Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
BVZ-Herbsttagung in Würzburg

Der Handel wünscht sich mehr Infos

Im Dialog mit dem Handel

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Killgus
Artikel teilen:

Wer aus Aschaffenburg kommt, weiß, wie abgelegen München eigentlich ist", provozierte Roland Albert, gebürtiger Unterfranke und Präsident des Bayerischen Gärtnereiverbands (BGV), zum Auftakt der Vortragsveranstaltung auf der Herbsttagung des Bundesverbands Zierpflanzen (BVZ) am 21. Oktober in Würzburg. Er stellte die erfolgreiche Zusammenarbeit der grünen Verbände im Land heraus, die sich in der Landesvereinigung Gartenbau Bayern zusammenfinden. „Alles, was mit Gartenbau zu tun hat, gehört unter ein Dach, auch die Hobbygärtner, auch die Floristen", unterstrich Albert, „das macht uns schlagkräftig in der Lobbyarbeit."

Jürgen Mertz, Präsident des Zentralverbands Gartenbau (ZVG), ging auf die kürzliche Bundestagswahl ein. Im Moment gebe es viele Hintergrundgespräche. „Wir kennen die Leute, die für den Gartenbau zuständig sind", erklärte er, „auch wenn Sie wenig von uns hören, wir sind unterwegs." Sorgen bereite, dass der Pflanzenschutz wohl ins Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) wandere, was Zulassungsfragen noch schwieriger machen würde. Man wünsche sich mehr Bewusstsein bei der Politik für die praktischen Probleme des Gartenbaus: „Wenn man vier Jahre für eine Notfallgenehmigung braucht, um die Kirschessigfliege zu bekämpfen, muss die Politik doch allmählich aufwachen", monierte Mertz. Auch prophylaktisch müssten Anwendungen möglich sein, nicht erst, wenn der Befall schon weit fortgeschritten sei. Schließlich sei es nicht nachvollziehbar, dass der Standort Erfurt des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) infrage gestellt werde. „Man kann uns nicht die Wirkstoffe wegnehmen, ohne gleichzeitig in Wissenschaft und Forschung zu investieren." Mertz findet Forderungen aus dem Hobbygartenbau nach torffreien Blumenerden schwierig, weil die Qualität nicht gleichbleibend gut sei. Im eigenen Gartencenter sei die Reklamationsquote bei torffreien Blumenerden am höchsten.

Die Veranstaltung suchte das Gespräch mit dem Handel. Andreas Löwer vom gleichnamigen Gartencenter in Goldbach schilderte, wie er die Zusammenarbeit mit Gärtnern erlebt. Dabei kennt er die gärtnerische Produktion nicht nur vom Erzählen, sein Unternehmen kultiviert selbst an drei Standorten (6 ha) über 600 verschiedene Beet- und Balkonpflanzen. Für verbesserungswürdig hält Löwer den Informationsfluss vonseiten der Gärtner. Oft mangele es bei Lieferungen an Infos zu Menge, Qualität, Größe oder Sorte. „Sie sind die Experten und sollten Ihr Wissen auch weitergeben", appellierte Löwer. Er wünscht sich außerdem, dass Pflanzen nicht mit Fantasienamen, sondern mit dem botanischen Namen ausgezeichnet werden. Gemüse boomt, die Kunden kaufen gerne Jungpflanzen. Weil das Sortiment sehr groß ist, wünscht sich Löwer auch hier Infos von den Spezialisten zu Sorten und ihren Eigenschaften wie Geschmack oder Schärfe. Beim Sortiment allgemein beobachtet Löwer einen oft zu uniformen Markt. Ihm fehlt die Vielfalt, beispielsweise bei Poinsettien, nicht nur was Sorten, sondern auch, was Wuchsformen angeht. Das Angebot bei Zimmerpflanzen kränkle seit Jahren, sei viel zu langweilig und uniform. „Hier brauchen wir nicht alles ganzjährig, aber wenn, dann richtig und mit breitem Sortiment!"

Bei der REWE Group, Köln, sind Jan Neumann und Tobias Theuerkauf für den Pflanzeneinkauf zuständig. Sie stellten heraus, welchen Stellenwert Frische im Unternehmen hat – keine Pflanze bleibt über Nacht im Verteilzentrum in Bottrop, sondern wird gleich ausgeliefert. Das Sortiment sei eher kleinteilig, was zwar viel Arbeit mache, aber lohnend sei. Neumann knüpfte an den Vorredner Andreas Löwer an: „Der LEH hat die gleichen Anforderungen wie der Fachhandel!" Vertrauen und Treue seien wichtige Werte in der Zusammenarbeit mit Gärtnern.

Alle zwei Jahre gebe es einen Lieferantentag, den zuletzt 300 Produzenten besucht hätten. Das Unternehmen informiere dabei frühzeitig über Vorhaben, anstatt von den Lieferanten einfach kurzfristig nur bestimmte Dinge einzufordern. Nächstes Jahr sollen Freilandpflanzen mehr herausgestellt werden. Neumann lobte CC-Karren als hervorragende Verkaufsträger. Sie seien gut für die Präsentation, wenn man genügend Platz zwischen den Lagen lasse. Regionalität sei ein „Riesenthema" bei Rewe und Penny.

Sein Kollege Tobias Theuerkauf berichtete von den Nachhaltigkeitskonzepten des Unternehmens. Fair-Trade-Poinsettien sind seit 2015 im Angebot. Beim Rewe-Label „Pro Planet" wird jedes Produkt und jeder Lieferant einzeln bewertet. Bienenfreundlichkeit habe die letzten anderthalb Jahre besonders beschäftigt. Theuerkauf bedauert, dass Gärtner Pflanzen oft ohne Sortenangabe liefern. Beim Pflanzenschutz habe man die ganze Lieferkette im Blick. Es gehe nicht darum, dass man bestimmte Mittel am Ende nicht mehr nachweisen könne, sondern darum, dass diese gar nicht erst eingesetzt würden. Ab 2026 will toom keine torfhaltigen Erden mehr verkaufen.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren