Pflanzenschutz- und Düngemittelindustrie erfolgreich (24.05.05)
Das berichtete Niels Pörksen, Vorsitzender des Fachbereichs Pflanzenschutz im Industrieverband Agrar (IVA), vor der Presse in Frankfurt. Beklagt wird die Bürokratie bei den Zulassungsverfahren, von der Produzenten, Ämter und Anwender negativ betroffen sind.
„Wichtigster Wachstumsmotor war Lateinamerika. Dort breitet sich der asiatische Bohnenrost in rasantem Tempo aus und gefährdet die Sojaernte“, erläuterte Pörksen. Aber auch in Asien und Europa war die Umsatzentwicklung positiv.
In Deutschland stagniert das Pflanzenschutzgeschäft. Mit knapp 1,07 Mrd. Euro blieben die IVA-Mitglieder leicht unter Vorjahresniveau. Sie bedienen rund 95 % des Markts. Die abgesetzte Wirkstoffmenge ging deutlich zurück. Insgesamt wurden 26 600 t (Vorjahr: 28 600 t) Wirkstoff an den Großhandel abgegeben.
Im Vordergrund: Risiken reduzieren
„Wachsen können wir in Deutschland nur noch mit Innovationen“, sagte Pörksen. Die deutschen Landwirte setzten Pflanzenschutzmittel sehr zurückhaltend und gezielt ein. Pörksen betonte die Bereitschaft der Industrie, am „Reduktionsprogramm chemischer Pflanzenschutz“ der Bundesregierung mitzuarbeiten.
Einen Schönheitsfehler dieses Programms sieht er in der Zielsetzung, innerhalb von zehn Jahren eine Mengenreduktion um 15 % zu erreichen. „Für uns steht im Vordergrund, potenzielle Risiken zu reduzieren“, erklärte Pörksen. „Starre Mengenreduktionsziele können mit Nachteilen wie Ernte- und Qualitätsverlusten verbunden sein, die niemandem nützen.“ Die Industrie wolle die sichere Anwendung fördern und bessere Wirkstoffe entwickeln.
Probleme bei Zulassung schaden auch Anwendern
Große Sorge bereitet den Herstellern, dass Innovationen im Pflanzenschutz behindert werden, weil immer neue Forderungen im Zulassungsverfahren aufgesattelt werden. „Nicht nur die Industrie erstickt im Verordnungsdickicht, sondern auch die Behörden, die unsere Produkte bewerten“, beklagte Pörksen. Die Zulassungen verteuern und verzögern sich, was nicht nur Nachteile für die Industrie bringt. „Die Anwender unserer Produkte können Innovationen nur mit Verspätung nutzen, und diese kommen auch Umwelt und Verbraucher erst mit Verspätung zugute“, kritisierte Pörksen.
Bei dem Zulassungsverfahren blockieren sich die Behörden – das Umweltbundesamt und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – gegenseitig.
Neue Unbill droht durch die Chemikalienverordnung REACH, wie IVA-Hauptgeschäftsführer Oskar Böttcher darlegte. Das ohnehin umfangreiche Zulassungsverfahren wird durch die Forderung nach Ökotests für jeden einzelnen Beistoff eines Pflanzenschutzmittels weiter aufgebläht.
Ähnliche Vorschriften sieht der kürzlich vorgelegte Entwurf einer Novelle zur Brüsseler Pflanzenschutzrichtlinie vor. „Offenbar weiß die eine Hand nicht, was die andere tut“, kritisierte Böttcher.
Nachteile befürchtet die Industrie auch vom Vorhaben, die Zulassung von Wirkstoffen davon abhängig zu machen, welche Eigenschaften Konkur-renzprodukte besitzen. „Damit geht jede Planungssicherheit verloren“, beklagte der Hauptgeschäftsführer.
Positiv bewertet er an der Novelle, dass an die Stelle einer EU-Richtlinie eine Verordnung treten soll. Diese muss nicht erst in nationales Recht umgesetzt werden, um Gültigkeit in den Mitgliedsstaaten zu erlangen. „Ein wichtiger Schritt zur weiteren Harmonisierung des Pflanzenschutzmarkts in Europa“, erklärte Böttcher.
Erfolgreiches Jahr für die Düngemittel-Industrie
Die deutsche Düngemittel-Industrie hat 2004 den Umsatz um 5,6 % auf 1,66 Mrd. Euro erhöht (Vorjahr: 1,57 Mrd.). Vor allem die Exporterlöse sind gestiegen – um 7,5 % von 925 auf 994 Mrd. Euro. „In diesen Zahlen steckt allerdings auch die erhebliche Energiepreissteigerung des letzten Jahres“, erläuterte Geschäftsführer Dietrich Pradt vom Fachbereich Pflanzenernährung des IVA. Bis zu 80 % der Produktionskosten entfallen bei Ammoniak, dem zentralen Ausgangsprodukt für Stickstoffdünger, auf Energie.
Auf dem deutschen Markt haben die IVA-Mitglieder 663 Mio. Euro erzielt (Vorjahr: 644 Mio.). Während die Stickstoff- und Kalidüngung praktisch unverändert blieb, ist der Einsatz von Phosphatdüngern erneut um 13 % zurückgegangen. Derzeit werden durchschnittlich 17 kg Phosphat/ha gedüngt. IVA
c) DEGA online 24. Mai 2005 www.dega.de