Bienengefährliche Wirkstoffe an vielen Zierpflanzen nachgewiesen
Zum Start der Beet- und Balkonsaison 2014 ging die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit einer umfassenden aktuellen Studie an die Öffentlichkeit. Nach dieser sind so gut wie alle untersuchten Zierpflanzen mit potenziell bienengefährlichen Pflanzenschutzmitteln belastet.
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Für die Laboruntersuchung auf Rückstände bienengefährlicher Pflanzenschutzmittel besorgte Greenpeace insgesamt 86 Zierpflanzen aus Baumärkten, Gartencentern und Supermärkten in zehn europäischen Ländern, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ausgewählt wurden gut 35 Arten und Sorten, darunter viele blühende Saisonpflanzen wie Viola, Campanula und Dahlien, Stauden und Kleingehölze wie Lavandula, Hydrangea und Skimmia sowie Topfpflanzen wie Camellia. Alle Arten und Sorten sind für Bienen interessant.
Nur in zwei der untersuchten 86 Pflanzen konnten keine Pflanzenschutzmittel-Rückstände nachgewiesen werden! In 79 Prozent der Proben fanden sich Spuren bienengefährlicher Präparate. In fast der Hälfte der Proben wurden Reste von Pflanzenschutzmitteln mit Neonicotinoid-Wirkstoffen gefunden.
Greenpeace verweist darauf, dass aus der Studie „noch keine endgültige Schlussfolgerung über die Auswirkungen dieser Gifte auf die Bienen gezogen werden kann.“ Die Organisation kommt dennoch zu dem Schluss, dass die EU-Verordnungen noch große Lücken aufweisen und den Bienenschutz nicht ausreichen berücksichtigen und versucht, politischen Druck auf die Entscheidungsträger auszuüben.
Zwar würde ein Großteil der Pflanzen in geschlossenen Gewächshäusern herangezogen. Beim Verbraucher stünden diese aber vielfach im Freien und können so Bienen gefährden, meint Greenpeace.
Für den Gartenbau besonders prekär ist die Tatsache, dass in 14 % der Proben Pflanzenschutzmittel nachgewiesen wurden, die in der EU gar nicht zugelassen sind.
Die Situation zeigt laut Greenpeace auch „die Notwendigkeit nach rigoros verbessertem Lieferkettenmanagement und Tracking-Systemen im Gartenbausektor.“ Darüber hinaus fordert die Organisation die EU-Entscheidungsträger auf, alle als bienengefährlich geltenden Pflanzenschutzmittel für den Gartenbau zu verbieten.
In Forschung und Wissenschaft wird die Gefährlichkeit der Neonicotinoide für Bienen geprüft. Die vorhandenen Hinweise nahm die EU-Kommission zum Anlass, für bestimmte Pflanzenschutzmittel die Zulassung seit dem 1. Oktober 2013 auszusetzen. Diese Entscheidung soll innerhalb von zwei Jahren durch weitere Studien überprüft werden.
Peter Detzel vom Betreuungsdienst Nützlingseinsatz Baden, Bruchsal, verweist darauf, dass der Zierpflanzenbau auch abgesehen von der rechtlichen Situation keinen Grund hat, die umstrittenen Mittel einzusetzen. Es gebe genügend Alternativen zu den potenziell bienengefährlichen Präparaten. In der Beratungspraxis stellt er fest, dass nicht allen Anbauern die Brisanz des Themas klar ist. Wer solche verbotenen Mittel einsetze, gefährde den Ruf und auch die Absatzchancen der ganzen Branche. Es sei zu erwarten, dass der Einzelhandel auf Studien von Umweltorganisationen reagiere und dann eigene Grenzwerte einführe, die weit über das Sinnvolle hinausgehen können.
Die Greenpeace-Studie unter dem Titel „A toxic Eden: poisons in your garden“ (Giftiges Paradies: Gift in Ihrem Garten) ist im Internet herunterladbar ( http://www.greenpeace.de/files/publications20140423-a-toxic-eden-gpi.pdf/ ).
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