Unterwegs in Norddeutschland
Als Abschluss ihrer Ausbildung unternahm die Technikerklasse des Jahrgangs 2005 bis 2008 der LVG Erfurt eine Fachexkursion. Vom 17. bis 20. März 2008 wurden verschiedene Gartenbaubetriebe in der Region Hamburg und in Schleswig-Holstein besucht. Fotos: LVG Erfurt
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Am ersten Tag führte uns der Exkursionsplan am Nachmittag in die Baumschule Lorenz von Ehren südöstlich von Hamburg. Hier war die Vermarktung in vollem Gange und bestimmte das Bild auf dem Betriebshof. Bis zu 30 LKW-Sattelzüge verlassen in dieser Zeit täglich den Betrieb. Nach einer Vorstellung des Unternehmens erfolgte ein Rundgang über das Betriebsgelände mit einer anschließenden Besichtigung verschiedener Baumschulquartiere. Freudig überrascht waren die Fachschullehrer, einen ehemaligen Fachschüler der LVG Erfurt wieder zu sehen. Herr Hasselmeier hatte 1995 – 1997 seinen Technikerabschluss in der Fachrichtung Produktionsgartenbau erworben und ist im Vertrieb innerhalb Deutschlands tätig.
Am Dienstagvormittag wurden getrennte Betriebsbesichtigungen durchgeführt. Die
Schüler des Garten- und Landschaftsbaus waren in Hamburg unterwegs und
besuchten zwei Betriebe. Der Betrieb Wiese und Suhr ist überwiegend im
öffentlichen Bereich tätig und realisiert dort gestalterisch anspruchsvolle
Bauvorhaben mit hochwertigen Materialien. Nach der Vorstellung des Betriebes und
einem kurzen Rundgang über den Betriebshof besuchten wir verschiedene
Baustellen in der Hamburger Hafen-City.
Der zweite Betrieb, Ingo Beran Garten- und Landschaftsbau, hat sich auf die Gestaltung von Privatgärten im Großraum Hamburg spezialisiert. Besonders waren wir vom Engagement des Betriebsleiters in der Ausbildung beeindruckt, hier möchte man noch einmal Azubi sein.
Die Gruppe mit den Fachschülern des Gartenbaus fuhr Richtung Norden in das
Anbaugebiet Dittmarschen. Der ehemalige Meisterschüler Jens Kühn hatte ein sehr
abwechselungsreiches Programm zusammengestellt. Zuerst besichtigten wir den
Tomatenbetrieb Hennstedter Gewächshaus GmbH, in welchem Herr Kühn
Betriebsleiter ist. Hier werden auf einer Flächen von ca. 6,5 ha Tomaten unter Glas
angebaut. Die Energieversorgung erfolgt durch die benachbarte Biogasanlage auf
der Basis von Holzhackschnitzeln und Mais. Beeindruckt waren alle von der
beispielhaften Betriebsorganisation, der Sauberkeit und der konsequent umgesetzten
Pflanzenhygiene.
Am frühen Nachmittag konnten wir Einblicke in die Lager-, Aufbereitungs- und
Vermarktungsorganisation bei Gemüse, insbesondere Weiß-/Rotkohl und Möhren,
des Gemüsebaubetriebes Peter Beckmann gewinnen. Insbesondere die Vielfalt der
Verpackungsgrößen und –formen ist für den Betrieb eine logistische
Herausforderung. Übrigens sind Weiß- und Rotkohl Beispiele für die wenigen
Gemüsekulturen die Deutschland exportiert, vor allem nach Skandinavien, ins
Baltikum und nach Russland.
Anschließend folgten noch die Betriebe Gemüsebau Jacobs in Glückstadt und Kühn
als Direktvermarkter in der Bloomschen bzw. Engelbrechtschen Wildnis. Am späten
Nachmittag wurde dann durch alle Fachschüler gemeinsam die Baumschule BKN
Strobel in Holm besucht. Hier lief das Absatzgeschäft auf Hochtouren. Für alle immer
wieder interessant, wie die Mitarbeiter die bestellten Pflanzen aus der Vielzahl des
Sortiments finden. Die Verpackung, Kennzeichnung und Etiketierung der Ware
erfolgt genau nach Kundenwunsch. Die Abnehmer sind überwiegend Gartencenter
und –ketten, Baumärkte und Landschaftsbaubetriebe.
Am nächsten Tag ging es in den Südwesten Hamburgs an die Elbe. Das traditionelle
Obstanbaugebiet "Altes Land" mit seinen über Generationen gewachsenen
Obsthöfen war das Ziel. Zuerst wurde die Versuchsstation Jork besichtigt. Der Leiter
Herr Dr. Görgens erläuterte Aufbau und Aufgaben, um danach Versuchsfragen und
deren praktischen Hintergrund für die Obstbauern vorzustellen. Interessant waren für
alle die Versuche zu den sortenbedingten optimalen Lagerbedingungen für Apfel, um
eine möglichst hohe Qualität über einen langen Angebotszeitraum zu gewährleisten.
Danach besuchten wir den Obstbaubetrieb Schliecker in Jork, einen im Anbaugebiet
typischen Betrieb, mit immerhin 35 ha Fläche. Zum Zeitpunkt des Besuchs war die
Auslagerung, Aufbereitung und Verpackung der häufigsten Apfelsorte 'Elstar' in
vollem Gange. Aber auch hier wird schon in die Zukunft gedacht, z. B. durch die
geplante Aufnahme so genannter Premiumsorten aus den USA und Frankreich in
das Sortiment. Dadurch lassen sich höhere Marktpreise erzielen. Die Probleme
infolge einer möglichen Vertiefung der Elbe – Versalzung des Beregnungswassers,
sowie die steigenden Energie-, Dünger- und Pflanzenschutzmittelkosten waren
wichtige Inhalte des abschließenden Erfahrungsaustausches.
Am späteren Nachmittag erreichten wir nach schwieriger Parkplatzsuche doch noch
den Botanischen Garten. Hier waren wir erstaunt über die Vielfalt im Tropenhaus
inmitten der Großstadt.
Nachdem am Donnerstagmorgen die Sachen wieder in den Fahrzeugen verstaut
waren, fuhren wir in Richtung Süden nach Apensen zum Zierpflanzenbaubetrieb
Gartenbau Lühnen GbR. Vermissen werden wir die preiswerte Unterkunft nicht, allein
schon wegen des nahen Hamburger Flughafens. In Apensen führte uns ein sehr
pfiffiger, kaufmännisch denkender und für Fragen offener Gartenbauunternehmer.
Allein schon Kombination und Organisation der verschiedenen Betriebsformen –
Produktion von Zierpflanzen, ein Pflanzenmarkt als Gartencenter,
Containerbaumschule, Grabpflege und Garten- und Landschaftsbau – brachte uns
zum Staunen. Es gab nichts, was der Gartenfreund hier nicht findet.
Überall wurden wir mit offenen Armen empfangen. Nochmals vielen Dank an alle
besuchten Betriebe für die Gastfreundschaft und die Antworten auf unsere vielen
Fragen.