Hans-Bickel-Preise 2005: Verdienste um den Berufsstand
Der Vorsitzende Friedhold Gaißmaier, Freising, verlieh die diesjährigen wieder mit Goldmünzen verbundenen Preise an Wolfgang Graeser, Rain am Lech (Bereich Gartenbau), und Dipl.-Ing. Hannes Schreiner, Stuttgart (Bereich Landschaftsarchitektur). Die Laudatio auf Wolfgang Graeser hielt Karl Zwermann, Usingen, der Präsident des Zentralverbands Gartenbau. Er hob hervor, dass mit Graeser ein Nicht-Gärtner und damit auch kein Ehemaliger Weihenstephaner diesen Preis erhalten habe. Als größte Leistung bezeichnete Zwermann die Gründung der Gärtnersiedlung Rain am Lech, die leider bis heute ohne Beispiel geblieben sei. Sie wurde inzwischen zu einem Mekka für die Gärtner.
Was ist schief gelaufen?
Das Thema des Festvortrags von Graeser lautete: „Deutschland vom Vorbild zum Sorgenkind“. Er beschäftigte sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten 60 Jahre. Die Probleme heute sah er in der Entwicklung ab 1968, als die Gefälligkeitspolitik dazu führte, dass die Staatsausgaben die
-einnahmen überschritten. Auch die Wirtschaft habe damals auf breiter Front versagt.
Die hohen Ansprüche an die Sozialsysteme seien bis 1990 die „deutsche Krankheit“ gewesen. Dann kam die Wiedervereinigung und – so Graeser – das endgültige Chaos. Der Wirtschaft fehle heute das Vertrauen in die Zukunft und sie befinde sich in einem unheilvollen Sog nach unten. Chancen sieht der Autor in der europäischen Osterweiterung, die es wirtschaftlich zu nutzen gelte. Insgesamt müsse man mehr Wachstum generieren. Graeser glaubt an die deutsche Intelligenz: „Wir können, aber wir müssen wollen!“
Gestalter mit gärtnerischem Hintergrund
Wenn der zweite Preisträger Hannes Schreiner 1943 in Posen geboren wurde, ist das dem Weltkrieg geschuldet. Eigentlich ist er ein echter Schwabe, denn beide Eltern stammen aus Stuttgart. Darauf wies der Landschaftsgärtner Udo Majuntke, Deggendorf, hin, der die Laudatio hielt.
Die Zusammenarbeit mit dem Gestalter Schreiner sei deswegen immer erfreulich, weil er über viel praktische Erfahrungen verfüge.
1969 starb plötzlich sein Vater Richard und er musste das bekannte Landschaftsarchitekturbüro in Stuttgart übernehmen. Seit 35 Jahren ist der Preisträger jetzt selbstständig und hat viele große Projekte gestaltet. In letzter Zeit liegt der Schwerpunkt darin, Golfplätze schonend in die Landschaft zu komponieren.
Pflanzen – ein schwieriger Baustoff
Der Gärtner Hannes Schreiner verwies bei seinem Festvortrag immer wieder auf die Bedeutung der Pflanzen, die er einen „extrem schwierigen“ Baustoff nannte. Aufgabe des Landschaftsarchitekten sei es, Lebensräume zu schaffen unter ökologischen, gestalterischen und sozialen Aspekten. Auch bei der Planung von Stadt- und Landschaftsräumen spielen Pflanzen (Umwelt/Natur) eine wichtige Rolle.
Drei Beispiele aus seiner umfangreichen Planungsarbeit stellte Schreiner vor: Die Landesgartenschauen Baden-Baden und Hockenheim sowie den Golfplatz St. Leon-Rot.
In Baden-Baden war auch gefordert, das Thema „Blühende Kunst durch die Jahreszeiten“ darzustellen. Bedauernswert sei, dass viele Teile dieser Laga wieder zurückgebaut wurden. Anders in Hockenheim: Der 2 km lange Grünzug sei voll erhalten und diene den Bewohnern heute noch als Park. Ohnehin sei es Aufgabe der Gestalter, für die Gesellschaft Lebensraum zu schaffen. Ein Park soll von den Leuten in Besitz genommen werden.
Gleiches gelte auch für den privat betriebenen, 180 Hektar großen Golfplatz in St. Leon-Rot, der auch als Volkspark genutzt werde. Er wurde mehrfach ausgezeichnet. Schreiner ist auch heute noch bei Pflegemaßnahmen bei dem Projekt beschäftigt.
Gerd Heinrichs, Neidlingen
c) DEGA online 13. Juli 2005 www.dega.de