Der englische Gartenbau – Wie ist die Stimmung nach dem Brexit?
Wie erleben Sie den englischen Gartenbau nach der >Brexit-Abstimmung? Wie ist die Stimmung bei den Gärtnern in Großbritannien? Welche Änderungen wird es geben?
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Drei Viertel der Gärtner haben für Europa gestimmt
Die Gärtner in Großbritannien sind noch sehr verhalten, was den Brexit angeht, und denken noch positiv in die Zukunft. Noch weiß keiner wirklich, was zukünftig aufgrund der Brexit-Abstimmung passieren, was sich tatsächlich ändern wird. Alle befinden sich in einer Art Warteschleife. Die meisten sind gespannt auf das, was in diesem Jahr geschehen wird.
Etwa 70 führende Gartenbaubetriebe und Betriebe der Landwirtschaft haben einen Brief an die Premierministerin May verfasst. Sie möchten erreichen, dass osteuropäische Arbeitskräfte weiterhin unproblematisch als Saisonarbeitskräfte kommen dürfen und dass die Hürden für inländische Saisonarbeitskräfte nicht zu hoch angesetzt werden.
Einige größere Betriebe investieren teils weiter. Sie gehen davon aus, dass Importwaren im Preis steigen können. Aber jeder weiß, dass Importe weiterhin notwendig sind.
Wie sich die Inlandspreise entwickeln werden, ist derzeit fraglich.
Viele mittelgroße Betriebe hatten bisher einen schweren Stand. Für diese wird die Situation möglicherweise einfacher werden, weil sie für die Region produzieren und kurze Transportwege haben. Ein gutes Beispiel sind Weihnachtsbaumproduzenten. Kleine Betriebe sehen momentan noch kaum Probleme durch den Brexit.
Für mich hat sich die Situation, wenn ich als Außendienstmitarbeiter in die Betriebe gehe, bisher nicht verändert. Bei den Zierpflanzenproduzenten sehe ich momentan noch keinen Unterschied im Vergleich zu der Zeit vor der Brexit-Abstimmung. Übrigens haben schätzungsweise drei Viertel der Gärtner für Europa gestimmt, weil für sie die Vorteile als EU-Mitglied überwiegen.
Selbst die Gartenbauforschung bleibt nach dem Brexit in einigen Fällen auf der Strecke, weil Forschungsverbände mit Partnern aus anderen Ländern wegfallen werden.
André Elijzen ist Außendienstmitarbeiter der Firma Brandkamp Jungpflanzen, Isselburg-Anholt, und dort für den englischen Markt zuständig.
Noch sind keine Auswirkungen zu merken
Noch sehen die Engländer ganz ruhig in die Zukunft. Sie sehen erst einmal weiter. Ich gehe davon aus, dass wir nach wie vor nach England liefern werden. Es wird vermutlich mit etwas mehr Papierkram verbunden sein.
Vom Brexit ist ansonsten noch nichts zu spüren. Wir liefern allerdings nur Ersatzteile und Zubehör für Mähdrescher dorthin. Maschinen sind allgemein schwer in England zu verkaufen. Einfacher ist es, Verbrauchsmaterial wie Dünger, Pflanzenschutz und so weiter dort zu verkaufen. Das beruht vermutlich auf dem angelsächsischen Wirtschaftsplan.
Ulrich Schulze Heuling ist Inhaber der Firma Maschinenbau Heuling in Borgholzhausen. Dort werden Spezialmaschinen für den Erdbeeranbau und die Gemüseverarbeitung sowie Mähdrescherzubehör entwickelt.
Die Briten werden zukünftig mehr inländisch produzierte Pflanzen kaufen
Wir beliefern zwei große Supermarktketten in Großbritannien, die zweitgrößte Supermarktkette Sainsbury´s und die höherpreisige Kette Waitrose.
Das britische Pfund ist im Mai vergangenen Jahres extrem gesunken, sodass die Verbraucherpreise für Importartikel steigen. Dementsprechend wird weniger gekauft. Sainsbury’s hat kürzlich seine Verkaufspreise angehoben, dadurch sinkt die Nachfrage. Künftig rechnen wir durch den Brexit mit wesentlich mehr Formalitäten, die wir zu erledigen haben.
Britische Pflanzen werden vermutlich im Wert steigen. Das wiederum könnte eine Chance für Jungpflanzenproduzenten sein, die nach Großbritannien liefern.
„British like to buy british“ ist nicht neu und wird wohl zukünftig durch den Brexit wieder mehr Bedeutung gewinnen. Ich denke, es werden zukünftig mehr Zierpflanzen in Großbritannien selbst produziert werden.
Wir müssen uns als niederländische Logistikfirma anpassen und unsere Rolle als Vermittler zwischen den britischen Produzenten und Supermärkten ausbauen. Wir haben bereits heute gute britische Partner, die noch wichtiger werden.
Sebastiaan Hogervorst ist bei SuperFlora, Honselersdijk/NL, Mitglied der Dutch Flower Group und Handelsunternehmen für Blumen und Pflanzen, für den Handel nach Großbritannien tätig.
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