So lief das Herbstgeschäft 2008
Herbstzeit ist Pflanzzeit. So war es eigentlich immer. So ist es prinzipiell auch noch heute, aber bei Weitem nicht mehr in einer so ausgeprägten Form.
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Warum auch? Fast alles an Sträuchern, Koniferen und Stauden steht heute in Containern und kann nahezu ganzjährig gepflanzt werden. Der Verbraucher muss nicht erst auf den Oktober warten. Pflanzzeit ist nur noch für einige ganz typische Saisonartikel, wie Blumenzwiebeln, Viola, Gartenchrysanthemen, Erika oder Calluna. Aber auch bei diesen Artikeln beginnt die Verkaufssaison immer früher, nämlich bereits im August. Dies trägt dazu bei, dass sich die typische Verkaufssaison entzerrt und dabei auf die Monate August bis November verteilt.
Erfreulicher September
Trotz Rezessionsängsten und drohenden Arbeitsplatzverlusten entwickelte sich tendenziell das Saisongeschäft in vielen Einzelhandelsgärtnereien, vornehmlich im süddeutschen Raum, zunächst überraschend gut. Exakt 83% von 24 ausgewerteten Einzelhandelsgärtnereien, die an einem monatlichen Betriebsvergleich teilnehmen, verzeichneten im September ein Umsatzplus zum gleichen Monat des Vorjahrs. Aus den Hoffnungsträumen, dass sich dieser positive Trend trotz düsterer Konjunkturdaten fortsetzt, wurde allerdings im Oktober jähe Ernüchterung. Denn der Folgemonat schloss für 71% der Betriebe mit einem zum Teil sehr deutlichen Minus ab. Die Gründe waren meist kundenfrequenzbedingt.
Im Durchschnitt fehlten rund 10% an einem regulären Oktoberumsatz. Diese wenig erbauliche Umsatzentwicklung wird erst richtig deutlich, wenn man sich bewusst macht, dass ein Oktober, mit einem etwa 10%igen Anteil am Jahresumsatz, fast eine doppelt so wichtige Rolle spielt als der September.
Wenn entscheidende Monate Umsatzdefizite einfahren, wie es beispielsweise bereits im letzten April vorkam, steht eine Aufholjagd in den restlichen Monaten auf recht schwachen Füßen. Nun ist weder Schönfärben noch Schwarzmalen angesagt. Fakt ist, dass mit Abschluss des Oktobers die Hälfte der ausgewerteten Einzelhandelsgärtnereien den Umsatz vom Vorjahr nicht erreicht haben. Die Zeit und die Möglichkeit, dies bis Jahresende noch entscheidend zu korrigieren, ist nicht mehr vorhanden. Das Spiel ist wohl gelaufen, denn das Weihnachtsgeschäft hat in diesen Betriebsstrukturen keine so maßgebende Bedeutung.
Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer? Betrachten wir es optimistisch. Vielleicht hätte es noch schlimmer kommen können, besonders dann, wenn nicht die Rohölpreise im Herbst 2008 überraschend deutlich gefallen wären.
Das Sortiment bewegt sich
Ob der Absatz floriert oder stagniert, hängt zum großen Teil mit der Sortimentsgestaltung zusammen. Das Portfolio, sozusagen die angebotene Produktpalette, hinsichtlich Arten, Formen und Farben, muss dem Zeitgeist entsprechen. Dieser ist ständig im Wandel begriffen. Immer schneller ändert sich das angebotene Sortimentsspektrum. Schaut man sich die aktuelle Entwicklung draußen in der Praxis an, so lässt sich kurz gefasst Folgendes feststellen:
Der Trend geht zu größeren Töpfen. Besonders ausgeprägt zeigt sich dies bei Calluna-Knospenheide. Der Fachhandel versucht durch eine Produktdifferenzierung hin zu einer schwereren Ware, dem Preisdruck bei Standardgrößen im 12- und 13-cm-Topf aus dem Weg zu gehen. Die Jumbo- oder XXL-Größen reichen bis zum Dreier-Tuff in Containern von 19 bis 21cm Durchmesser. Außerdem ist eine solche Ware für den Blumenfreund eine gute „terrassengerechte Lösung“, die er selbst nicht mehr umtopfen muss.Gelblaubiges rückt auf. Dies ist deutlich an der Zunahme von hellgrünen bis gelblaubigen Callunen-Sorten zu erkennen, die einzeln, besonders aber in Mixprodukten, verwendet werden. Ferner unterstreicht auch die Zunahme von Erica arborea, der Baumheide, sowie Cupressus macrocarpa diese Entwicklung.
Einstiegsware im Fachhandel rückläufig. Sowohl Callunen als auch Dendranthema im 9- und 10-cm-Topf tauchen als Preiseinstiegsware immer seltener im Fachhandel auf. Dieses Geschäft überlässt er in zunehmendem Maße den Baumärkten. Offensichtlich fragt das Kundenklientel im Fachhandel diese Ware erst gar nicht nach.Erica darleyensis verdrängt Erica carnea. Ein Heideklassiker verliert seine Marktposition immer mehr an die kräftiger wachsende Erica darleyensis, der Englischen Heide, mit sonst ähnlichem Aussehen. Sie blüht etwas früher, wird aber, im Gegensatz zu Erica carnea, als nicht voll winterhart bezeichnet.
Gefärbte Produkte weniger gefragt. Dies betrifft vor allem Erica gracilis und Calluna, die oft in schillernden Farben das Sortiment ergänzen, auch durchaus eine gute Farbstabilität und somit Leuchtkraft zeigen, aber offensichtlich den Zenit überschritten haben.Mixprodukte stark im Kommen. Neben den Marktführern wie „Twin-Girls“, „Trio-Girls“ oder „Harlekin“ tauchen eine ganze Reihe weiterer Mixprodukte auf. Dazu zählen auch gattungs- und artenübergreifende Kombinationen wie Garten-Chrysanthemen-Büsche, durchzogen von Helichrysum petiolare oder Calluna, kombiniert mit Efeu sowie Calocephalus, kombiniert mit Muehlenbeckia.
Ziergräser voll im Trend. Immergrüne, winterharte Gräser, vor allem aus der Carex-Familie, liegen momentan in der Käufergunst weit oben. Ihre lockere, filigrane Ausstrahlung bietet viele Kombinationsmöglichkeiten und verleihen einem gemischt bepflanzten Ensemble den besonderen Reiz.Sonstige Produkte mit Wachstumspotenzial. Zu nennen ist hier in erster Linie Heuchera als dekorative, auch in Töpfen winterharte Blattschmuckstaude, in vielen Sorten. Ferner Sedum, das inzwischen sehr artenreich im Herbstsortiment vertreten ist, sowie das silberlaubige, kombinationsfreundliche Calocephalus brownii, welches sich bereits zu einem Massenartikel entwickelt hat, der wiederum dem traditionellen Silberblatt stark zusetzt.
Text und Bild: Norbert Elgner, Marketingberater, Heppenheim
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