Niederländische Gartenbau: Krise hinterlässt Spuren
Die Meldungen, die uns zurzeit über die wirtschaftliche Situation auch im niederländischen Gartenbau erreichen, sind nicht erfreulich. Die Folgen der Energiekrise und die schwierige wirtschaftliche Entwicklung hinterlassen kräftige Spuren.
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Erlös- und Umsatzeinbrüche im Binnenland und beim Export kennzeichnen die Zahlen der letzten Monate, Zahlungsschwierigkeiten und Konkurse von Produktionsbetrieben sowie eine nachlassende Bautätigkeit sind weitere Indizien für eine Krise. Die Politik versucht, der für die Niederlande so wichtigen Branche zu helfen.
Der Umsatz der niederländische Veilinge sank im dritten Quartal 2008 um fast 5 %. Der Export verzeichnet einen Einbruch in gleicher Höhe. Die Ursache für den Umsatzeinbruch liegt in dem insgesamt gesunkenen Preisniveau für die angelieferten Produkte. Dagegen ist der Anteil verkaufter Ware laut dem Landbouw Economisch Instituut (LEI) sogar um 1,5 % gestiegen. Insbesondere Schnittblumen verloren rund 13 % Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dagegen stieg der Umsatz bei Topfpflanzen um 5 %, aber auch nur dank einer um 8 % höheren Verkaufszahl.
Der Export von Blumen und Pflanzen rutschte im Oktober in den wichtigsten Ländern Deutschland, Frankreich und Großbritannien um 7 % und mehr ab. Insgesamt meldet die Branchenorganisation HBAG einen Einbruch bei Schnittblumen um 14 % und bei Pflanzen um 9 %.
Die düsteren wirtschaftlichen Prognosen werfen erste Schatten auf den Absatz von Blumen und Pflanzen. Wie das niederländische „Agrarisch Dagblad“ meldet, fiel der Umsatz der Veiling Flora Holland um beinah 4,7 %. Nur wenige Arten behaupteten sich positiv. So konnten Topfchrysanthemen bei einem um 10 % niedrigerem Angebot um 10 Ct zulegen. Auch der Verkaufspreis von Ficus stieg bei einem um beinah 14 % geringerem Angebot.
Der Durchschnittspreis von Phalaenopsis sank um fast 1 € auf 3,785 € bei einem 57 % höherem Angebot. Der Umsatz der gesamten Freilandpflanzenpalette sank um 5,9 %. Insbesondere Stiefmütterchen standen durch ein 11 % größeres Angebot unter Druck.
Flora Holland trennt sich von der Veiling Plantion
Die Veiling Flora Holland trennt sich als Anteilseigner von der im Frühjahr gegründeten Veiling Plantion. Mit 30 % war Flora Holland an dem Zusammenschluss der Bloemenveiling Vleuten, Uetrecht, und der Veiling Oost Nederland (VON) beteiligt. Diese beiden Veilinge hatten im Frühjahr ihre Fusion beschlossen und gleichzeitig einen Neubau in Ede geplant. In der derzeitigen wirtschaftlichen Situation möchte Flora Holland keine Verantwortung für den Neubau übernehmen und tritt deshalb als Anteilseigner zurück. Beide Organisationen verhandeln nun, wie die Trennung vollzogen werden kann.
Weniger Neubaugenehmigungen
Nach einer Mitteilung des niederländischen statistischen Büros wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 2008 anstatt 118 Genehmigungen wie im Vorjahr nur noch 71 Neubaugenehmigen ausgesprochen. Bis Ende Juli entspricht dies etwa dem Neubau von 191 ha. Im selben Zeitraum des Vorjahrs waren dies noch 318 ha. Nach Auskunft der Branchenorganisation der Gewächshausbauer AVAG wurden in der Vergangenheit durchschnittlich zwischen 400 und 500 ha Glasfläche jährlich gebaut.
Ministerin unterstützt den Gartenbau
Wie das „Agrarisch Dagblad“ meldet, will die niederländische Ministerin Gerda Verburg dem Gartenbau in dieser schwierigen Zeit helfen. Gemeinsam mit der Gartenbauorganisation LTO und der Rabobank wurde vereinbart, dass die Garantiestellung von 1,2 Mio.€ auf 2,5 Mio.€ erhöht wird. Diese Regelung soll Investitionen erleichtern. Sofern der Investor später in finanzielle Schieflage gerät, bürgt die Allgemeinheit mit 80 % der Summe. Weiterhin werden die Anforderungen an die sogenannten „GroenLabelKassen“ gelockert und die Abschreibungsmöglichkeiten erweitert. Die bereits zugesagten 10 Mio. € für den Erdwärmefond werden von der Rabobank um 5 Mio. € aufgestockt. Die Ministerin will auch eine Unersuchung über die Preisgestaltung von Gartenbauprodukten durchführen lassen. Abschließend wird im Rahmen der Raumordnung überlegt, wie mit verstreut liegenden Gartenbaubetrieben zu verfahren sei.
Rabobank zeichnet kein gutes Bild
Trotz einer insgesamt schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage sieht ein Direktor der niederländischen Rabobank Westland wieder die Rückkehr einer positiven Stimmung. Wie das „Agrarisch Dagblad“ in mehreren Meldungen mitteilt, trägt insbesondere der derzeit niedrige Gaspreis dazu bei. Insbesondere die Gruppe von Gartenbauunternehmen, die finanziell nicht gezwungen waren, den Betrieb einzustellen, dies jedoch mental schon vorhatten, sehen wieder eine Perspektive. Im September meldete die Rabobank Westland, dass 20 % der Betriebe Liquiditätsprobleme hätten und andere überlegen, den Betrieb wegen mangelnder Zukunftsperspektiven einzustellen. Besonders letztgenannte Gruppe schöpfe nun wieder Hoffnung. Hierzu zählen auch diejenigen, die im Sommer keinen neuen Gasvertrag für 2009 abgeschlossen hatten im Vertrauen darauf, dass die Gaspreise wieder fallen. Das Risiko zu warten, belohnt nun diese Unternehmer.
Die lokalen Rabobanken melden ebenfalls unterschiedliche Entwicklungen. So stehen zurzeit besonders Unternehmen in der Umgebung von Erica, Klazienaveen und kleinere Betriebe in Wieringermeer unter Druck. Die Rabobank Emmen-Coevorden meldet fünf Konkurse, spricht aber von noch mehr Betrieben mit besorgniserregenden Bilanzen. Man erwartet dort, dass in den kommenden drei bis fünf Jahren mehr als ein Drittel der Betriebe sich nicht mehr halten können. Anders als in den zurückliegenden Jahren betrifft dies vermehrt Betriebe, die eigentlich noch nicht aufhören wollten.
Am 14. November 2008 rutschte der Gaspreis auf dem niederländischen „Spotmarkt“ teilweise unter 20 Ct für einen Kubikmeter. Experten warnen davor, damit zu rechnen, dass sich der niedrige Preis bis in das Jahr 2009 hält und raten zum Einkauf.
Hartmuth Range, Münster
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