Wie nutzt Ihnen Ihre Ausbildung im Beruf?
Wie viel und was von dem, das Sie früher einmal in der Ausbildung gelernt haben, brauchen Sie heute tatsächlich noch in Ihrem beruflichen Alltag? Zwischen der Erstausbildung und der heutigen Tätigkeit liegen bei manchem viele Jahre. Spannend zu lesen, wie Berufsprofis den Wert ihrer Ausbildung beurteilen.
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Von der Gärtnerausbildung profitiere ich sehr viel
Ich habe eine Ausbildung zur Gärtnerin absolviert, bevor ich Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim studiert habe.
Die Gärtnerausbildung schätze ich heute als bedeutender, grundlegender ein. Ich kann das gesamte dort gelernte Grundlagenwissen bei meiner jetzigen beruflichen Tätigkeit nutzen. Sobald man Kontakt mit Produzenten hat, macht es einem das Leben wirklich einfacher. Es hilft mir bei dem Verständnis der jeweiligen Anbausituation. Mit meinem Gärtnerwissen habe ich es einfacher, dem Produzenten für sein besonderes Anbausystem eine Empfehlung zu geben.
Sicher profitiere ich daneben auch von meiner wissenschaftlichen Ausbildung. Diese ist erforderlich, um das Versuchswesen zu verstehen und bewerten zu können. Auch habe ich dort die Fähigkeit erworben, mir umfassendes Wissen anzueignen.
Sophie Göser, Münsingen, arbeitet als Produktberaterin und Vertriebsmitarbeiterin der Abteilung Gartenbau bei der Firma Biofa, Münsingen.
Gut die Hälfte benötige ich immer noch
Da ich in einem Schnittblumenbetrieb meine Gärtnerlehre absolviert habe und nun mit Topfpflanzen arbeite, benötige ich nicht mehr das gesamte Wissen aus dieser Ausbildung. Aber das Basiswissen ist noch immer präsent und im beruflichen Alltag notwendig. Das Grundwissen ist mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Vieles ändert sich im Laufe der Jahre und man lernt immer wieder Neues dazu. Beispielsweise in den Bereichen Pflanzenschutz und Pflanzenernährung gibt es immer wieder Neues, mit dem man sich befassen muss. Man lernt nie aus, es ist ein ständiger Prozess.
Insgesamt würde ich sagen, dass ich rund 50 bis 60 % des Gelernten auch heute noch bei der Arbeit nutze. Neues lerne ich beispielsweise durch Lesen oder auf Veranstaltungen dazu.
Der Gärtnermeister André Harden ist als späterer Betriebsnachfolger derzeit noch angestellt im elterlichen Betrieb Wilfried Harden, Hamburg.
Qualität erzeugen
Bereits im Ausbildungsbetrieb Kloer habe ich gelernt, dass es um Qualität geht. Dort habe ich auch gelernt, gute Qualität zu produzieren. So kann man sein Geld auch heute noch verdienen. Ausschlaggebend dafür sind gute Mitarbeiter und das Vertrauen zu ihnen. Außerdem muss man gute Kontakte knüpfen. Ein gutes Verhältnis zu Kollegen ist wichtig. Auch das habe ich bereits während meiner Ausbildung gelernt.
Thomas Ebbing-Lohaus ist Inhaber des gleichnamigen, auf die Züchtung und Produktion von Primeln spezialisierten Gartenbaubetriebs Ebbing-Lohaus in Heiden.
Alles über Pflanzenernährung und Bodenkunde
Als Gartenbau-Diplomingenieur und heute Außendienstmitarbeiter für die Firma Wilhelm Haug mit den Produkten Manna und Wuxal benötige ich nahezu alles, was ich über Pflanzenernährung, Bodenkunde und auch Chemie einmal gelernt habe. Insgesamt benötige ich heute vielleicht 70 % von dem, was ich fachlich im Studium gelernt habe. Das ist mir heute im Beruf wirklich hilfreich.
Botanik benötige ich hingegen eher weniger, denn ich bin nicht als ein solcher unterwegs. Dafür wiederum sind die Fachbereiche Statistik und Versuchswesen wichtig für meine Tätigkeit. Nur wer darüber Bescheid weiß, kann Versuche bewerten beziehungsweise Versuchsergebnisse im richtigen Umfeld sehen.
Jörn Lorenz, Embsen, ist Außendienstmitarbeiter bei Wilhelm Haug, Ammerbuch, bekannt für die Marken Manna und Wuxal.
Die Sprachen sind fast das Wichtigste
Ich wäre heute nicht hier in Deutschland tätig, wenn ich als Belgier kein Interesse an Sprachen gehabt hätte. Ich habe Handel in Belgien studiert. Außen- und Innenhandel sind Themen, die ich noch heute in der beruflichen Praxis nutze. In Mathe war ich zwar nie ein großer Held, aber es ist wichtig, die Grundlagen zu verstehen. Ich habe gelernt, Schreibmaschine blind mit zehn Fingern gut zu schreiben. Diese Fähigkeit erleichtert mir heute vieles.
Viel gebracht haben mir im Rückblick die Praktika als Jugendlicher in mittelständischen oder weltweit agierenden Praxisbetrieben. Auch hatte ich den Vorteil, als Jugendlicher für zwei Monate nach Kanada gehen zu dürfen. So ein Auslandsaufenthalt hilft enorm, denn in einer Gastfamilie lernt man viel über den zwischenmenschlichen Umgang. Auch das hat mir in meinem beruflichen Werdegang geholfen und kommt mir im Beruf zugute.
Das für meine jetzige Tätigkeit erforderliche Wissen über Bewässerungstechnik wiederum habe ich mir über meine Familie angeeignet, die im gleichen Geschäft in Belgien tätig ist.
Filip Saelens, Ranstadt, ist Geschäftsführer der Firma Saelens, Ranstadt, für Bewässerungstechnik im Gartenbau.
Ich kann mir Wissen aneignen
Bei vielen Themen habe ich eine Erinnerung daran, davon schon einmal während des Gartenbaustudiums gehört zu haben. Selbst wenn ich die Einzelheiten nicht mehr im Kopf habe, weiß ich, dass es diese Informationen gibt und ich danach suchen kann. Viele Informationen habe ich im Hinterkopf. Wenn sie benötigt werden, kann ich sie schneller finden, als wenn ich noch nie davon gehört hätte. Aber viel Gelerntes benötige ich aktuell auch heute noch, so das gesamte Grundlagenwissen.
Je nach Tätigkeit sind es wohl immer einzelne Aspekte, die von dem gelernten Wissen genutzt werden. Ich habe mein im Studium erlerntes Wissen zur Pflanzenernährung im späteren Berufsleben beispielsweise immer wieder gebraucht.
Seit fünf Jahren arbeite ich beim Pflanzenschutzamt. Der Pflanzenschutz hat sich natürlich in den Jahren stark gewandelt, vieles hat sich verändert. Aber auch hier sind immer wieder auch die Grundlagen gefordert, die ich im Studium gelernt habe.
Ulrike Weier, Hannover, ist Mitarbeiterin am Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
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