anderen BGM Amaryllis – „zu „hohen Preisen“, wie Geschäftsführer Hans-Georg Biller betont. Weiterhin schwer taten sich Azaleen und ebenso Cyclamen. Über alle Produktbereiche ist das Preisniveau etwas angestiegen.

Farblich blieb der Blumenfacheinzelhandel in traditionellen Bereichen, wie stellvertretend auch für andere der Ulmer BGM-Geschäftsführer Rainer Obermeyer beobachtet hat. Die von der floristischen Fachpresse angekündigte Wende zu „bunten Kreationen“ gab es nicht in der erwarteten Breite. „Was produziert wurde, ist verkauft worden“, verweist der Düsseldorfer BGM-Geschäftsführer Jörg Breitenfeld auf das Silvester-Produkt Glücksklee. Der Trend ging zu größeren Töpfen, „vielfach stärker dekoriert als in den vergangenen Jahren“.

Intensivierte Zusammenarbeit: Der Bundesvorstand des Floristen-Verbands FDF und Raimund Korbmacher (3. von rechts) vom BGM Köln nach der Vertragsunterzeichnung im Garten des FDF-Florist-Parks.
Intensivierte Zusammenarbeit: Der Bundesvorstand des Floristen-Verbands FDF und Raimund Korbmacher (3. von rechts) vom BGM Köln nach der Vertragsunterzeichnung im Garten des FDF-Florist-Parks. © FDF

Mehr gemeinsam tätig werden

Auf allen Blumengroßmärkten sind sich die Entscheidungsträger sicher, dass in den nächsten Jahren die Weichen neu gestellt werden müssen. Trotz den Vorteilen wie tägliche Frische und intensiven Kundenkontakten stellt Felix Trauth für den Blumengroßmarkt Karlsruhe die Frage, ob das System des Frühmarkts künftig wie bisher weiter Bestand haben kann. Die Belastung der Gartenbaubetriebe und die sich verändernden Einkaufsgewohnheiten sprächen möglicherweise dagegen. Vielleicht liegt die Lösung in weniger Öffnungstagen, spekuliert er.

Sicher ist sich der Vorstandsvorsitzende des BGM Karlsruhe, dass die Gemeinsamkeiten in der Branche gestärkt werden müssen. Gegenwärtig gäbe es zu wenig Austausch. jeder koche sein eigenes Süppchen. Es gebe keinen gemeinsamen Auftritt gegenüber der Öffentlichkeit, den Medien oder auch der Politik. Spricht aus solchen Aussagen der Wunsch nach einer CMA 2.0?

Gemeinsamkeiten stärken – dies ist sicherlich auch die Motivation des BGM Köln, die Beziehungen zum Fachverband Deutscher Floristen e. V. – Bundesverband (kurz FDF) auszubauen. Mit Beginn dieses Jahres wird der FDF vom BGM Köln nicht nur ideell, sondern auch finanziell gefördert. Die Vereinbarung, die im vergangenen Herbst im FDF Florist-Park in Gelsenkirchen getroffen wurde, gilt zunächst für zwei Jahre.

Zunehmender Einfluss der Internet-Meinungsmacher

„Die Luft wird dünner, die nächsten Jahre sicherlich für die Floristik-Fachgeschäfte nicht einfacher“, kommentiert der Kölner BGM-Geschäftsführer Raimund Korbmacher die Kooperation. Er nennt die mangelhaften Ausbildungszahlen, die Schließung von gutgehenden Geschäften mangels Nachfolge und die schwache Präsenz in den Medien als zentrale Problemfelder. Hinzu komme, dass die Floristen in der sich verstärkenden digitalen Welt Stück für Stück die Meinungsführerschaft verlören.

Raimund Korbmacher spielt dabei auf den zunehmenden Einfluss der Internet-Influencer an. Schon länger kommen zahlreiche Kunden in die Blumenfachgeschäfte, zeigen ein Foto auf ihrem Handy, und wünschen sich genau so einen Strauß. Viele der Abbildungen nehmen aber keine Rücksicht auf saisonale Warenverfügbarbarkeit (Sonnenblumen im Frühjahr, Tulpen im Hochsommer) oder floristische Gestaltungsprinzipien. Die Bildmanipulation durch Photoshop gehört der Vergangenheit an, die KI wird bald größere Bearbeitungsmöglichkeiten eröffnen. „Die Floristen müssen sich ihre Meinungsführerschaft zurückerkämpfen, wenn sie nicht zu Handlangern der Internet-Gurus werden wollen“, ist Raimund Korbmacher überzeugt.

In Frankfurt wird ein Genussabend zum Erfolgsmodell

Einen anderen Weg zu verbesserter Kommunikation mit der Floristen-Branche hat der BZG in Frankfurt am Main gefunden. Ende vergangenen Jahres lud er zur adventlichen Saisoneröffnung seine Kunden in die Blumengroßmarkthalle ein. Rund 900 Gäste folgten der Einladung – eine Sensation! Die früheren Adventsveranstaltungen der BGM waren in der Regel mit Bühnenshows verbunden, bei denen prominente Floral-Gestalter sozusagen oben von der Bühne herab dem Publikum die aktuellen Trends erläuterten. Auf solche Präsentationen hat das Fach-Publikum immer weniger Lust. Auch „stille“ Ausstellungen werden kaum mehr als Inspiration empfunden und wenig besucht.

Der BZG lud nun nicht zu einer Fachdemonstration ein, sondern zu einem „Genussabend“. Und zwar an einem Samstagabend, um den Freizeitaspekt mit einzubeziehen. Es gab viel Floristik. Top-Gestalter wie Petra Konrad, Jürgen Herold und Stephan Triebe waren vor Ort. Es gab aber keine Bühnenshow. So wurden etwa die Werkstücke von Jürgen Herold, die nicht nur aus dem Bereich der Adventsfloristik stammten, zu einer Ausstellung zusammengefasst. Er selbst führte kleine Gruppen von maximal 25 Personen durch die Präsentation.

So entstand ein Austausch auf Augenhöhe. Das Publikum durfte nicht nur zuhören, es durfte teilnehmen, Fragen stellen. Techniken, Gestaltungsideen oder Farbzusammenstellungen wurden in kollegialer Atmosphäre erläutert und unmittelbar kommentiert. So wie Jürgen Herold agierte an dem Abend auch Stephan Triebe – Top-Floristen zum Anfassen. Die hohe Akzeptanz des neuen Formats zeigte sich auch in einem Wettbewerb, an dem elf Frankfurter Fachgeschäfte mit Adventswerkstücken teilgenommen hatten. Das Publikum war zum Voting aufgefordert worden, rund 400 Gäste gaben ihre Stimme ab. Ein Zeichen, wie sehr sich die Gäste mit dem Gezeigten identifizieren.

Nun darf man nicht verheimlichen, dass der phänomenale Erfolg des Abends in Teilen auch durch den Magen ging mit Gerichten aus einer Kombination von hessischer und schwäbischer Küche. Die Speisen waren vom BZG gesponsert, die Gäste zahlten pro Portion nur 2 Euro, pro Getränk 1 Euro. Also durchaus verständlich, dass ganze Belegschaften anreisten.

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