Dr. Friedrich Merz: Schwerpunkt liegt auf integriertem Pflanzenschutz (08.06.05)
DEGA: Mit welchen Themen hat sich die LfP vor 50 Jahren auseinander gesetzt – wo liegen die Arbeitsschwerpunkte heute?
Merz: Die Landesanstalt für Pflanzenschutz wurde vor 50 Jahren gegründet, damit die Bekämpfung von „Großschädlingen“ wie Maikäfer, San-Jose-Schildlaus und Kirschfruchtfliege zentral gesteuert und durchgeführt werden konnte. Bereits damals spielten integrierte Verfahren wie die biologische Bekämpfung der San-Jose-Schildlaus mit der aus den USA eingeführten und in der LfP gezüchteten Zehrwespe Prospaltella perniciosi eine Rolle. Die Weiterentwicklung des integrierten Pflanzenschutzes, zum Beispiel der biologischen Bekämpfung im Gartenbau, ist auch heute noch ein wichtiges Thema.
DEGA: Wie können Gartenbaubetriebe von Ihrer Arbeit profitieren?
Merz: Wesentliche Voraussetzung für eine effiziente Pflanzenschutzberatung und eine gezielte und sparsame Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist die fachlich und technisch auf hohem Niveau stehende Diagnose. Die Sachgebiete für Virologie, Mykologie, Bakteriologie, Nematologie sowie Entomologie und Biologische Schädlingsbekämpfung garantieren die sichere und schnelle Bestimmung verschiedener Schadorganismen an den eingesandten kranken Pflanzen. Das Diagnoseergebnis wird dann sofort durch die Kulturspezialisten in eine gezielte Bekämpfungsempfehlung für den Praktiker umgesetzt.
Zum integrierten Pflanzenschutz gehört auch die sachgerechte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Um die Verfügbarkeit der Mittel auch in Kulturen, die in Deutschland nur auf kleiner Fläche angebaut werden, zu gewährleisten, wurde der amtliche Pflanzenschutzdienst der Länder zur Schließung der Lückenindikationen im Pflanzenschutzgesetz von 1998 verpflichtet. Die Arbeit an den Lückenindikationen hat seit Inkrafttreten der Indikationszulassung am 1. Juli 2001 eine wichtige Bedeutung in der LfP erlangt und ist zu einer neuen Daueraufgabe geworden. Für den Gartenbau werden zahlreiche Wirksamkeits- und Rückstandsversuche durchgeführt.
DEGA: Welche Ziele hat sich die LfP für die nächsten Jahre gesetzt?
Merz: Die LfP wird bei der Umsetzung des „Reduktionsprogramms chemischer Pflanzenschutz“ mitarbeiten. Hierzu werden integrierte Verfahren weiterentwickelt. Ein weiterer Baustein wird die Entwicklung und Einführung von Prognoseverfahren sein. In der Gerätetechnik werden weitere Untersuchungen zur Abdriftminderung durchgeführt. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Arbeit in den Arbeitskreisen Lückenindikation bleiben, um über die Genehmigungsverfahren dem Gartenbau, auch für „Kleinstkulturen“, moderne Pflanzenschutzmittel verfügbar zu machen.
Die Fragen stellte Ulrike Hugo
c) DEGA online 8. Juni 2005 www.dega.de