IPM, igs Hamburg und Bundestagswahl
Mit der IPM in Essen startet das Branchenjahr regelmäßig. 2013 hat aber für den Gartenbau noch einiges mehr zu bieten, insbesondere die internationale gartenschau in Hamburg.
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Über die Gründe für die Optimismusgarantie für die IPM in Essen kann man spekulieren. Liegt es am Datum der Messe? Zum Jahresbeginn hat fast jeder mehr oder weniger begründete Hoffnung auf ein gutes neues Jahr. Das Frühjahr ist nicht mehr allzu weit und damit auch die gerade für Gärtner im Zierpflanzenbau und gärtnerischen Einzelhandel wichtige Verkaufssaison, welche die Kassen hoffentlich neu und gut füllt.
Noch wichtiger für die positive Atmosphäre in Essen ist, dass sich die IPM längst zum nachweihnachtlichen Familientreffen der Branche entwickelt hat, auf dem man sich wenigstens einmal im Jahr von Angesicht zu Angesicht sieht und nicht nur beruflich, sondern auch persönlich Anteil aneinander nimmt. Der persönliche Kontakt ist in der Zeit der sogenannten sozialen Netzwerke im Internet eher noch wichtiger geworden. Die wachsende Zahl der digitalen Medien sorgt zwar für eine Überflutung mit vielen belanglosen Informationen und Kontakten und beansprucht eben gerade dadurch wertvolle Zeit, die dann für direkte Gespräche fehlt.
Vorfreude auf Hamburg
Die IPM ist zwar der erste, aber nicht der einzige wichtige Termin für den Gartenbau in diesem Jahr. Das größte Ereignis für die Branche beginnt am 26. April: An diesem Tag wird die internationale gartenschau (igs) in Hamburg die Tore öffnen, gärtnerische Ausstellungsereignisse dieser Größenordnung finden in Deuschland nur alle zehn Jahre statt. „In 80 Gärten um die Welt“ lautet das Motto der igs – und vermittelt, dass der Gartenbau schon immer international orientiert war und Gärtner spannende Kontakte weltweit pflegen. Die igs wird in diesem Jahr DAS Aushängeschild der Branche sein – und hoffentlich auch den einen oder anderen Jugendlichen für eine Ausbildung im Gartenbau begeistern. Im kleineren werden auch die Gartenschauen auf Landesebene ihren Beitrag leisten: in Sigmaringen (Baden-Württemberg), Tirschenreuth (Bayern) und in Prenzlau (Brandenburg).
Herausforderungen bleiben
Als politisches Großereignis des Jahres wirft die Bundestagswahl, die voraussichtlich Ende September stattfindet, ihre Schatten voraus. Politiker werden sich in den nächsten Monaten aus nachvollziehbaren Gründen besonders offen auch für Branchenanliegen zeigen, was sich für Einladungen in Gartenbaubetriebe und zu Branchenveranstaltungen nutzen lässt. Ob die Ergebnisse der Wahl dann gravierende Änderungen für den Gartenbau bringen werden, darf man bezweifeln. Die Politik hat wenig Spielraum für große Kursänderungen und wird mit den immens großen Herausforderungen wie der Krise im Euroraum noch länger mehr als beschäftigt sein.
Die aktuellen Herausforderungen für den Gartenbau im neuen Jahr bleiben im Wesentlichen und sind keine Überraschung. Zunehmend schwieriger wird es auf jeden Fall, fähige Nachwuchskräfte und Mitarbeiter zu finden und zu binden. Vor Ort kann hier jeder mit dem Image des eigenen Betriebs für ein Bild des Gartenbaus in der Öffentlichkeit sorgen, das Jugendliche zumindest neugierig auf eine Ausbildung macht. Freilich bleibt auf Dauer im Gartenbau auch nur, wer ordentlich bezahlt wird.
Weiter steigende Kosten zeichnen sich im Energiebereich ab, das wird wegen des Großprojekts der „Energiewende“ vor allem die Stromversorgung betreffen. Immerhin ist der Gartenbau seit Jahren gewohnt, die Augen offenzuhalten für alternative Wege. Steigende Kosten sind leider auch in anderen Bereichen nicht unwahrscheinlich. Beispielsweise dürfte die Verwertung von Wertstoffen für die Energiegewinnung, die auch als Substratzuschlagsstoffe benötigt werden, die Substratkosten erhöhen.
Im biologischen Pflanzenschutz tut sich einiges
Bleiben werden die Herausforderungen und Schwierigkeiten im Pflanzenschutz. Immerhin spannend ist, was sich beim biologischen Pflanzenschutz tut. Dieser lässt sich als Einzelbetrieb nicht erfolgreich managen, hier ist jeder auf lebendige Kontakte zu Beratern und zu Kollegen mit ähnlichen Kulturen angewiesen. Insofern veranschaulicht der biologische Pflanzenschutz auch sehr schön: Künftig lassen sich die betrieblichen Herausforderungen immer weniger im Alleingang lösen, jeder ist gefragt, sich in kleineren und größeren Gruppen zu vernetzen. Das sind die traditionellen Verbände, das sind aber auch neue und teils sehr spezielle Interessensgruppen.
Landgard wohin?
Eine große Herausforderung für die ganze Branche, für Produzenten wie Händler bleibt die Zukunft des Großvermarkters Landgard. Dass im Zusammenhang mit dessen Lage bereits im vergangenen Jahr von Politikern das Wort „systemrelevant“ in den Mund genommen wurde, zeigt vor allem, wie ernst die wirtschaftliche Lage dort ist. In vielerlei Hinsicht ist die Situation eine ähnliche wie bei kriselnden Banken: Wegen der tatsächlichen Bedeutung und Verflechtung mit allen Wirtschaftsbereichen kann sich trotz aller Kritik an Managementfehlern und mangelnden Visionen niemand hämisch ein Ende wünschen. Gleichzeitig kann es auch nicht einfach um ein „weiter so“ gehen, schon gar nicht ständig dem mit Geld des Steuerzahlers, das freien Vermarktern das Leben ungerecht erschwert. Wie kann eine neue Profilierung des Vermarkters im Sinne des Gartenbaus aussehen? Und wer kann diesen auf den nötigen Kurs bringen?
Die Zertifizierung ist eine Chance für Betriebe
Niemand hat Grund, nur auf die Großunternehmen und deren Probleme mit Fingern zu zeigen: Ein spannendes Thema bleibt für jeden Unternehmer die wirtschaftliche und strategische Aufstellung seines Betriebs. Für Produzenten wird die Frage der Zertifizierung vom Markt und vom Handel immer mehr gestellt, vor allem, weil sich dieser gegenüber dem Verbraucher und der Öffentlichkeit absichern will, wohl eher selten wegen einer echten neuen Werteorientierung aus Überzeugung. Mancher stöhnt über diese neuen Anforderungen, weil sie immer noch mehr Aufwand und Papierkrieg bedeuten. Zur Chance wird eine Zertifizierung dann, wenn sie genutzt wird, um das eigene Unternehmen gründlich zu durchleuchten, Schwachstellen auszuschalten und die Frage nach der Qualität der Produkte und Dienstleistungen zu stellen.
Bringen Sie sich ein
Wir werden mit DEGA diese Entwicklungen auch im Jahr 2013 begleiten und Ihnen nach Möglichkeit Anregungen und Hilfen geben. Dabei profitieren wir von vielen und guten Kontakte zu den Lehr- und Versuchseinrichtungen, zu Hochschulen und Beratern. Viele Mitarbeiter aus diesen Bereichen engagieren sich trotz knapper Zeit dankenswerterweise noch als DEGA-Autoren. Darüber hinaus sind und bleiben wir auch in diesem Jahr angewiesen auf Ihre Anregungen und Erfahrungen! Die vorletzte Seite in jeder Ausgabe ist für Sie deshalb eine der wichtigsten DEGA-Seiten, denn dort finden Sie unsere Kontaktdaten.
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