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London/Dahlenburg

OrchIDEENgold in Chelsea

Marei Karge-Liphard vom OrchIDEENgarten Karge erweckt nicht den Eindruck, auf den Mund gefallen zu sein. Doch am 22. Mai hat es ihr die Sprache verschlagen: Mit ihrem Pflanzenstand, der das Motto „Friendship through Orchids, then and now" trägt, gewann die Züchterin bei ihrer erstmaligen Teilnahme an der Chelsea Flower Show eine Goldmedaille.
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Am 21. Mai, einen Tag vor Bekanntgabe der RHS-Medaillen, wirkt Marei Karge-Liphard gleichermaßen gut gelaunt wie nervlich angespannt – der Besuch der Juroren steht an. Doch noch schwerer ins Gewicht fällt, dass ihr, kaum in London, das Auto gestohlen wurde, inklusive Orchideenbüchern im Wert von 2 500 Euro. Zum Glück nahm die Geschichte ein gutes Ende: „Das Auto ist wieder aufgetaucht", erzählt sie. Und am wichtigsten: „Die Bücher waren noch da!"

200 Einzelpflanzen in 70 Arten

Um bibliophile Orchideenkenner kann es sich bei den Dieben somit nicht gehandelt haben – im Gegensatz zu den vielen Besuchern ihres kreisförmigen Orchideenstands zwischen Harkness Roses und Todds Botanics im großen Pavillon. Mit ihm hat sie als einzige deutsche Ausstellerin Chelsea-Gold geholt – eine immense Ehre, wie sie bestätigt. „Ich bin wirklich sprachlos." Für das Standmotto „Friendship through Orchids, then and now" hatte sie sich von der Geschichte der ersten Orchideenentdecker und von der Freundschaft unter den heutigen Orchideenfreunden inspirieren lassen. Umgesetzt wurde das durch einen altmodischen, mit Lehrbüchern der Botanik, einer Federmappe und kleinblütigen Orchideen wie Masdevallia flexuosa , Kingidium chibae oder Gomesa longipes dekorierten Schreibtisch, der den Geist vergangener Forscher und Entdecker atmete. Dass er auch die Orchideenenthusiasten der Gegenwart anspricht, dafür sorgte das Konfuzius-Zitat, das in schöner Handschrift auf weißem Papier geschrieben war: „Words by friends with one and the same heart are just as sweet as the aroma of orchids." Rund 200 Einzelpflanzen in 70 Arten ließen sich auf dem knapp drei Meter hohen Stand entdecken. „Wir hatten das große Glück, mit den Herrenhäuser Gärten zusammenarbeiten zu dürfen", erzählt Karge-Liphard. „Etwa 15 bis 20 Pflanzen entstammen deren Zucht."

Von Shanghai nach Chelsea

Immer wieder treten Interessierte heran, um die Pflanzen zu begutachten und mit der Orchideenfachfrau Gespräche zu führen. „Das man auf solchen Shows immer wieder Leute trifft, die die gleichen Interessen haben, ist einer der Reize beim Mitmachen." Marei Karge-Liphard kennt sich mit Blumenausstellungen aus. Einige Wochen zuvor war sie beim Garden Festival einer Internationalen Orchideenschau im National Orchid Garden von Singapur. „Aber die Chelsea Flower Show ist schon eine ganz spezielle Nummer", erklärt sie. „Es gibt keine schönere Ausstellung als diese."

Die Entscheidung, als Ausstellerin nach Chelsea zu gehen, hatte sie im Vorjahr getroffen. Sechs Jahre hatte sie selbst in Chelsea als Mitglied des RHS Orchid-Committee Orchideen bewertet. Bewerbung, Konzept, Zeichnungen und Anschreiben, das alles habe viel Zeit gekostet, und als schließlich im Oktober ’17 das „Go!" aus London kam, ging es gerade so weiter: administrative Aufgaben galt es zu erledigen, Versicherungen abzuschließen, Pflanzenkühler zu organisieren und vieles mehr. Beim Standaufbau konnte nur ein Mitarbeiter des OrchIDEENgartens Karge in Dahlenburg helfen. „Eine besondere Herausforderung war es, die Pflanzen auf den Punkt zum perfekten Blühzeitpunkt hin zu kultivieren. Die Wärmeperiode der letzten Tage hat uns in regelrechten Stress versetzt", so Karge-Liphard.

Phragmipedium humboldtii mit Kulturempfehlung

Doch all die Mühe hat sich gelohnt. Neben der Goldmedaille gab es für Phragmipedium humboldtii eine Auszeichnung für hervorragende Kultur des Orchideen-Komitees der Royal Horticultural Society. Selbst die Queen hat sie gesehen – wenngleich nur aus der Entfernung. Sie sei unglaublich dankbar und „fast froh", dass sie nach Beendigung der Show in den Dahlenburger Gewächshäusern so viel Arbeit erwarte, erklärt die Botanikerin. „Sonst könnte ich das das gar nicht fassen."

Mit der quirligen 39-Jährigen ist mittlerweile die vierte Karge-Generation auf dem Areal in Dahlenburg vertreten, wo Ende des 19. Jahrhunderts noch Gemüsepflanzen gezogen worden waren. Über 1 000 verschiedene Arten werden heute in den Gewächshäusern kultiviert: eine in Europa einzigartige Artenvielfalt, die bereits mehrfach prämiert wurde. So erhielt der OrchIDEENgarten mehrere Goldmedaillen auf den Bundes-Gartenschauen für sein Sortiment und dessen Qualität.

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