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Baden-Württemberg

Große Herausforderungen für den Zierpflanzenbau

Christoph Hintze, Leiter der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg, beleuchtet die Situation der Betriebe in Baden-Württemberg, die sowohl im Einzelhandel als auch in der Topfpflanzenproduktion alles andere als einfach ist.

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Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des Anteils der Betriebe mit einem positiven Reinertrag (Kapitalverzinsung) bei direkt und indirekt absetzenden Zierpflanzenbetrieben. Von 1998 bis 2007 sank der Anteil der direkt absetzenden Betriebe mit einem positiven Reinertrag. Dagegen blieb der Anteil der indirekt absetzenden Betrieben mit einem positiven Reinertrag über die Jahre mehr oder weniger stabil.

Im 3. Drittel der direkt absetzenden Zierpflanzenbaubetrieben befinden sich überwiegend kleinere Betriebe mit einem Jahresumsatz bis zu 250000 €. Diese Betriebe konnten ihren Umsatz über die vergangenen zehn Jahre nicht steigern. Im Gegenteil: Er sank seit 2000 um etwa ein Drittel. Diese Umsatzverluste wirkten sich in einer Kettenreaktion negativ auf weitere Erfolgsgrößen aus. Dagegen konnten die größeren Einzelhandelsgärtnereien die Umsatzhöhe im gleichen Zeitraum zumindest leicht steigern.

Handelsbetriebe besser als Einzelhandelsgärtner

Bei den als Handelsbetrieben bezeichneten, auf den Einzelhandel spezialisierten Betrieben gab es in den vergangenen Jahren folgende Entwicklung: Die Umsätze der Betriebe des 1. Drittels verdoppelten sich und erreichten ein durchschnittliches Niveau von knapp unter 1 Mio. €. Damit machen die erfolgreichen Handelsbetriebe fast den doppelten Umsatz wie die erfolgreichen Einzelhandelsgärtnereien. In keinem der vergangenen zehn Jahre erwirtschafteten sie negative Reinerträge. Dieses 1. Drittel bewies somit nachhaltige Rentabilität, während die Durchschnittsergebnisse durch die ungünstigen Zahlen der weniger erfolgreichen, meist deutlich kleineren Betriebe ins Negative gerieten.

Die Umsatzentwicklung bei den spezialisierten Handelsbetrieben mit direktem Absatz verlief deutlich besser als bei den erfolgreichen Einzelhandelsgärtnereien. Mittlerweile haben die Einzelhandelsgärtnereien ihre noch zu Beginn des neuen Jahrtausends deutlich komfortablere Position nach und nach eingebüßt. Seit 2001 zeigt die Kurve (mit Ausnahme der Jahre 2005 und 2006) nach unten.

Die absoluten Reinerträge der spezialisierten Handelsbetriebe schwanken deutlich stärker als die der Einzelhandelsgärtner. Die verschiedenen Betriebszweige der Einzelhandelsgärtner tragen zwar dazu bei, die Rentabilität zu stabilisieren. Trotzdem ist die Rentabilität auch bei den erfolgreichen Einzelhandelsgärtnereien rückläufig. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre ist der absolute Reinertrag allerdings immer noch höher als bei den Handelsbetrieben.

Rentabilität der Topfpflanzenbetriebe rückläufig

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Rentabilität der Topfpflanzen- und Schnittblumenbetriebe. Bei der Interpretation der Werte ist zu beachten, dass die Daten bei den Topfpflan-zenbetrieben im Durchschnitt der dargestellten Jahre aus knapp 50 Betrieben und bei den Schnittblumenbetrieben im Durchschnitt aus 14 ausgewerteten Betrieben stammen.

Die Rentabilität der Topfpflanzenbetriebe ist deutlich rückläufig, während sie sich bei den Schnittblumenbetrieben seit 2003 sehr positiv entwickelt. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre war der Reinertrag bei den Topfpflanzenbetrieben um knapp 1,5 Prozentpunkte höher. Allerdings zeigt die Abbildung 3 einen Trend, dass sich die Vorteilhaftigkeit hin zu Schnittblumen verschieben könnte.

Überdurchschnittlich erfolgreiche Topfpflanzenbetriebe haben in den vergangenen zehn Jahren eine um rund 600 m2 größere Glasfläche genutzt. Die Betriebe des 1. Drittels erreichten in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts ein deutlich höheres Niveau an Flächenproduktivität gegenüber dem Durchschnittswert. Allerdings ist der Trend bei beiden Kurven deutlich rückläufig. Es findet eine Annäherung statt, wie sie bereits zu Ende des vergangenen Jahrzehnts bestand.

Diese Entwicklung ging einher mit einer Reduzierung der Aufwandsintensität. In beiden Gruppen ist sowohl der betriebliche Aufwand insgesamt als auch der unmittelbar mit der Produktion zusammenhängende Spezialaufwand, bezogen auf einen Quadratmeter Gewächshausfläche, rückläufig. Bei den Betrieben des 1. Drittels ist dies sogar noch stärker der Fall als im Durchschnitt der Topfpflanzenbetriebe. Diese Praxis scheint sich ungünstig auf die Flächenproduktivität und in der Folge auch auf die Rentabilität der Topfpflanzenbetriebe ausgewirkt zu haben.

Was tun?

Vor dem Hintergrund der dargestellten Entwicklungen steht sowohl der baden-württembergische Facheinzelhandel als auch die Zierpflanzenproduktion vor großen Herausforderungen. Im Facheinzelhandel scheint die Spezialisierung der Betriebe auf den Einzelhandel ein Erfolgskriterium zu sein. Die Eigenproduktion (und die verstärkte Aufnahme von Dienstleistungen) scheint bei der gegebenen Wettbewerbsintensität die Rentabilität eher zu beeinträchtigen.

Bei den Topfpflanzenbetrieben erwies sich die rückläufige Aufwandsintensität als ein möglicher Auslöser für die rückläufige Flächenproduktivität und Rentabilität.

Christoph Hintze, Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG)

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