Der Ausbildung mehr Anerkennung verschaffen
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Im Beitrag „Azubis müssen lästig sein dürfen“ (DEGA GARTENBAU 10/2014, Autorin Susanne Wannags) schildert Richard Gruber aus Nesselwang die in nicht wenigen Betrieben fragwürdigen Arbeitsbedingungen für Auszubildende. „Eine Branche, die in Sachen Nachwuchs auf dem absteigenden Ast ist, kann nicht so mit ihren Lehrlingen umgehen“, meinte Gruber. Zu diesem von Susanne Wannags geschriebenen Beitrag erreichten uns verschiedene Reaktionen, teils auch auf Umwegen. Begrüßt wird die offene Schilderung der Situation, die „schon lange bekannt, aber oft verschwiegen“ werde. Auch vonseiten der Junggärtner wurde betont, dass manches einfach einmal gesagt werden musste.
Andreas Zwickel, Bezirksvorsitzender Schwaben des Bayerischen Gärtnereiverbands, bedauert die schlechten Erfahrungen und weist gleichzeitig darauf hin, dass es viele Betriebe gibt, die eine Ausbildung zum Gärtner ernst nehmen, für ihre Auszubildenden da sind und ihren Verpflichtungen geregelt nachkommen. Leider sei es schwierig, schwarzen Schafen unter den Ausbildungsbetrieben ihre Ausbildungsberechtigung zu entziehen. Auch in Bayern gibt es Betriebe, die sich der Ausbildungsinitiative TAG (Top Ausbildung Gartenbau) angeschlossen haben.
Selbst aus Kanada erreichte uns eine Leserrückmeldung: Albert Grimm aus Ontario erzählt, dass er Anfang der 1980er-Jahre Glück mit einem guten Ausbildungsbetrieb gehabt habe. Vielen seiner Kollegen sei jedoch von den Ausbildungsbetrieben die Freude am Beruf verdorben worden. „Es schockiert mich ganz ehrlich, dass sich die Gründe dafür kaum verändert zu haben scheinen“, schreibt er. Seit Jahren ist Grimm intensiv in der Ausbildung junger Gärtner engagiert. Der Mangel an hoch qualifizierten Fachkräften sei eines der ernstesten Probleme für den Gartenbau in Nordamerika. Insofern findet Grimm im Beitrag auch erstaunliche Parallelen.
Schwierigkeiten sieht er auch in der theoretischen Ausbildung: „Fachschulen sind gezwungen, das Niveau ihres Ausbildungsangebots zu senken, um überhaupt noch Interessenten anzuwerben. Das wiederum drückt die durchschnittliche Leistungsfähigkeit der Fachschulabsolventen. Eine Abwärtsspirale, die sich nur sehr schwer überwinden lässt“, stellt Grimm fest. „Gleichzeitig bringen neue Technologie und Firmenkonsolidierungen ständig höhere fachliche Erwartungen für die Schulabgänger. Die Kluft wächst zwischen den Anforderungen und dem, was machbar ist.“ Auch in Kanada nehmen die Gärtner das nicht als schicksalsgegeben hin: „Zusammen mit einer kleinen Gruppe interessierter Fachleute arbeite ich seit Jahren ehrenamtlich und nebenberuflich daran, der Gärtnerausbildung mehr Gewicht und Anerkennung zu verschaffen. Wir bieten regelmäßige Abendkurse für Junggärtner an, wir helfen den Junggärtnern dabei, ein fachliches Netzwerk aufzubauen. Ich selbst unterrichte an einer Fachschule, soweit meine Zeit es erlaubt. Dabei wird uns langsam bewusst, dass uns nicht nur Auszubildende, sondern auch qualifizierte Gartenbaulehrer ausgehen. Man kann anderen nicht beibringen, was man selbst nicht kann – diese Weisheit wird bei uns ganz langsam auch zum Problem.“
Wir bedanken uns für alle Rückmeldungen und freuen uns über weitere Beiträge zum wichtigen Ausbildungsthema!
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