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Gartenbauwissenschaften

Den Wert der Forschung bekannt machen

Gartenbauexperten aus Wissenschaft und Praxis sprachen über die Situation der Gartenbauwissenschaften. Eine Erkenntnis: Viel von dem, was die Forschung leistet, ist zu wenig bekannt!

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ZVG
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Der Abstand zwischen Gartenbauwissenschaften und gärtnerischem Berufsstand ist groß geworden. Das hat Gründe: Universitäten orientieren sich stark in Richtung Grundlagenwissenschaften. Studiengänge werden insbesondere nach ihrer Leistung für die wissenschaftliche Welt beurteilt. Die verantwortlichen Lehrstuhlinhaber müssen mindestens einen großen Teil ihrer Energie in Grundlagenforschung investieren, deren Wert für die Praxis sich nicht immer unmittelbar und kurzfristig erschließt. Teilweise fehlt bereits wissenschaftlicher Nachwuchs und Stellen werden mit Nachfolgern ohne Branchenbezug neu besetzt. Publikationen erfolgen vor allem in internationalen englischsprachigen Zeitschriften, die wissenschaftliche Anerkennung haben, und nicht in Fachzeitschriften der Branche.

Wie kann der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis (wieder) besser werden? Dies war eine der Fragen, mit denen sich ein Diskussionsforum in Berlin beschäftigte, zu dem der Bundesverband der Hochschulabsolventen/Ingenieure Gartenbau und Landschaftsarchitektur (BHGL) Vertreter aus Wissenschaft und Praxis am 20. November eingeladen hatte. Im Austausch wurde Mehreres deutlich:

Der Begriff „Praxisrelevanz“ ist nicht so einfach zu fassen. Ist nur das praxisrelevant, was den gärtnerischen Betrieben direkt dient oder auch das, was (zunächst) der Zulieferindustrie nützt?

Praxisrelevanz darf nicht nur kurzfristig gesehen werden: Die Zulieferindustrie unterstützt erfreulicherweise immer wieder Projekte der Hochschulen finanziell. In aller Regel erwarten die Auftraggeber dabei allerdings Ergebnisse, die sich recht kurzfristig für Praxisanwendungen umsetzen lassen. Die mindestens ebenso nötigen Forschungsarbeiten mit längerfristiger Ausrichtung kommen leicht unter die Räder.

Für den Gartenbau interessante Erkenntnisse kommen nicht nur aus den Fakultäten und Studiengängen, die ausdrücklich das Etikett „Gartenbau“ tragen. Es gibt viele neue Studiengänge beispielsweise aus der angewandten Biologie, welche die Branche teils noch gar nicht als für sie relevant wahrgenommen hat. Das ist noch aus einem anderen Grund änderungswürdig: Zum Teil ziehen diese neuen Studiengänge anders als die klassischen gartenbaulichen Studiengänge viele junge Leute an, die später wertvoll für die Branche sein können.

Besonders spannend wird es, wenn es erfolgreich gelingt, allgemeine Grundlagenwissenschaften und Gartenbau zusammenzubringen. Der Gartenbau benötigt die Grundlagen unbedingt, um an die enormen wissenschaftlichen Fortschritte anzukoppeln, die es in den letzten Jahren gab.

Vor diesem Hintergrund sind für den Gartenbau auch wissenschaftliche Quereinsteiger wertvoll, deren mangelnder gärtnerischer Hintergrund zu Unrecht oft als massives Problem gesehen wird.

Es gibt eine ganze Zahl von Projekten, in denen Wissenschaft, Industrie und gärtnerische Praxis erfolgreich zusammenarbeiten. Recht bekannt ist immerhin das ZINEG-Projekt. Darüber hinaus laufen auch kleinere gemeinsame Vorhaben, von denen allerdings außer den direkt Beteiligten oft nur wenige wissen.

An vielen Stellen fehlt ein Informationsaustausch, fehlt das Gespräch miteinander. Viel von dem, was die Hochschulen leisten, ist einfach nicht breit genug bekannt.

Trotz aller neuen Medien und der häufig verwendeten Vokabel „Vernetzung“ fehlt es häufig genau an dieser.

Wenn es Gräben zwischen Wissenschaft und gärtnerischen Betrieben gibt, liegt das auch daran, dass man sich heute anders als früher oft kaum mehr gegenseitig kennt (einfacher Test: welche der Hochschullehrer auf dem Foto kennen Sie?). Das liegt keinesfalls nur oder in erster Linie an den Wissenschaftlern. Verbände, Einrichtungen und Organisationen im Gartenbau haben es in den letzten Jahren zunehmend versäumt, Wissenschaftler als kompetente Referenten einzuladen – etwas, was sich immerhin zeitnah und einfach auch wieder zum Besseren ändern lässt.

Die Hochschulen wünschen sich vom Gartenbau und der Industrie, dass sich Unternehmen möglichst gemeinsam absprechen, welche Anliegen sie in der Forschung bearbeitet sehen wollen, damit Vorhaben nicht zu stark dem Vorteil nur einzelner Unternehmen dienen.

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