Eine Gartenschau ist gut, wenn sie begeistert
In Hamburg läuft die „internationale gartenschau“ (igs). Wie stehen wir Gärtner dazu? Nehmen wir die igs wichtig? So wichtig, dass wir nicht lange überlegen, ob wir dabei sind – als Aussteller oder wenigstens als Besucher? Gedanken von Ulrich Haage, Erfurt.
- Veröffentlicht am
Wie vielen Herren muss eine Gartenschau dienen? Den Planern, die nach Konzepten und Ideen suchen, die niemand noch gesehen hat? Den Königen der Stadt, die sich eine fulminante Grünanlage wünschen, vandalismusfest, pflegefrei und ein Geldquell zugleich? Der Presse, der sie hinreichend Aufhänger für große und kleine Skandale liefert? Den Besuchern, die sich freuen, wenn sie viele Blümchen und Ideen für den eigenen Garten finden? Aha!
Wenn Gärtner gemeinsam auftreten
Wer im Netz dieser Interessen scheinbar in Vergessenheit geraten ist: die Gärtner. Hier gab es im Laufe der Geschichte offensichtlich eine Interessenumkehr. Die Geschichte der großen deutschen Gartenschauen beginnt vor dem Jahr 1865 in der Blumenstadt Erfurt. Machen wir den Zeitsprung dorthin: Die hier ansässigen Gärtner planen eine gemeinsame Leistungsschau. Sie zeigen ihre Gestaltungsideen, ihre außergewöhnlichen Pflanzen – das, was sie abhebt vom Üblichen, das, was sie besonders gut können. Es ist eine gemeinsame Aktion, gemeinsam entwickelt, gemeinsam finanziert und gemeinsam umgesetzt. Die Gärtner stehen gemeinsam in der Öffentlichkeit. Deutlich sichtbar. Diese Gemeinsamkeit stünde uns und unserer grünen Branche auch heute gut zu Gesicht.
Heute erlebe ich Gartenschau anders. Erst wird geplant, dann gebaut – und zum Schluss wird gepflanzt. Der Gärtner tritt auf den Plan, wenn die meisten anderen Gewerke ihre Arbeit abgeschlossen haben. Über die Folgen kann man sich beklagen. Konstruktiver ist es, von Beginn an dabei zu sein und mitzuarbeiten, damit wir als Gärtner unsere eigenen Vorstellungen frühzeitig mit einbringen können. Am besten schon vor der Planungsphase und am besten ohne das Delegationsprinzip „da schicken wir mal jemanden hin“. Eine Gartenschau ist gut, wenn sie Menschen begeistert. Nur wer selber brennt, kann zünden! Das ist eine Einladung an uns Gärtner, mitzumachen, anstatt nur zuzuschauen.
Plötzlich selbst Akteur
Ich bin begeistert von der igs in Hamburg, obwohl ich nicht alles gesehen habe. Ich habe mich willkommen gefühlt – als Gast. Als Aussteller war ich kein externer Dienstleister, ich war plötzlich selbst Akteur im großen Orchester derer, die die Gartenschau täglich neu entstehen lassen. Ich habe schauen können, was die Gärtnerkollegen zeigen, habe über den Wassergraben mit neugierigen Besuchern gesprochen, dem Blumenhallenteam Tipps entlockt und gelernt, wie wichtig die solide Vorbereitung meiner Mannschaft in der Gärtnerei war. Ich habe vielen von der igs in Hamburg erzählt, und ich freue mich schon auf die nächste Gartenschau!
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.