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    Im Bild

    Wenn der Zufall zum Bildgestalter wird

    Nicht alles kann der Fotograf planen. Gelegentlich liefert der Zufall die originellsten Motive.
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    Pflanzenfotografie ist die Passion leidenschaftlicher Sammler und Hobbyfotografen. Gärtner bilden Pflanzen für ihre Kataloge und Internetshops ab. Karlheinz Rücker, langjähriger Chefredakteur des Pflanzenmagazins „Gartenpraxis" und erfahrener Fotograf, gibt in unserer Serie „Im Bild" wertvolle Tipps.

    In 33 Folgen dieser Serie habe ich am Beispiel eines Bildes beschrieben, in welcher Weise erfahrene Fotografen ihre technischen Möglichkeiten einsetzen, um genau das fotografische Abbild festzuhalten, dass sie sich in ihrem Kopf vorgestellt hatten. Je professioneller die Arbeit, desto geplanter das Vorgehen. In diesem Heft geht es um das Gegenteil, nämlich den Zufall. Ihm haftet der Ruf des Unprofessionellen, gar des Minderwertigen an. Dabei ist der Zufall in unserer Welt von essenzieller Bedeutung. Ohne den Zufall (bei der Entstehung von Mutationen) keine Variabilität und keine Entwicklung unserer lebenden Welt. So perfekt geplant wir einen neuen Tag auch beginnen, er wird beeinflusst oder gar bestimmt von einer Vielzahl an Zufällen. Diese mögen sich positiv oder negativ auswirken, es bleibt uns nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen.

    Auch beim Fotografieren hat der Zufall nicht selten seine Hand im Spiel: Wie wunderbar passt die Farbe des Kleides jener Frau, die sich gerade ungeplant in unserem Motiv niedergelassen hat. Nur wenige Minuten blinzelt die Sonne durch die Wolken und sorgt gerade im richtigen Augenblick für die stimmungsvolle Beleuchtung. Jeder wird sich an zahlreiche Situationen erinnern, in denen sich der Zufall als der wahre Bildgestalter erwies. Oder als der Bildverhinderer, weil gerade an dem Tag unseres Besuches das Tor verschlossen blieb.

    Nicht zu unterschätzen ist die Kreativität des Zufalls. Er geht halt ungeplant, eben zufällig vor und kommt „auf Ideen", die uns bei der Planung niemals eingefallen wären. Bei nahezu allen gestalterischen Aktivitäten war dies oft sehr willkommen. Im Kunstmuseum in Stuttgart waren zu Beginn des Jahres unter dem Titel „Die Kunst des Zufalls" rund 140 Werke namhafter Künstler – Maler, Schriftsteller und Komponisten – zu sehen, die bewusst Zufallsprozesse für die Entstehung ihrer Arbeiten nutzten. Eine spannende, inspirierende Ausstellung.

    Auch bei der Pflanzenfotografie liefert der Zufall immer wieder Motive, die uns ohne seine Unterstützung nie eingefallen wären und deshalb einen ganz besonderen Reiz haben. Für einen Katalog mögen diese Bilder nicht zu gebrauchen sein, aber für andere Zwecke, denn sie sind eines bestimmt nicht: langweilig. Dafür sind sie gelegentlich sogar lustig. Für die genannte Ausstellung hatte Dieter Hacker ein „Essbild" aus bunten Schokoladenlinsen in einem Raster gestaltet, aus dem sich die Betrachter sogar bedienen durften. Mit jedem Naschen veränderte sich das Motiv und nahm ungeahnte Konstellationen ein.

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