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Floriade 2012 vom 5. April bis 7. Oktober in Venlo/NL

Floriade: Die multimediale Gartenbauausstellung

Alle zehn Jahre geht die internationale Gartenbauausstellung Floriade in den Niederlanden an den Start. Dieses Mal will sie Natur- und Gartenthemen zeitgemäß vermitteln und den Gartenbau modern und multimedial präsentieren. Das gelingt – und überzeugt dennoch nicht durchgehend.

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Die multimediale Gartenbauausstellung
Die multimediale GartenbauausstellungChristoph Killgus
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In der Eigendarstellung sind die Veranstalter in Venlo nicht gerade kleinlich: „Die Floriade ist die bedeutendste Garten-Expo der Welt“, informieren sie. Ob dieses Urteil berechtigt ist, sei dahingestellt und darf im Lauf des Sommers noch diskutiert werden. Die Auseinandersetzung mit der Gartenschau lohnt sich schon allein deshalb, weil sie erstmals direkt an der deutsch-niederländischen Grenze stattfindet und offen mit 800000 Besuchern aus dem bevölkerungsstarken NRW rechnet. So gesehen zählt sie in diesem Jahr auch zum Reigen der Gartenschauen für Deutschland. Spannend ist der Besuch in Venlo, weil die Floriade ein deutlich anderes Konzept aufweist als das, was wir von Gartenschauen hierzulande kennen.

„Wir nehmen die Besucher mit auf eine internationale Erlebnisreise in die Welt der Gärten, Blumen und Pflanzen“, erläutert Floriade-Geschäftsführer Paul Beck das Grundkonzept. Dies geschieht in fünf großen Themenbereichen. Das gestalterische Konzept: Die einzelnen Bereiche liegen wie große Lichtungen in einem den großen Teil des Geländes bedeckenden Wald. In wenigen Minuten gelangt man auf Holzwegen von einem Themenbereich zum nächsten, der trennende Wald macht so jeden Bereich für sich erlebbar. Die Namen der Themenbereiche machen Anliegen und Strategie der Veranstalter deutlich: Sie wollen den Gartenbau in seiner Vielfalt präsentieren und zwar, indem sie Themen aufgreifen, die derzeit allgemein im Trend sind. Das machen die Namen der Bereiche deutlich – eine interessante Herangehensweise:

Der Bereich „Relax & Heal – das natürliche Spa-Erlebnis“ beschäftigt sich mit Aus- und Entspannen. Die gärtnerische Umsetzung dazu ist der „Feel-Good-Garden“, in dem Besucher die Auswirkungen von Garten und Natur auf Gesundheit und Wohlbefinden erleben sollen.

„Green Engine – Wirtschaftsmotor Gartenbau“ heißt ein weiterer Bereich. Hier präsentiert sich die grüne Branche als Wirtschaftsmotor. Dazu gehört die bis zu 30 m hohe „Villa Flora“, ein modernes und energiesparendes Gewächshaus, in dem Blumen- und Pflanzenausstellungen gezeigt werden.

„Education & Innovation – Zukunftsmusik und Erlebnisreisen“ vermittelt Natur- und Pflanzenwissen in Form von Erlebnissen, beispielsweise in einem Dschungelgewächshaus, einer Experimentierküche und zahlreichen Themenpavillons.

Zur „World Show Stage“ gehört ein großer Veranstaltungsort im Stil eines Amphitheaters. Hier findet der große Teil des gartenschaubegleitenden Unterhaltungsprogramms statt.

„Environment – Lebensqualität durch Natur“ stellt Gärten vor und die Bedeutung von Pflanzen für die Lebensqualität. Besucher finden zahlreiche Themengärten, seltene Baumarten und außerdem den Pavillon des niederländischen Gartenbaus, der über die Vielseitigkeit der Branche informiert. Hier steht auch der Ausstellungsbeitrag des Landes Nordrhein-Westfalen, gleichzeitig der einzige große deutsche Beitrag. Er stellt die Vielseitigkeit des Gartenbaus in NRW vor, mit symbolischen Pflanzungen ebenso wie mit umfangreichen multimedialen Angeboten, so wie das auch an vielen anderen Stellen der Floriade geschieht.

„Multimedial“ zeigt sich die Floriade an zahlreichen Stellen. In vielen Pavillons und den wichtigen Ausstellungsbeiträgen finden sich Bildschirme, auf denen professionell und kreativ gemacht Filme laufen mit technisch beeindruckenden Ideen. So wird im Rabo Earthwalk, eines Pavillons in Form einer halben Weltkugel, ein Film im Glasboden des größten Ausstellungsbeitrags gezeigt. Der Gartenbau präsentiert sich auf der „Floriade“ als eine Branche auf der Höhe der Medienzeit. Sicherlich wird dies insbesondere jüngere Besucher faszinieren – und sicherlich ist das ein wichtiger Schritt, um Nachwuchs für den Gartenbau zu begeistern. Gleichzeitig provoziert der starke Einsatz von Medien, denn an so mancher Stelle wäre es besser, Pflanzen und Natur unmittelbar zu zeigen, als sie im Film nur mittelbar vorzuführen. So ist, um ein Beispiel zu nennen, im ausgestellten Bienenkorb ein Bildschirm untergebracht, auf dem ein Film über das Thema informiert – und kein Bienenvolk eines Imkers hinter einer Glaswand. Das ist Naturerleben auf Distanz.

In Sachen Branchenpräsentation beeindruckt die niederländische Ausstellung. Eine gestalterisch anspruchsvolle und moderne Gestaltung der Informationsbeiträge sorgt dafür, dass Besucher das Gefühl haben, einer zukunftsorientierten Branche zu begegnen, die moderne Arbeitsplätze bietet. So eine Präsentation kostet viel Geld – möglich wird der große Etat durch den weiten Veranstaltungsrhythmus der Floriade.

Die gärtnerischen Ausstellungsbeiträge im Freiland boten zum Floriadestart noch wenig Beeindruckendes, begründet darf man hier auf den Sommer hoffen, denn umfangreiche Staudenanlagen beispielsweise stehen schon seit drei Jahren und sind gut angewachsen.

Im Innenbereich sind für Besucher schon jetzt beeindruckende Erlebnisse möglich. Die „tropische Schatzkammer“, ein Gewächshaus mit Pflanzen und Tieren aus den Tropen, ist viel mehr als eine Durchgeh-Hallenschau. Mit ihrer inszenierten Landschaft erinnert sie an Erlebnisparks und wird große und kleine Besucher begeistern.

Wer an Gartenschaukonzepte aus Deutschland gewöhnt ist, wird vermissen, dass die „Floriade“ keine sichtbare planerische An- und Einbindung an eine Stadt bietet – das hat immerhin den Erkenntniswert, wie wichtig diese Komponente ist.

Wem Gartenschauen am Herzen liegen, ist ein Besuch der Floriade unbedingt zu empfehlen. Die Ausstellung geht in vielem neue und andere Wege. Das regt zu Diskussionen an, die auch für die Weiterentwickung unserer Gartenschaukonzepte in Deutschland fruchtbar sein können.

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