Museum und Park sollen künftig geschickter verbunden werden"
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DEGA GARTENBAU: Frau Weiß, Sie haben eine Aufgabe mehr, die gut zu Ihren anderen Berufungen passt. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Kathrin Weiß: Das Deutsche Gartenbaumuseum hat viele Berührungspunkte, wenn man die Stichworte egapark" und BUGA" in den Mund nimmt. Mein Vorgänger, Dr. Harald Bischoff, hatte sich entschieden, das Museum nach über 20 Jahren zu verlassen. Da stand die Frage der Nachfolge an. Die Träger der Stiftung, das sind das Land Thüringen, die Stadt Erfurt und der Zentralverband Gartenbau, suchten einen Vorstand. Für mich und mein Team stellte sich die Frage, was diese Veränderung für uns als Park bedeuten würde und dass es hilfreich wäre, alles aus einer Hand zu gestalten.
DEGA GARTENBAU: Die räumliche Nähe ist vorhanden, das Museum liegt quasi im Park. Mit Ihrer Person folgt nun also auch ein inhaltlicher Brückenschlag?
Kathrin Weiß: Für mich ist es eine wunderbare Ergänzung, Park und Museum rücken noch näher zusammen. Das Museum selbst gab es schon zu IGA-Zeiten in der DDR, denn damals gehörte das Gartenbaumuseum zur IGA. Die Idee, beides näher zusammenzubringen, ist also nicht neu.
DEGA GARTENBAU: Das Gartenbaumuseum ist einmalig und hat eine bedeutsame Aufgabe. Dennoch kann man das Gefühl haben, es ruhe sanft neben dem sehr lebendigen egapark Erfurt. Wie viele Menschen besuchen in einer Saison das Museum?
Kathrin Weiß: Die Besucherzahlen liegen zwischen 15 000 und 30 000.
DEGA GARTENBAU: Was bescheiden ist, wenn der egapark rund 500 000 Menschen anlockt.
Kathrin Weiß: Da ist durchaus Luft nach oben und es ist ein Ziel, das Museum stärker ins Bewusstsein nicht nur der Erfurter Bevölkerung zu rücken.
DEGA GARTENBAU: Was sehen Sie als die Stärken des Gartenbaumuseums in Erfurt?
Kathrin Weiß: Die Stärke liegt im besonderen darin, sich mit Gartenkultur und Gartenbau auseinanderzusetzen. Das macht es interessant, zudem in Erfurt die Geschichte des Erwerbsgartenbaus großgeschrieben wird. Die Museumspädagogik macht einen tollen Job für eine junge Generation. Es gibt neue Themen wie Miniaturgärten und eine große Resonanz von Kindergärten und Schulklassen. Ich glaube, dass das auch ein Thema ist, das in der Zukunft beim Museum eine größere Rolle spielen sollte. Wir müssen heutige Besucherbedürfnisse noch stärker ansprechen.
DEGA GARTENBAU: Was hat sich Ihrer Meinung nach verändert?
Kathrin Weiß: Das Bedürfnis, sich interaktiv auszuprobieren, ist stärker geworden. Im Museum gibt es eher traditionell reine Tafelausstellungen und nur wenige Mitmachstationen. Ich denke, der Besucher will eben nicht nur durchgehen, sondern auch gefordert werden und Spaß haben.
DEGA GARTENBAU: Mit Spaß und Interaktion wollen Sie das Museum fit für die Zukunft machen?
Kathrin Weiß: Ich finde das Museum in vielen Facetten schon jetzt spannend, wenn man sich intensiver mit den Themen und Räumen beschäftigt. Es gibt Sonderausstellungen, zahlreiche Veranstaltungen, es ist bereits viel vorhanden, aber es darf ruhig interaktiver werden. Was das Museum bis zur BuGa Erfurt 2021 bekommt, ist im Erdgeschoss eine überarbeitete Dauerausstellung mit der Prämisse, aktiver an die Thematik heranzugehen. Auch die Gegenwart muss stärker aufgewertet werden. Es gibt viele Themen, die noch wie vor wie vor 50 oder 100 Jahren umgesetzt werden, aber es gibt auch Weiterentwicklungen zum Beispiel bei der Schädlingsbekämpfung. Wir haben einen bewussteren Umgang mit der Natur, auch so etwas muss Einzug in eine Dauerausstellung des Gartenbaumuseums halten.
DEGA GARTENBAU: Viele Menschen besuchen gerade in kühleren Jahreszeiten gern Museen. Das Gartenbaumuseum schließt ausgerechnet von November bis März.
Kathrin Weiß: Dieser Öffnungszeiten-Thematik möchte ich gern auf den Grund gehen. Das Museum plante in den vergangenen Jahren die Öffnungszeiten nach der ega-park-Saison, die von März bis Oktober geht. Mit dem neuen Danakil-Haus für die BuGa wird der Park auch in der Nebensaison sicher stärker besucht. Wir müssen aber in der Tat überprüfen, ob es im Gartenbaumuseum nicht auch von November bis März mehr gibt als nur das Gruppenangebot für Gruppen ab zehn Personen. Vielleicht gehört auch ein einheitlicher Eintritt zu den Neuerungen.
DEGA GARTENBAU: Aktuell liegt das Museum etwas versteckt. Lässt sich das bis zur BUGA Erfurt 2021 verändern?
Kathrin Weiß: Der Vorplatz des Museums soll sich verändern. Aktuell endet der ega-park mit dem Skulpturengarten. Dann gibt es diese räumliche Trennung zum Museum. Dieser Bruch stört die Besucher. Museum und Park sollen künftig geschickter verbunden werden. Wir denken an einen Erlebniseingang, der schon im Park beginnt. Ein Aufzug soll zudem die Barrierefreiheit ermöglichen.
DEGA GARTENBAU: Stark sind nach Ihren Worten die Museumspädagogik sowie die Bildungsangebote?
Kathrin Weiß: Die Stichworte Grünes Klassenzimmer egapark" und Museumspädagogik" sind zwar getrennt, weil es zwei verschiedene Einrichtungen sind, aber die Kolleginnen und Kollegen tauschen sich bereits aus, sie ergänzen sich. Das ist ganz in meinem Sinne: Wir haben eine grüne Kompetenz im Park und das kann in Summe einen kräftigen Mehrwert bringen, den beide Einrichtungen brauchen.
DEGA GARTENBAU: Wir sprechen ja über ein Museum zum Gartenbau. Wie aktiv ist dieser in Thüringen und darüber hinaus beteiligt?
Kathrin Weiß: Wir haben einige Firmen, die in Form von Sachspenden einzelne Projekte fördern. Das finde ich sehr schön, das ist eine wichtige Säule für die Stiftung und die Museumspädagogik. Ich glaube, dass das immer mehr werden kann. Ich habe noch kein Bild, was bislang an Kooperationen gelaufen ist, aber klug wäre es aus meiner Sicht schon, wenn man dieses Miteinander stärkt. Wir sind offen für neue Wege.
DEGA GARTENBAU: Kooperationen sind ein gutes Stichwort. Gehören die zum festen Ziel?
Kathrin Weiß: Ich wünsche mir, dass Kontakte, die bestehen, zu festeren Kooperationen werden. Das Gartenbaumuseum muss sich künftig mehr für die grüne Branche öffnen. Ich möchte Fachveranstaltungen im Museum haben, da passiert mir bislang zu wenig. Wir wollen mit der Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau Erfurt und der Fachhochschule Erfurt auch über weitere Synergien nachdenken, Fachveranstaltungen oder Formate für Hobbygärtner zu entwickeln.
DEGA GARTENBAU: Also unterm Strich heißt es, mit mehr Aktionen und Veranstaltungen mehr Menschen ans Haus zu binden?
Kathrin Weiß: Das wäre ein wichtiges Ziel für meine Aufgabe innerhalb der Stiftung. Wir können im laufenden Betrieb keine großen finanziellen Sprünge machen, insofern ist es wichtig, noch stärker Partner an der Seite zu haben, die das eine oder andere Projekt unterstützen. Veranstaltungen sind ja immer auch Besuchsanlässe für das Museum. Hier kann es also auch ein wenig mehr sein.
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