Gartenbau am Niederrhein stärker betroffen als in Süddeutschland
Mit Beginn des Fronleichnam-Wochenendes übernahm die bereits aus den Jahrhunderthochwasser-Jahren 2002 und 2013 bekannte Großwetterlage „Tief Mitteleuropa“ das Wettergeschehen in Deutschland und sorgte für erhebliche Schäden.
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Durch ihre ausgeprägte und anhaltende stationäre Lage sorgt sie seit 27. Mai für zum Teil katastrophale Schadenbilder vorwiegend in der Südhälfte Deutschlands. Zunehmende Gewitteraktivität zeichnete sich bereits in den Tagen davor ab.
Im Süden nur wenige Betriebe betroffen
Erste schwere Gewitter mit Starkregen und Hagel ereigneten sich am 27. Mai im Norden von Rheinland-Pfalz und später im Rhein-Main-Gebiet. So lag der Hagel im Raum Wiesbaden zum Teil 30 cm hoch. Während die Gewitterserie auch andernorts unaufhörlich weitertobte, kam es am 29. Mai in Baden-Württemberg zu regional erheblichen Überflutungen (Landkreis Schwäbisch Hall und Ostalbkreis mit lokal 120 l/m² Niederschlag). Am 1. Juni führten weitere Starkniederschläge von zum Teil deutlich über 100 l/m² in Niederbayern schließlich zu einer Flutwelle im Grenzbereich zu Österreich. Die genannten Unwetter brachten im Gartenbau nur vergleichsweise geringe Schäden, insbesondere weil die teils sehr punktuell betroffenen Regionen nur wenige Gartenbaubetriebe aufweisen.
Überflutungen am Niederrhein
Anders am Niederrhein: Nach ersten stärkeren Niederschlägen am 30. Mai von gebietsweise 60 bis 80 l/m² setzte starker Regen am 1. und 2. Juni große Flächen südlich von Straelen über Geldern bis Kevelaer unter Wasser. Die Niederschlagsmenge summierte sich allein an diesen beiden Tagen auf 200 l/m² und teilweise darüber. Ursache der Überflutung waren insbesondere die Vorfluter. Diese dürfen aus naturschutzrechtlichen Gründen nur bedingt gemäht werden, sodass sich das in den Gräben befindliche Gras hinderlich auf den Abfluss des Wassers auswirkte. Da das Wasser aus den Vorflutern überwiegend wieder in die Drainagen zurückstaute, standen daher selbst normalerweise gut drainierte Flächen teils bis zu 80 cm tief unter Wasser. Am stärksten betroffen waren leicht abschüssige Flächen. Mitarbeiter der Gartenbau-Versicherung machen sich seit Ende letzter Woche ein Bild von der Schadenlage, die Regulierungsarbeiten sind in vollem Gange.
Schadensvolumen von rund einer Million Euro
Der Gesellschaft wurden rund 50 Schäden gemeldet, davon rund 35 an Freilandkulturen. Die Gartenbau-Versicherung schätzt das versicherte Schadenvolumen auf circa eine Million Euro. Bislang letzte Gewitterschauer ereigneten sich am Freitagabend, den 3. Juni (Stand 7. Juni 2016).
Neben der Überschwemmungsdauer und betroffenen Pflanzenart wird das Ausmaß der Schäden in den nächsten Tagen vor allem auch von der Witterung abhängen: So ist bei verdunstungsstarkem Wetter mit deutlich mehr Ausfall zu rechnen als bei moderater Witterung. Die derzeitigen Prognosen lassen heute für den Niederrhein noch schwülwarme Witterung mit starker Gewitterneigung erwarten, ab Mittwoch soll sich zunächst trockenes Frühsommerwetter einstellen.
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