Welche Folgen hat der Brexit für den Gartenbau?
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Falls die Briten aufgrund der Brexit-Verhandlungen keinen freien Zugang mehr zu den EU-Märkten bekommen, könnte dies gravierende Auswirkungen auf den Handel mit Gartenbauprodukten bringen. Bereits Ende 2016 hat sich die britische Organisation Agriculture and Horticulture Development Board (AHDB) dazu Gedanken gemacht.
Vermutlich werden viele Einzelverhandlungen bilaterale neue Handelsbeziehungen regeln. Denkbar sind Zollbestimmungen, die Freimengen festlegen und damit die Import- und Exportquoten regeln. Harte Verhandlungen werden den neu festzulegenden Hygiene- und Pflanzenschutzbestimmungen prognostiziert.
Aktuell fokussiert sich der britische Zierpflanzenbau im Wesentlichen auf den Inlandsmarkt. Die Exporte sind gering. Ausnahme sind Narzissen-Knollen, die im Wert von rund 3 bis 5 Mio. £ jährlich hauptsächlich in die USA exportiert werden.
2015 importierte Großbritannien Zierpflanzen im Wert von etwa 1,1 Milliarde £. Davon waren über 60 % Schnittblumen. Rund 90 % der Zierpflanzenimporte kamen aus EU-Ländern, großteils den Niederlanden. Die meisten Nicht-EU-Importe betrafen Schnittblumen wie Rosen aus Kolumbien und Kenia. Dreiviertel der Importe wurden über die Niederlande umgeschlagen.
Letztendlich hängt alles ab von den noch auszuhandelnden Handelsbestimmungen zwischen den Briten und der EU. Möglicherweise werden Importzölle den Handel erschweren.
Wenn Großbritannien sich für die gleichen Importzölle entscheidet, wie sie die EU aus Drittländern verlangt, würde das zu einer Preiserhöhung innerhalb Großbritanniens führen. Das wiederum würde die Gartenbauproduktion im Inland wettbewerbsfähiger machen und mehr Pflanzen würden im Inland produziert werden, um Importe zu ersetzen.
Das mögliche Ausmaß einer erhöhten britischen Produktion ist von zahlreichen Faktoren abhängig, unter anderem von der Investitionsfreudigkeit britischer Gärtner und von Investitionsanreizen. Eine Schlüsselkomponente ist der Arbeitslohn, der 30 bis 70 % der Produktionskosten ausmacht. Fällt die freie Verfügbarkeit osteuropäischer Arbeitskräfte weg, könnten die Arbeitskosten und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften zu einem begrenzenden Faktor für die Inlandsproduktion werden.
Einige aus der EU importierte Waren werden möglicherweise durch Importe aus Drittländern verdrängt, die konkurrenzfähiger geworden sind durch die neuen, die EU-Länder betreffenden Zollbestimmungen.
Größere Auswirkungen wird der Brexit auf den Obst- und Gemüsemarkt haben. 2015 wurde Frischgemüse inklusive Kartoffeln im Wert von 2,1 Milliarden £ importiert, über 80 % davon aus EU-Ländern. Gemüsearten wie Salat können auch im Inland produziert werden, dann hauptsächlich unter Glas und Folie mit erhöhten Kosten.
Der britische Markt ist bei Obst und Gemüse stark angewiesen auf Importe. Importzölle könnten Anreiz für eine erhöhte Inlandsproduktion setzen. Das würde die Verbraucherpreise aber erhöhen. Die derzeitige politische Situation bedeutet eine Ungewissheit für die Zusammenarbeit zwischen britischen Produzenten mit ausländischen Partnern.
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