Einzelhandelsgärtner auf dem Weg in die Zukunft
Vom 17. bis 19. Juni trafen sich Mitglieder des Bundesverbands Einzelhandelsgärtner (BVE) in Herdecke zur Sommertagung ihres Verbands.
- Veröffentlicht am
Herdecke ist eine besonders grüne Oase mitten im Ruhrgebiet – ein idealer Treffpunkt für Einzelhandelsgärtner, die für sich selbst in Anspruch nehmen, grüne Oasen zu schaffen. Die Sommertagung bot viel: So wurde die Herdecker Vorzeigegärtnerei König (siehe auch DEGA 2/2006) besichtigt, zwei Vorträge gaben Anregungen für eine erfolgreiche Unternehmensführung und das Rahmenprogramm sorgte für genügend Freizeit und Entspannung. Insofern war es für die Veranstalter schade, dass ihr Programmangebot von höchstens 70 Teilnehmern angenommen wurde.
Die Einzelhandelsgärtner können 2008 auf 40 Jahre berufsständisch organisierte Arbeit zurückblicken. Der BVE-Vorsitzende Jürgen Herrmannsdörfer, Würzburg, unterstrich die Bedeutung der Ausbildung: „Wir brauchen eine ordentliche Ausbildung. Ganz wichtig ist dabei das Wissen um die Pflanze.“ Bereits seit 1971 gibt es die Forderung nach einem eigenen Berufsbild für die Einzelhandelsgärtner.
Für dieses Jahr hat sich der BVE vorgenommen, Richtlinien für Mitarbeiter in seinen Mitgliedsbetrieben zu entwickeln. Außerdem soll ein Leitfaden für Mitarbeitergespräche entstehen. Ein besonderes Anliegen Herrmannsdörfers ist es, künftig noch enger mit anderen Verbänden und Gruppen aus dem Gartenbau zusammenzuarbeiten, so mit den Fachschulen, den Friedhofsgärtnern, den Floristen oder auch den Innenraumbegrünern. Ein wachsendes Geschäftsfeld sieht der BVE-Vorsitzende im B2B-Bereich. Hier gebe es gute Chancen für Innenraumbegrünung.
Von anderen Branchen lernen
ZVG-Präsident Heinz Herker unterstrich, wie wichtig es sei, dass Einzelhandelsgärtner zusammenarbeiten und sich nicht auseinanderdividieren lassen: „Solidarität muss da sein“. Herker ermutigte zum Blick über Branchengrenzen: „Schaut in die übrige gewerbliche Wirtschaft, warum dort andere erfolgreich sind!“ Herker bedauerte die geringe Teilnehmerzahl an der Sommertagung. Gleichzeitig appellierte er an die Gärtner, zum Deutschen Gartenbautag in Potsdam, der für September geplant ist, in großer Zahl zu kommen, sonst könne der Gartenbau gegenüber der Politik dort nicht überzeugend auftreten. „Stärken Sie uns den Rücken durch Ihre Teilnahme!“, bat Herker.
Karl-Ernst Schäfers, Berater für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, sprach sich für eine PR-Arbeit mit Plan und Konzept aus. Der richtige Weg sei für jeden Betrieb ein anderer: „Es gibt keine standardisierte Lösung.“ Schäfers machte deutlich, dass an einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit kein Weg vorbeiführt: „Wenn Sie über Ihre Erfolge nicht sprechen, dann haben Sie auch keine!“ Schäfers unterstrich, dass es nicht darum gehe, ausnahmsweise einmal in der Zeitung erwähnt zu werden: „Gute PR betreibt, wer nachhaltig auf sich aufmerksam macht.“
Wer ein gutes Image aufbauen wolle, müsse sich vor allem um Glaubwürdigkeit und Vertrauen bemühen. Schäfers sagte, dass eine nachhaltige PR-Arbeit lohnender sei als die auf kurzfristigen Erfolg ausgerichtete Werbung: „PR will Verständnis und Vertrauen aufbauen. Werbung will nur verkaufen.“ PR sei Aufgabe der Führungskräfte in einem Unternehmen und lasse sich nicht wie eine beliebige Aufgabe einfach delegieren. Schwachpunkt in vielen Unternehmen sei, dass sie ihre Kunden gar nicht richtig kennen.
Schäfers empfahl, positiv anders zu sein: „Sorgen Sie für ein Aha-Erlebnis. Wer auffällt, bleibt in Erinnerung.“
Große und oft ungenutzte Chancen sieht Schäfers in Kooperationen: „Der wahre Egoist kooperiert“. Es gebe viele mögliche Aktionspartner für Einzelhandelsgärtner, beispielsweise, Bildhauer, Fotografen, Musiker, Buchhändler, Raumausstatter, Köche oder auch Autohäuser.
Erfolgreich verkaufen
„Die Wareninszenierung ist und bleibt das Hauptthema für den Fachhandel“, so Frank Teuber, Geschäftsführer des Blumenbüro Holland. Der Grund dafür sei, dass der Markt gesättigt ist und letztendlich Design und Inszenierung über Erfolg entscheiden.
Teuber skizzierte einige gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die für den Einzelhandel bedeutsam sind. Er verwies auf die Menschen der alterslosen Gesellschaft, die ihr Leben individuell gestalten. Selbst bei Erwachsenen gebe es eine kindliche Spielfreude mit Produkten, die teils bis zur Infantilität gehe. Für viele sei es wichtig, zu entspannen und zu genießen, sich gut zu fühlen. Das biete viele Ansätze für Einzelhandelsgärtner, Wünsche zu erfüllen.
Große Chancen biete auch der Wunsch vieler Verbraucher, eigene unverwechselbare Produkte zu fertigen, um ein Unikat zu besitzen. Auch dieses Anliegen könne der Einzelhandelsgartenbau aufgreifen. Kunden seien durchaus bereit, für exklusive Kurse in einer Gärtnerei gut zu bezahlen. Teuber berichtete von der Aktion eines Betriebs, der für 15 ausgeschriebene Teilnehmerplätze 50 Anfragen erhielt. Die meisten davon seien Neukunden gewesen.
Neue Marketing-Wege
Für das zweite Halbjahr 2008 plant das Blumenbüro Holland eine neue Kampagne, berichtete Teuber. Sie setzt vor allem auf einen augenzwinkernden Humor. Dazu soll ein „Aktionsbündnis Recht auf Blumen“ Geschenkanlässe herausstellen. Die Kampagne tritt im Retro-Stil der Sechziger- und Siebziger-Jahre auf. So soll es im Rahmen der Kampagne auch einen VW-Bus aus dieser Zeit geben, der öffentlichkeitswirksam für das „Aktionsbündnis“ werben soll.
Teuber sieht weitere Ansätze für erfolgreiches Marketing in ganz neuen Wegen. Festpreisangebote für genau definierte Produkte und Leistungen könnten neue Kunden anziehen.
Klar ist für Teuber, dass nur der erfolgreich sein wird, der sich ständig mit innovativen Ideen beschäftigt: „Der Handel muss sich jeden Tag neu erfinden.“
(c) DEGA online
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.