Gemeinsam Zukunftsfragen angehen
„Gemeinsam in die Zukunft!“ lautete das Thema des Betriebsleitertags Produktion an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) Mitte Januar 2014. Die Inhalte: Pflanzenwert, Energieversorgung und Zukunft des Torfs.
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Die In-Wert-Setzung unserer Produkte beginnt in unseren Köpfen“, sagte Robert Pake, Vorsitzender Fachverband Zierpflanzenbau im Wirtschaftsverband Gartenbau. „Wir rufen nach der In-Wert-Setzung und vergessen allzu oft, dass wir selber dafür verantwortlich sind.“
„Die Weichen für die Zukunft stellt man am besten selbst“, meinte passend dazu Prof. Dr. Bernhard Beßler, Geschäftsbereichsleiter Gartenbau der LWK Niedersachsen. Auf dem Zukunftskongress Gartenbau 2013 in Berlin wurden Strategien für die Entwicklung der Gartenbaubranche vorgestellt und diskutiert. Beßler ging auf die Bedeutung von Versuchsanstalten in diesem Strategieprozess ein. Aus seiner Sicht ist der Geschäftsbereich Gartenbau schon lange dabei, das Fazit der Zukunftsstrategie umzusetzen: „Wir fragen die Gärtner nach ihren Wünschen für unsere Versuchsplanung, wir bauen Brücken zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung und arbeiten an relevanten und visionären Themen“. Mit dem neuen Versuchsgewächshaus sei die LVG gut gerüstet für Fragestellungen, die sich aus dem Zukunftskongress ergeben.
Daneben müsse es gelingen, der Allgemeinheit klarzumachen, dass keine Primel nur 19 Cent kosten kann. Jeder kann dazu beitragen, dass unsere Produkte nicht verramscht werden und „Grün“ als Kulturgut erhalten bleibt. Der alte CMA-Spruch „ohne Blumen fehlt Dir was“ trifft noch immer den Kern der Sache, so Beßler.
Individuell in die Zukunft
Vier Jahre wurden bereits Topfpflanzen in dem Niedrigenergiegewächshaus ZINEG an der LVG Hannover-Ahlem produziert. Im April 2014 endet die Phase der öffentlichen Förderung. Zahlreiche Versuche zeigen, dass eine Zierpflanzen-Produktion in dem ZINEG-Haus mit Solarwärme bei nur geringem Unterschied zur Pflanzenqualität aus Standardgewächshäusern möglich ist, sagte Melanie Horscht, LVG Ahlem. Knackpunkt ist die erhöhte Luftfeuchtigkeit in ZINEG-Haus. Dagegen helfen trockene Kulturführung, Entfeuchtungsregelungen (phasenweise geöffnete Lüftungen), Ventilatoren zur Luftzirkulation und Verminderung der Transpiration durch Anpassung der Kulturmaßnahmen inklusive Erhöhung der Nährlösungskonzentrationen.
Weitere Herausforderungen sind die Schirmsteuerung, Speicherung der Solarenergie im Sommer sowie ein passives Wärmeverteilsystem, sagte Dr. Dirk Ludolph, LVG Ahlem. Unterschiedliche Gewächshaustypen für unterschiedliche und individuelle Ansprüche kann sich Ludolph für die Zukunft vorstellen. Dazu gehört ein Energie-Management für Gewächshäuser, um verschiedene Heizsysteme miteinander zu kombinieren. Es gibt viele gute Ideen, leider sind die Preise für diese Systeme oft noch viel zu hoch.
Als Pioniere in der Praxis nannte Ludolph die Betriebe Gärtnerei Klemm, Mömbris (86 % des durchschnittlichen Jahresenergiebedarfs sollen durch Solarwärme und Wärmepumpe gedeckt werden), Kientzler, Gensingen (erwartete Energieeinsparung bis zu 44 % durch ein gut isoliertes Gewächshaus, 70 % Holzpellet-Heizung) und Hayler Begonien, Baden-Württemberg (neues Energiespargewächshaus „Projekt Gold“).
Torf in Niedersachsen bleibt aktuell
Zukünftig wird der Torfabbau in Niedersachsen aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen schwieriger. „Dennoch wird es weiterhin möglich sein, Genehmigungen zu erteilen“, sagte Michael Emmel, LVG Ahlem, der die vielfältigen Sichtweisen und Interessenskonflikte rund um die Torfnutzung erörterte. Der Abbau von Torf findet nicht nur sichtbar als Rohstoffgewinnung statt, sondern auch relativ unbemerkt auf allen entwässerten Moorflächen. Dort kommt es durch Kontakt mit Sauerstoff zu einer Oxidation des gebundenen Kohlenstoffs und damit zu einer Freisetzung von Kohlendioxid. Daher wird die Klimarelevanz der Torf- und Moornutzung inzwischen intensiv diskutiert.
Werden in einer Ökobilanz für Kultursubstrate neben dem Einfluss auf den Klimawandel auch andere Kriterien mit einbezogen, ergibt sich ein differenziertes Bild. Laut einer Studie von Quantis Switzerland haben Substrate mit hohem Torfanteil einen stärkeren Einfluss auf den Klimawandel, Substrate mit einem hohen Anteil Grünkompost wirken sich stärker auf die menschliche Gesundheit aus und Substrate mit einem hohen Anteil an Kokosmark beeinflussen das Ökosystem am stärksten. „Demnach ist es schwierig, einen Ausgangsstoff als besonders geeignet oder nachhaltig zu benennen“, so Emmel.
In Niedersachsen wird der Abbau zukünftig reduziert werden, die Torfverarbeitung wegen ihrer nationalen und internationalen Bedeutung zunächst erhalten bleiben, jedoch zunehmend kombiniert mit importierten Torfen und alternativen Ausgangsstoffen. Die Torfverwendung im Erwerbsgartenbau bleibt aufgrund der Kultursicherheit und Wirtschaftlichkeit unverzichtbar und wird nur verringert, wenn der Verbraucher die Alternativen akzeptiert.
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