Wie hat sich das Climaxhaus bewährt?
Anfang der 2000er-Jahre machten die Climaxhäuser viel von sich reden, eine Gemeinschaftsentwicklung mehrerer Gewächshaushersteller aus Deutschland. Mit großen Scheiben und einem charakteristischen Querschnitt waren sie damals viel im Gespräch und wurden auch mehrfach gebaut. Uns interessierte: Wie sind die Erfahrungen der Gärtner, die sich damals für ein Climaxhaus entschieden haben?
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Ich würde das Haus nochmals bauen
Wir haben 2002 ein Climax-Haus erstellen lassen und uns dafür entschieden, weil wir ganzjährig darin kultivieren. Wir befinden uns in der Rheinebene im warmen Weinbauklima mit wenig Luftbewegung. Hier wollten wir für unsere fleischfressenden Pflanzen ein gut zu klimatisierendes Haus als ganzjähriges Warmhaus. Die Kriterien bei der Planung waren ein hohes Haus, große Scheiben, Sicherheitsglas und große Lüftungen. Dies alles konnten wir in dem Climax-Konzept wiederfinden.
Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv. Wir mussten bisher lediglich einmal eine Scheibe reparieren. Das ist natürlich bei einem Scheibenmaß von 2 × 3,5 m schwierig und teuer. Aber von der Dichtigkeit und der Isolierung her gesehen ist das Haus sehr gut. Wir haben seit der Erstellung immer gut geheizt. Da hat die Dichtigkeit des Hauses bezüglich des Energieverbrauchs klare Vorteile gegenüber einem preiswerteren Venlo-Bau. So kultivieren wir in dem Haus zum Beispiel vermehrt tropische Arten wie Nepentes (Kannenpflanzen) in Ampeln.
Schade, dass es das Climax-Haus heute nicht mehr gibt. Bei eventuellen Erweiterungen ist dann gut zu überlegen, was zu tun ist.
Wir haben in das Haus drei Schirme installiert, einen Tagesschirm, einen sehr gut isolierenden Schirm für die Nacht und ein reines, gut luftdurchlässiges Schattiertuch für den Sommer. Man merkt an trüben Tagen bereits mit dem bloßen Auge den Helligkeitsunterschied zwischen Venlo- und Climax-Haus.
Bernd Weilbrenner ist Inhaber der auf fleischfressende Pflanzen spezialisierten Gärtnerei Gartenbau Weilbrenner in Freinsheim.
Gut sind noch immer die Lichtverhältnisse
Wir haben uns 2002 für das Climax-Haus entschieden, weil die Firma Gabler uns sehr entgegenkam. Wir bekamen das erste 9,60-m-Climax-Haus, das Maß war entscheidend für uns. Das Haus war am Ende nicht viele teurer als ein anderes Gewächshaus.
Unsere Erfahrungen mit dem Haus sind gut. Auch deshalb, weil wir gleich eine Untertischheizung miteinbauen ließen. Das wirkt sich positiv aus auf die Luftfeuchte. Etwas problematisch würde sich die Luftfeuchte mit nur einer Oberheizung gestalten. In dem Fall wäre die Luftfeuchte deutlich höher und wir müssten vermutlich mit Ventilatoren arbeiten. Das Haus ist bei uns sehr gut ausgelastet mit zusätzlichen Hängeregalen.
Gut sind immer noch die Lichtverhältnisse trotz verschmutzter Scheiben. Falls einmal Glasbruch auftritt, ist so ein Schaden natürlich schwer zu reparieren. Das geht nur mit Teleskoplader. Dafür fehlt uns leider bisher der Platz, der erst geschaffen werden müsste. Der Zaun müsste aufgeschnitten und die Hecke verpflanzt werden, um genügend Platz zu schaffen. Bisher ist dieser Reparaturfall zum Glück noch nicht eingetreten.
Wolfgang Jung ist Inhaber der Gärtnerei Blumen Jung in Pirmasens. Dazu gehört ein Blumenfachgeschäft.

Noch immer sehr zufrieden
Die höhere Lichtdurchlässigkeit war damals Hauptargument für das Climax-Haus, das 2003 gebaut wurde als Produktions- und Verkaufshaus für Frühjahrsblüher und Beet- und Balkonpflanzen. Auch die gute Schneelast zählte als Argument. Wir sind noch immer sehr zufrieden! Einziger Nachteil war die begrenzte Stehwandhöhe. Heute würde ich lieber ein höheres Haus bauen. Bisher fielen keine größeren Reparaturen an.
Uli Weißer ist Inhaber der Einzelhandelsgärtnerei Weißer’s Floraparadies in Niedereschach-Schabenhausen mit Eigenproduktion auf über 5000 m² Gewächshaus- und gut 10000 m² Freilandfläche.

Pflanzen sollten gut freilandtauglich werden
Wir sind ein Friedhofsbetrieb und suchten eine Alternative für Frühbeetkästen, um abgehärtete Pflanzen für eine Auspflanzung ins Freiland und für den Friedhof zu kultivieren. Das Tolle am Haus ist der hohe Lichteinfall durch über 2 × 2-m-Scheiben und wenig schattierendes Konstruktionsmaterial. Das hochtransparente Planilux-Diamantglas ist weitgehend UV-B-durchlässig und sorgt für bessere Blütenausfärbung und härteres Laub.
Beim Climax-Haus kann auch noch bei Regen gelüftet werden, wenn der Lüftungswinkel unter 90 ° liegt. Das Wasser läuft durch die überstehende Kante auf die darunter befindliche Scheibe ab. Weiteres Highlight ist die Sturm- und Hagelstandhaftigkeit. Unser Haus hat den Riesensturm „Lothar“ am 26. Dezember 1999 in der Bauphase überstanden. Auch bei dem Riesenhagel 2013 im württembergischen Raum, in dessen Schneise wir lagen, blieb das Dach des Climax-Hauses heil. Bei unseren Venlo-Gewächshäusern hingegen verzeichneten wir 20 bis 30 % Glasschaden. Nur die Seitenkonstruktion des Climax-Hauses mit Stegdoppelplatten zeigte Hageleinschussstellen. Problem wäre das Auswechseln einer defekten Scheibe in dem Climax-Haus gewesen. Selbst für eine Scheibe wäre ein Kran mit Sauger notwendig gewesen, sehr aufwendig.
Arnold Konzelmann ist Geschäftsführer und Inhaber der Gärtnerei Konzelmann-Höfer mit Floristik und Endverkauf in Eislingen/Fils.
Viel Vertrauen in die Bauweise
Ich hatte mehr Vertrauen in die Bauweise und Statik im Vergleich zu einem Venlo-Haus. Wir befinden uns hier in Oberbayern am Alpenrand mit viel Schnee, sodass die Stabilität für uns eine große Rolle spielt.
Zweitens habe ich mich von der erhöhten Lichtausbeute in dem Haus überzeugen lassen. Es müssten etwa 10 bis 20 % mehr sein, wenn ich mich richtig erinnere. Wir haben das Haus bereits 1998 bauen lassen.
Ich bin immer noch sehr zufrieden mit dem Haus und würde mich auch aus heutiger Sicht nochmals dafür entscheiden, wenn es die finanziellen Möglichkeiten zulassen.
Schlecht aus heutiger Sicht ist lediglich, dass keine Ersatzteile mehr verfügbar sind. Das damals für den Verkauf zuständige Firmenkonglomerat hat sich ja mehr oder weniger aufgelöst durch diverse Umfirmierungen und Insolvenzen. Weiter kann ich nichts Negatives sagen. Positiv ist nach wie vor der sehr gute Kulturerfolg, im Wesentlichen bedingt durch die hohe Lichtausbeute. Reparaturen fielen bisher nicht an.
Wolfgang May ist Inhaber des Blumenhauses May mit angegliederter Gärtnerei in Schongau, Oberbayern.
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