„Auch in der jetzigen Zeit findet sich jemand, der diesen Beruf erlernen möchte“
Ein weiterer Leserbrief zur Umfrage in DEGA P&H 9/2013 kommt von Jutta Ulbrich aus Dresden. Sie war von uns zum Thema befragt worden und sieht ihre Meinung nicht richtig und umfassend wiedergegeben. Gern veröffentlichen wir ihre ergänzenden Zeilen zum wichtigen Thema Ausbildung.
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Seit vielen Jahren bin ich schon Leser dieser Zeitschrift und übernehme mir viele aktuelle Hinweise und Anregungen für meinen Berufsalltag. Ich bin in der Gartenbau Rülcker GmbH die Produktionsleiterin und Ausbilderin (siehe Porträt Seite 25). Meine Meinung in der Umfrage in DEGA 9/2013 sehe ich nicht richtig wiedergegeben, sondern unvollständig und möchte sie deshalb gern ergänzen.
Ja, ich sehe ein Imageproblem des Gartenbaus, aber dieser ist keinesfalls farblos! Meiner Meinung nach hat die Bevölkerung ein falsches Bild des Gärtners, nämlich das von einem Menschen mit grüner Schürze, Strohhut und einem Strauß geernteter Schnittblumen. Schüler haben vielleicht schon in einem Praktikum erlebt, dass sie nur Boden und Unkraut kennengelernt haben. Dabei sollte auch im Schulunterricht schon mehr auf Pflanzen, Klima und Umwelt eingegangen werden, damit der junge Mensch lernt, dass es nicht ohne geht.
Ich werde niemals von einem Azubi verlangen, sich mit Banken und Personal auseinanderzusetzen, dafür gibt es Ingenieure und berufliche Weiterbildung!
Um dem falschen Berufsbild – auch der Ämter – entgegenzuwirken, bieten wir geeigneten Bewerbern um eine Ausbildungsstelle für ein paar Tage ein Praktikum an. Dabei lassen wir sie nicht nur Unkraut jäten, sondern beziehen sie in den allgemeinen Arbeitsprozess mit ein. Gern bilden wir pro Lehrjahr zwei Azubis aus (aktuell zwei Azubis im ersten und eine Auszubildende im 3. Lehrjahr). Somit haben wir sechs Lehrstellen für Zierpflanzengärtner. Gleichzeitig werden momentan auch drei Floristen ausgebildet.
Meine Stellungnahme in der letzten Ausgabe wurde mit der Textzeile überschrieben, dass wir uns an Hauptschulabsolventen gewöhnen müssten, damit bin ich gar nicht einverstanden. Diesen Beruf muss man wollen! Mein Glas ist immer halb voll und nicht halb leer! Auch in der jetzigen Zeit mit wenig Schulabgängern findet sich jemand, der diesen Beruf erlernen möchte, möglicherweise auch mit Hauptschulabschluss. Ich bilde schon seit 1992 Azubis aus, arbeite seit vielen Jahren aktiv in der Prüfungskommission mit und hatte auch schon einige Hauptschulabgänger, aber auch viele Abiturienten. Im Kreis der Hauptschulabgänger ist ein sehr großer Anteil an „Nichtwollern“ und diese sind für die Gärtner-Ausbildung und den Berufsweg ungeeignet.
Ich denke, die jungen Leute, denen man in einem Probepraktikum den „Gärtnervirus“ einsetzen kann, das sind genau die richtigen. Sie finden ihren Weg auch mit Fortbildung nach der Lehrzeit. Den Grundstein muss der Ausbilder oder Praktikumsverantwortliche legen.
Jutta Ulbrich, Abteilung Pflanzenproduktion, Gartenbau Rülcker, Dresden
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