Studie: Baumärkte in der Strategiefalle
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hat in der Studie „Baumärkte in der Strategiefalle“ die Branche untersucht und die Schwierigkeiten der Baumarktketten beschrieben. Während 1985 der Umsatz noch bei 2 250 Euro/m2 lag, wird heute, bei steigenden Verkaufsflächen, nur noch etwa 1 500 Euro umgesetzt.
Die Berater schätzen, dass die Umsatzrendite „gegen null tendiert“. Preiskämpfe könne sich die Branche daher eigentlich gar nicht erlauben.
Verdrängungswettbewerb wird härter
In Deutschland kommen im Durchschnitt auf 1 m2 Baumarktfläche 4,6 Verbraucher, in Frankreich ist das Verhältnis 1 zu 9,6; in Großbritannien 1 zu 9,2. Trotzdem planen 75 % der von den Beratern befragten Baumarktbetreiber eine Expansion und Standortoptimierung.
Auch was die Konzentration der Ketten betrifft, stehen die deutschen Baumarktketten hinter den Ketten in den USA und Großbritannien zurück. Die drei größten deutschen Baumarktbetreiber besitzen einen Marktanteil von 32 %. In den USA kommen die drei Marktführer auf 91 %, in Großbritannien auf 78 %.
Menge statt Qualität
Sortimentstiefe und -breite bestimmen die Strategie. Die Differenzierung vom Mitbewerber sowie Strategien zur Qualitäts- und Serviceverbesserung spielen laut Ernst & Young eine untergeordnete Rolle.
Gleichzeitig beklagen 45 % der Baumarktkunden die mangelhafte Beratungsqualität. Jeder dritte Kunde legt Wert auf zusätzliche Dienstleistungen.
Baumärkte in der Finanzierungsklemme
Angesichts des rückläufigen Cash Flows geraten immer mehr Baumarktketten in die Finanzierungsklemme, so die Berater in ihrer Analyse. Fehlende Differenzierung am Markt und fehlende Erschließung des „DIY-Potenzials“ (Do It Yourself) erschweren aus Sicht der Banken die Kreditvergabe an die Baumärkte. Auch das Controlling sei unzureichend.
Wie viele Ketten überleben?
Nach Einschätzung der Berater wird es 2015 nur noch drei große Baumarktketten am deutschen Markt geben. Dies gilt, wenn die Marktteilnehmer ihre jetzigen Strategien beibehalten und sich nicht differenzieren.
Die Berater sehen Platz für sieben Unternehmen und eine Steigerung des Marktvolumens, wenn sich die Baumärkte differenzieren. Eine Unterscheidung in die Segmente Discount, Alleskönner und Service-Baumarkt und eine Neupositionierung käme den Kunden entgegen und würde neue Marktpotenziale erschließen. Differenzierung erfordere allerdings Finanzstärke. HR
c) DEGA online 17. August 2005 www.dega.de