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Kommentar: Noch eine Substratnorm (08.06.05)

Nun liegt sie vor, die Neufassung der DIN 11540. Die Norm trägt den Namen: „Torfe und Torfprodukte für den Gartenbau und Garten- und Landschaftsbau – Prüfverfahren, Eigenschaften, Technische Lieferbedingungen“.

Es handelt sich um eine „Restnorm“, in der all das geregelt ist, was in der Europäischen Norm EN TC 233 bezüglich Torf nicht geregelt ist.
Im Handumdrehen lassen sich acht Gesetze oder Normen oder Regelwerke aufzählen, in denen der Torf eine Rolle spielt oder geregelt ist, als da sind:
- DIN 11540 
- EN TC 233 
- das Düngemittelgesetz 
- das VDLUFA-Methodenbuch
- die Gütebestimmungen für Torf der Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzenbau (GGS)
- die Gütebestimmungen für Torfkultur- beziehungsweise Kultursubstrate der GGS
- die Gütebestimmungen für Torf der RHP (Regeling Handelspotgronden/NL)
- die Gütebestimmungen für Torfkultur- beziehungsweise Kultursubstrate der RHP.
Die zahlreichen Normen im Bereich des Garten- und Landschaftsbaus und die Regelwerke der FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau) enthalten in vielen Fällen auch etwas zu Torf.
Jedes weitere europäische Land wartet mit weiteren Normen oder Restnormen mit jeweils unterschiedlichen, länderspezifischen Qualitätsstandards und Analysenverfahren in Sachen Torf auf.


Torf plus X ist Torf
Wie der Name sagt, enthält die überarbeitete DIN 11540 wie die Ausgabe von 1989 nicht nur Torf, sondern auch Torfprodukte, und unter Torfprodukte werden neben puren Torfsubstraten auch Mischungen mit einem Anteil von mindestens 50 Vol.% Torf verstanden. Eine Mischung von 51 Vol.% Torf mit 49 Vol.% Bio-Kompost ist also ein Torfprodukt. Ob das wohl bei der Anwendung von Torf zum Beispiel auf Baustellen des GaLaBaus immer so klar unterschieden wird/werden kann?
Bei der Definition von Torfprodukten ist anzumerken, dass bereits eine sehr geringe Beimischung von zum Beispiel 5 Vol.% Ton den Torf hinsichtlich seiner pflanzenbaulichen Eigenschaften so gravierend verändert, dass wir in diesem Fall von einem tonhaltigen Torfsubstrat sprechen.
Die Zusammenfassung von Torf und Torfmischprodukten in der neuen DIN 11540 führt zu einigen Unklarheiten in Sachen Analysenverfahren und Definitionen.
Die Beschreibung des Zersetzungsgrads bezieht sich ausschließlich nur auf Torf und nicht auch auf Torfmischprodukte.
Es ist davon auszugehen, dass die dargestellten Bestimmungen des r-Werts, des k-Werts und des Humositätsgrads nach von Post nur für Torfe und nicht etwa auch für Torfmischprodukte gelten. Eine klarere Abgrenzung wäre hier hilfreich gewesen.
Auch in der Tabelle 2, in der die Richtwerte zur Beurteilung von Torfen, Torfkultursubstraten und Blumenerden aufgeführt sind, wird zwischen Torf und Torfprodukten nicht klar unterschieden. Beispiel ist die Definition des Nullsubstrats. In Torfmischprodukten lassen sich die Nährstoffgehalte nicht auf 50 oder unter 50 mg/l begrenzen, das geht nur mit reinem Torf, dem keine Nährstoffe zugesetzt wurden. Demnach gibt es also Nullsubstrate in der alten wie in der neuen DIN 11540 nur als reine Torfsubstrate und nicht etwa auch als Torfmischprodukte, was aufgrund des DIN-Titels zu erwarten wäre.


Positives
Hierzu zählt zum Beispiel die Messung des pH-Werts in der Wassersuspension. Dies sollte schnellstmöglich auch bei uns eingeführt werden – im übrigen Europa wird bereits so verfahren.
Erfreulich ist zweifellos die Nennung der CAT-Methode als einzige in Frage kommende Analysenmethode. Sie ist neben dem Wasserextrakt auch in der europäischen Norm EN TC 233 festgeschrieben.
In diesem Zusammenhang bleibt zu fragen, wieso die Substratwirtschaft bei der Erstellung der DIN keine Probleme mit der CAT-Methode hat, während in Sachen Gütesicherung die gleiche Interessengruppe diese Analysenmethode nicht oder nur sehr zögerlich akzeptiert – oder wie es auch heißt „nicht nachfragt“.
Positiv ist, dass beim Umweltbundesamt (UBA), das an der Erarbeitung der Norm beteiligt ist, offensichtlich keine Bedenken mehr gegen die Vermischung von Stoffen mit sehr unterschiedlich hohen Schadstoff- und Nährstoffgehalten, nämlich einerseits Torf und andererseits Kompost, bestehen.
Wenn ich mich recht erinnere, war es für die wahren Umweltschützer aus dem Umweltbundesamt bisher immer von Übel, Stoffe mit höheren Schadstoffgehalten mit solchen zu vermischen, die deutlich niedrigere Gehalte aufweisen, weil so die höheren Schadstoffgehalte zum Beispiel aus Kompost verdünnt und dadurch quasi Stoffe mit erhöhten Schadstoffgehalten „legalisiert“ werden.
Ist nun das „Verdünnungsverbot“ aus dem UBA und dem Bundes-Umweltministerium passee? Bedeutet das, dass die unsinnige Gesetzesvorlage „Gleiches zu Gleichem“ aus dem UBA endgültig dort gelandet ist, wo sie hingehört, nämlich im Mülleimer? Das wäre wirklich eine frohe Botschaft, die mit der neuen DIN 11540 verbunden ist.
Bleibt für mich noch die Frage, warum wir „die Politiker und die Beamten“ wegen ihres Regulierungswahns kritisieren, wenn doch bei der Erstellung von Normen – wie im Falle DIN 11540 – die Wirtschaft (Substratwirtschaft) maßgeblich beteiligt ist. Von einer Deregulierung der Gesetzgebung durch die Normierungsarbeit der freien Wirtschaft im DIN vermag ich nichts zu erkennen, denn in der oben aufgeführten Aufzählung ließen sich eine Reihe weiterer Gesetze anführen.

Erich Grantzau, Seelze

c) DEGA online 8. Juni 2005 www.dega.de