Wo findet man am besten Fachkräfte?
Wie rekrutieren Sie qualifizierte Mitarbeiter/-innen? Was raten Sie Gartenbaubetrieben, die solche Mitarbeiter suchen? Sind Anzeigen eine gute Wahl? Wie eignen sich soziale Medien dafür?
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Wir setzen auf grüne Jobportale
Auch wir spüren, dass es schwieriger wird, geeignete Mitarbeiter/-innen zu finden. Neben Anzeigen in regionalen Zeitungen setzen wir insbesondere auf grüne Jobportale. Wir wissen, dass unsere Zielgruppe sich insbesondere auf fachbezogenen Portalen bewegt. Wichtig ist für uns, auf regionalen und fachlichen Jobmessen vertreten zu sein. Gerne präsentieren wir uns auf Jobmessen der Gartenbaufachbereiche der Hochschulen. Hier kommen wir mit Studierenden und Absolventinnen und Absolventen in Kontakt, die unser Unternehmen über Praktika oder Bachelor- und Masterarbeiten näher kennenlernen können. Bewährt hat sich auch das Karriereportal auf unserer eigenen Website. Wir erhalten darüber interessante Anfragen von Bewerberinnen und Bewerbern auch aus den Bereichen Gartenbau, erneuerbare Energien und Agrarwirtschaft.
Benedikt Kossen leitet den Bereich Human Resources der Klasmann-Deilmann-Gruppe, Geeste.
Sich als interessanter Arbeitgeber präsentieren
Die Anzahl der Bewerbungen hat in den letzten Jahren bei der Gartenbau-Versicherung kontinuierlich abgenommen, besonders aus dem Bereich des Produktionsgartenbaus. Aktuelle Stellenanzeigen werden in der gärtnerischen Fachpresse, in gärtnerischen Online-Jobportalen sowie auf unserer Homepage veröffentlicht. Zusätzlich zeigen wir Präsenz bei den Unternehmenstagen von Hochschulen des Gartenbaus, auf Börsen und Messen. Grundsätzlich bieten wir Studenten auch die Möglichkeit, ein Praktikum in unserem Unternehmen, zum Beispiel auch zur Anfertigung von Bachelor- oder Masterarbeiten, zu absolvieren.
Darüber hinaus unterstützen wir junge Menschen in Ausbildung durch die finanzielle Förderung des Azubistarterpakets für unsere Mitgliedsbetriebe und mit drei Deutschlandstipendien an Hochschulen.
Wir können selbst leider keine gärtnerische Ausbildung anbieten, bilden aber regelmäßig im kaufmännischen Bereich und im Bereich der EDV aus mit dem Ziel, erfolgreiche Absolventen danach zu übernehmen. Ich rate Gartenbaubetrieben, die qualifizierte Mitarbeiter suchen, sich und ihren Betrieb als interessanten Arbeitgeber zu präsentieren mit der Bereitschaft, auf die individuellen Wünsche eines Bewerbers ein gutes Stück weit einzugehen. Eine zu besetzende Stelle kann sicher nicht komplett umgestaltet werden, aber die beiderseitigen Anforderungen und Erwartungen können sich mit gutem Willen annähern.
Nach wie vor kann man durch Anzeigenschaltung Stellenausschreibungen flächendeckend publik machen. Auch im Gartenbau spielen die Online-Jobportale eine zunehmend wichtige Rolle. Empfehlungen und Initiativbewerbungen sind aber nicht zu vernachlässigen.
Soziale Medien wie Facebook haben wir bisher nicht genutzt, weil wir dort bisher bewusst nicht vertreten sind.
Alexander von Kürten leitet den Außendienst in Deutschland bei der Gartenbau-Versicherung, Wiesbaden.
Profilschärfe und Perspektivwechsel
Vor jeder Suche nach neuen Mitarbeiter/ -Innen steht die Frage, wen man genau sucht; hier kommt es auf Profilschärfe an. Dann ist es hilfreich, einmal die Perspektive zu wechseln: Wie sehen mein Betrieb und das Angebot aus Bewerbersicht aus? Warum sollte sich eine qualifizierte Fachkraft ausgerechnet für meinen Betrieb interessieren? Sie will anständig bezahlt werden, klar. Wichtiger aber sind die Normen, Werte und Umgangsformen, die den Charakter und Stil eines Unternehmens ausmachen. Selbst- und Fremdbild weichen hier mitunter erheblich voneinander ab. Was versprochen wird, muss auch gehalten werden. Der nächste interessierte Arbeitgeber wartet schon.
Stellenanzeigen in Printmedien sind prima, erreichen aber eben nur deren Abonnenten oder Leser. Online-Plattformen – ob übergreifend oder branchenspezifisch – erzielen eine bessere Streuung und kommen dem heutigen Recherche- und Kommunikationsverhalten insbesondere junger Menschen eher entgegen. Die schnellsten und zugleich weitreichendsten Transmitter sind inzwischen jedoch ohne Frage die sozialen Netzwerke. Und die klassische Pinnwand geht dort, wo sich die Zielgruppe tummelt, in den Fluren der Fach- und Hochschulen – aber nur, wenn sie gepflegt wird.
Markus Reher ist bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Gartenbau-Referent im Geschäftsbereich Berufsbildung/Fachschulen.
Langjährige Kontakte sind hilfreich
Die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter ist zum einen für technisches Personal und zweitens für wissenschaftlich ausgebildete Mitarbeiter zu betrachten. Viele Pflanzenzüchter sind zugleich Ausbildungsbetriebe im dualen beruflichen Ausbildungssystem für Pflanzentechnologen, Agrartechnische Assistenten (ATA), Landwirte sowie technische/kaufmännische Berufe. Dort wird vielfach der benötigte Nachwuchs für die Branche ausgebildet. Oftmals gehen auch ausgebildete Assistenten anschließend in ein Studium und haben dann eine umfassende Berufsausbildung für die Pflanzenzüchtung.
Bei wissenschaftlichem Personal ist die frühe Ansprache über Firmenkontaktbörsen, Exkursionen von Pflanzenzüchtungslehrstühlen in die Züchtungsunternehmen, Angebote an Praktikaplätzen oder Ferienjobs eine gute Schiene, um Erstkontakte aufzubauen. Oft bleiben Kontakte aus einem Ferienjob über die gesamte Studiendauer bestehen und führen später zu einem beruflichen Einstieg. Auch bieten einzelne Unternehmen die Möglichkeit für gemeinsame Bachelor- oder Masterarbeiten, bei denen die praktischen Versuche in den Unternehmen durchgeführt werden können.
Anzeigen helfen, einen größeren Interessentenpool anzusprechen. Langjährige Kontakte beispielsweise zu Züchtungsforschungsinstituten oder über GFPi-Gemeinschaftsforschungsprojekte haben schon zu vielen beruflichen Einstiegen in die Branche geführt. Vorteilhaft ist, dass der Arbeitgeber sich ein Bild von dem Mitarbeiter während der meist dreijährigen Projektlaufzeit machen kann.
Wir als Verband nutzen Faceboock, um ein Erstinteresse zu erzeugen und um die Vielfältigkeit der Berufsbereiche zu zeigen. Oft ist überhaupt nicht bekannt, welche Vielfalt die Branche mit Züchtung, Saatgutproduktion, Vertrieb, Marketing und so weiter bietet.
Wir sind bei etwa zehn Firmenkontaktbörsen in ganz Deutschland vertreten. Unser Hauptanliegen ist, dass die Studierenden frühzeitig über den Tellerrand hinausschauen und Firmenpraktika machen sollen. Dafür ist es egal, welche Kulturart oder Größe des Unternehmens gewählt wird. Es geht darum, einen Einblick in die Praxis zu bekommen. Wir müssen leider feststellen, dass die Universitäten zunehmend keine Praxis mehr einfordern. Das halten wir für völlig verkehrt.
Stefan Lütke Entrup ist Referent für nationale Forschungskoordination bei der Gemeinschaft zur Förderung von Pflanzeninnovation (GFPi), Bonn und Ansprechpartner für den Bereich Nachwuchsförderung im Haus der Pflanzenzüchtung.
Die Fragen stellte . Bilder: Fischer-Klüver (3), privat (Benedikt Kossen)
Und Sie?
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