Tatendrang bis zuletzt
Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und viele ihrer Absolventen und Partner trauern um Prof. Dr. Prof. h. c. (MSUA) Friedrich-Wilhelm Frenz, der am 18. November 2016 verstorben ist. Professor Frenz lehrte bis zu seinem Ruhestand 1999 das Fachgebiet Gemüsebau und war Leiter des damaligen Instituts für Gemüsebau der Staatlichen Versuchsanstalt für Gartenbau Weihenstephan.
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Mit 83 mitten aus dem Leben gerissen – das darf bei Professor Frenz getrost so formuliert werden. Denn er war noch bis zum letzten Tag mit genau dem gleichen Tatendrang erfüllt, der sein ganzes (Berufs-)Leben geprägt hat.
Der Gärtner und Forscher
Nach Abschluss der mittleren Reife 1950 begann er seine gärtnerische Laufbahn mit einer Lehre an der Staatlichen Gartenbauschule in Hohenheim. Nach einigen Gehilfenjahren folgte 1957 die Ausbildung zum staatlich geprüften Gartenbautechniker an der damaligen Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan. Sein Gartenbaustudium mit anschließender Promotion an der Technischen Hochschule in Hannover absolvierte er von 1959 bis 1962. Nach mehrjähriger Versuchstätigkeit in Geisenheim übernahm Friedrich-Wilhelm Frenz 1969 die Leitung des Instituts für Gemüsebau an der damaligen Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau. Von 1985 bis 1997 war er außerdem stellvertretender Leiter der mittlerweile umgewandelten Versuchsanstalt.
In 30 Jahren Dienstzeit prägte er durch seine Forschungstätigkeiten die Entwicklungen im Gemüsebau weit über die Landesgrenzen hinaus. Anwendbare Ergebnisse für die gärtnerische Praxis standen dabei stets im Vordergrund. Frenz zählt zu den Pionieren des Biologischen Pflanzenschutzes. Seine Arbeiten im Bereich der gezielten Zucht und Produktion von Nutzinsekten verhalfen dem Nützlingseinsatz im Gartenbau zum Durchbruch. Hierfür wurde er 1992 mit dem Bundesverdienstkreuz und 1995 mit dem Innovationspreis der Fachzeitschrift DEGA ausgezeichnet. Für sein jahrzehntelanges Engagement erhielt er zudem die Verdienst-Medaille des Bayerischen Gärtnereiverbandes. Hervorzuheben ist auch die Beschäftigung mit dem Produktionsfaktor Wasser und dessen Steuerung. Er entwickelte ein Verfahren zur Automatisierung der Bewässerung von Balkonpflanzen (Tensioschalter), das 1975 zum Patent angemeldet wurde. Im Weiteren entstand das System KliWaDu, ein Computerprogramm zur Steuerung von Klima, Wasser und Düngung im Gewächshaus. Die Einführung und den Einsatz des Programms in diversen Gartenbaubetrieben begleitete er persönlich.
Der Hochschullehrer
Als Professor im Fachgebiet Gemüsebau prägte er in 60 Semestern viele Studierende mit seinem Wissen, seiner fachlichen Neugierde und seiner engagierten, lebendigen, inspirierenden, aber auch fordernden Art. Der damalige Präsident Josef Herz betonte beim Ausscheiden von Prof. Frenz dessen großen Einsatz in der Hochschulselbstverwaltung. Frenz war unter anderem Dekan im Fachbereich Gartenbau und viele Jahre Mitglied im Senat der Hochschule. Die frühzeitige Einführung eines EDV-gestützten Bibliothekssystems ist eine von vielen Errungenschaften seines Wirkens und kann hier nur beispielhaft erwähnt werden.
Neben der Ausbildung der Studierenden waren ihm Fort- und Weiterbildung der Erwerbs- und Freizeitgärtner stets ein wichtiges Anliegen. Weit über 20 Jahre lang waren das „Dombergseminar“ sowie der „Gemüsebautag“ wichtige Bausteine des Wissenstransfers an der Hochschule. 1999 gründete er den Gemüsebautag für den Freizeitgartenbau, der bis heute ein Publikumsmagnet ist. Als Pensionist führte Prof. Frenz die von ihm angebahnte Kooperation mit der Mongolischen Staatsuniversität für Landwirtschaft (MSUA) in Ulan Bator weiterhin fort. Von 2000 bis 2004 folgten dort mehrere Lehraufenthalte im Fach Gemüsebau. Für sein Engagement wurde er mit der Ehrenprofessur Prof. h. c. (MSUA) ausgezeichnet.
Der Mensch und Netzwerker
„Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, welche dem Leben seinen Wert geben.“ Mit diesem Zitat von Wilhelm von Humboldt warb Prof. Frenz immer wieder um Aktivitäten der Mitglieder seines weit gespannten Netzwerks.
Seinem christlichen Weltbild entsprechend fühlte er sich in hohem Maße für die ihm Anvertrauten verantwortlich: für seine Familie, seine Studierenden, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, seine Gärtnergemeinde. Quer über alle Hierarchien vermittelte er seinem jeweiligen Gegenüber ein Gefühl von Wertschätzung und war gerade auch in Krisensituationen ein geschätzter Gesprächspartner.
„Herr Frenz, Sie hätten genauso gut Pfarrer werden können“, hatte einer seiner ehemaligen Studierenden einmal zu ihm gesagt. Ein streitbarer und durchaus auch unbequemer Pfarrer, könnte man hinzufügen. Eine Persönlichkeit, die sich mit großer Hartnäckigkeit, starker Willenskraft und beachtlichem Zeitaufwand für alles einsetzte, was ihr wichtig war. Und das war vieles, besonders eben eine intensive Kontakt- und Netzwerkpflege in der Gartenbaubranche.
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