Gemeinsam den Gartenbau fördern
Am 2. Zukunftskongress Gartenbau am 10. und 11. September 2013 in Berlin beteiligten sich mehr als 250 Experten aus Wissenschaft, Verbänden und Politik. Statt wenig hilfreicher Patentlösungen gab die Veranstaltung zahlreiche Anregungen und Impulse.
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Dem ersten Zukunftskongress im Jahr 2009 folgten viele Workshops und Umfragen unter Beteiligung von Vertretern nahezu aller Gruppen aus dem Gartenbau. Näher untersucht wurden die drei Wertschöpfungsketten „Blumen und Pflanzen“, „Gartenbauliche Dienstleistungen“ und „Obst und Gemüse“ unter Federführung von Dr. Marianne Altmann, Marketingberatung Co Concept, Luxemburg.
Die Rahmenbedingungen ändern sich. Die Zukunft des Gartenbaus hängt davon ab, wie er sich auf den veränderten internationalen Markt mit sich ändernder Nachfrage, also den veränderten Verbrauchervorlieben, einstellen und behaupten kann. „Mut und Strategie sind gefragt, der Gartenbau soll Leitlinien erhalten“, sagte die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, in ihrer zu Kongressbeginn ausgestrahlten Videobotschaft.
Den Gartenbau leistungsfähig erhalten
Praktiker waren bis auf die Teilnehmer bei den Podiumsdiskussionen kaum anwesend. Ebenfalls fehlten weitgehend junge Menschen, die von Fragen der Zukunft am meisten betroffen sein werden. Veranstalter dieses Kongresses und Auftraggeber zur Erarbeitung einer Zukunftsstrategie Gartenbau war das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Ziel war und ist die Verbesserung des Gartenbaus als eine leistungsfähige, wettbewerbsstarke Branche in Deutschland und in den internationalen Handelsbeziehungen. Die Ergebnisse dienen auch der Politik als Entscheidungshilfen für die sinnvolle Weichenstellung und Förderpolitik für den Gartenbau.
Qualitätsanforderungen nehmen zu
Vorgestellt wurden die Ergebnisse der zweijährigen Projektarbeit zu den Perspektiven des Gartenbaus in Deutschland. Dabei wurden vier Handlungsfelder beleuchtet: Qualifizierung, Technologie, Kommunikation und Kooperation.
Die Ansprüche an Produkt und Prozessqualität sowie der Informationsbedarf, insbesondere online, entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zum Verbraucher steigen.
Die zunehmende Verschiedenartigkeit der Verbraucher führt zu einer vielfältigen Nachfrage. Diese wird geprägt von Preisbewusstsein, Nachhaltigkeit, Regionalität, Convenience, Natürlichkeit, Gesundheit, Qualität und Liebe zur Natur.
Was bedeutet das für den Gartenbau?
Die Verankerung des Gartenbaus als eine leistungsfähige, wettbewerbsstarke Branche in Deutschland und in den internationalen Handelsbeziehungen ist das Ziel, erläuterte Dr. Marianne Altmann. Folgende Teilziele seien dafür zu erreichen:
Inwertsetzen: Die Wertigkeit gartenbaulicher Produkte und Leistungen muss erhöht werden. Das gilt es in der Öffentlichkeit auch zu vermitteln. Das Angebot ist an die Nachfrage anzupassen. Wertschöpfungsketten müssen identifiziert und aufgebaut werden. Qualifiziertes Personal ist wesentlich für die Wertschöpfungskette Schnittblumen, Topfpflanzen und Stauden.
Effizienzsteigerung: Der Gartenbau muss mit wettbewerbsfähigen Produktions- und Absatzstrukturen arbeiten und die Wertschöpfung erhöhen. Automatisierung wird sich positiv auf die Energieeffizienz und mildernd auf den Arbeitskräftemangel auswirken. Verbesserte Technologie, Kooperationen und Absatz-Professionalisierung sind gefragt. Forschungsergebnisse müssen mit finanzieller Unterstützung in die Praxis kommen. Maßnahmen zur Preisgestaltung erhöhen automatisch Ertrags- und Investitionskraft der Unternehmen.
Lebensqualitätsbeitrag: Der Gartenbau leistet einen großen Beitrag zur Lebensqualität in Deutschland. Arbeitsplätze, Entlohnung und gesunde Lebensräume gilt es zu verbessern.
Kommunikationskampagnen beispielsweise zur positiven Wirkung von Pflanzen helfen, diese Ziele zu erreichen. Gartenbauunternehmen sind gefragt, sich in ihrer Region positiv zu verankern.
Wie lässt sich die Wertschätzung erhöhen?
Der Zukunftskongress hatte das Ziel, mit allen Teilnehmern gemeinsam Strategien für die Zukunft des Gartenbaus zu erarbeiten, um die Branche fit für die Zukunft zu machen. Dafür wurden die Teilnehmer in drei Diskussionsrunden aufgeteilt.
In den Diskussionsrunden für die Wertschöpfungskette „Blumen und Pflanzen“ wurden beispielsweise folgende Aussagen getroffen:
Die Branche soll selbstbewusst gemeinsam vorwärtsgehen.
Wir benötigen Innovationen und Pflanzen mit geringen Ansprüchen, beispielsweise standfeste, pflegeleichte Pflanzen mit breiter Temperaturtoleranz.
Dem Sortenschutz und damit Schutz des geistigen Eigentums kommt eine große Bedeutung für Innovationen zu.
Trends wie „urban gardening“ und den demografischen Wandel gilt es zu berücksichtigen.
Starke, durchgängige und vertrauenswürdige Marken helfen, Pflanzen in Wert zu setzen.
Geschichten rund um die Pflanzen erzählen ist eine weitere Möglichkeit, Pflanzen in Szene zu setzen, Informationen für Verbraucher über das Internet zu verbreiten und dem Verbraucher Kaufanreize zu geben. Der Kauf mit dem Kauferlebnis an sich gewinnt an Bedeutung. Freude am Gärtnern vermitteln ist weiteres Ziel und Aufgabe.
Es gilt, die Kommunikation auf allen Ebenen zu verstärken: im Betrieb, in Region und Nation, auch über die gar nicht mehr so neuen sozialen Medien wie Facebook.
Weg vom Verramschen, dafür mehr Wertschätzung der Pflanzen wurde ebenfalls gefordert. Dabei müssen Pflanzen manchmal auch vernichtet werden.
Die Wertschöpfungskette muss nebenei-nander, nicht hintereinander aufgestellt sein, um gemeinsam einen Schritt nach vorn tun zu können.
Gute Ausbildung schaffen, Mitarbeitern Sicherheit bieten und soziale Verantwortung ausüben, Mitarbeiter als zentrale Schlüsselfiguren behandeln, motivieren und qualifizieren, darauf kommt es an.
Wir brauchen eine Veränderung des Gartenbaus hin zu einer leistungsfähigen, wettbewerbsfähigen Branche.
Es gilt, den Gartenbau herauszustellen als eine Branche, die einen wesentlichen Beitrag zu mehr Lebensqualität leistet.
Chancen liegen in dem vorhandenen großen Verbrauchermarkt Europa, dem Preisspielraum und der LED-Technologie.
Umsetzung gelingt nur gemeinsam
Der Zukunftskongress Gartenbau sollte nicht Abschluss, sondern Auftakt sein, das erarbeitete Wissen in die Praxis zu tragen und die Umsetzung der aufgezeigten Strategien zu realisieren. So die Idee. Jetzt heißt es für alle, diese Vorhaben gemeinsam anzupacken. Verbände, Politik und Unternehmen müssen zusammenrücken und den Kommunikationsprozess in Gang halten. Es bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe, die vielen guten Ideen ins Laufen zu bringen und umzusetzen.
„Herausgekommen sind keine Patentrezepte, das war auch nicht das Ziel. Imagekampagnen sind das eine, sie müssen aber auch mit der Situation in den Betrieben übereinstimmen. Die Politik setzt Rahmenbedingungen, kann dem Unternehmer seine Entscheidungen aber nicht abnehmen. Wichtig ist die unternehmerische Eigenverantwortung. Die Lösung für die Zukunft muss jeder Betrieb individuell prüfen. Offen sein für Neuerungen, Innovationen, technischen Fortschritt und lebenslanges Lernen, das gilt auch für Gartenbau-Unternehmer“, fasste Dr. Ingo Braune, BMELV, das Anliegen der Veranstaltung zusammen.
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