Berufsgenossenschaft: Fehlverhalten ist Unfallursache Nummer eins (18.05.05)
Bereits in den drei vorangegangenen Jahren waren die Unfallzahlen rückläufig. Ursache der meisten Unfälle sind Unachtsamkeit und Nichtbeachtung von Anleitungen und Vorschriften.
Die 1 000-Mann-Quote sank gegenüber 2003 von 64,9 auf das Rekordtief von 63,4. Die intensive Präventionsarbeit der Berufsgenossenschaft trägt also Früchte.
2004 ereigneten sich 22 tödliche Arbeitsunfälle (2003: 24). Zieht man Wege- und Betriebswegeunfälle davon ab, verbleiben 13 tödliche Arbeitsunfälle, und zwar:
- bei Baumpflegearbeiten mit der Seilklettertechnik ungesichert einen Standortwechsel durchgeführt und aus 5 m Höhe rückwärts abgestürzt
- bei Fällarbeiten mit der Motorsäge von einer Anlegeleiter aus von der zurückschlagenden Motorsäge am Hals erfasst und infolge der Verletzung gestorben
- bei Sturz auf dem Betriebsgelände tödliche Kopfverletzung zugezogen
- beim Bergen eines wegen ungenügender Ladungssicherung verlorenen Wasserfasses auf der Standspur einer Autobahn von ausweichendem Pkw erfasst
- bei Abbrucharbeiten mit Mini-Bagger in einem Industriegebäude durch abstürzendes Deckenelement erschlagen
- beim Mähen einer Grabenkante mit Aufsitzmäher umgekippt, unter dem Gerät eingeklemmt und im Graben ertrunken
- bei vorbereitenden Arbeiten zum Abladen eines Mini-Baggers von einem Tieflader von vorbeifahrendem Pkw erfasst
- beim Einsteigen in die Kabine einer Planierraupe versehentlich Fahrhebel betätigt, durch das Anfahren von der Raupe gestürzt und überrollt
- Sturz von einer Anlegeleiter bei der Obsternte
- bei Fällarbeiten mit zu kurz gewähltem Sicherungsseil gearbeitet und dadurch im Gefahrenbereich von umstürzender Kiefer erschlagen
- bei Hangverbauarbeiten tödlichen Stromschlag an Erdnagel erlitten
- Sturz bei Fällarbeiten von einer nicht gesicherten Vielzweckleiter
- beim Bau einer Lagerhalle von kippender Betonplatte erschlagen.
2004 waren 362 neue Renten aufgrund der Folgen von Arbeitsunfällen (ohne Betriebswegeunfälle) zu zahlen (2003: 380).
Fehlverhalten durch Nichtbeachtung von Betriebsanleitungen und Unfallverhütungsvorschriften waren 2004 bei den schweren Unfällen zu 64,5 % unfallursächlich. Aber auch organisatorische Unfallursachen durch mangelhafte oder nicht vorhandene Gefährdungsbeurteilungen und deren ordnungsgemäße Umsetzung spielten mit einem Anteil von 26,3 % eine bedeutende Rolle.
Unzureichende Fachkunde sowie mangelhafte Arbeitsorganisation und Arbeitsbedingungen führen immer wieder zu schweren Unfällen.
Bei den angezeigten Berufskrankheiten ist die Anzahl der Fälle von 853 (2003) auf 821 zurückgegangen. Auffallend ist eine Steigerung der von Tieren übertragbaren Krankheiten/Infektionskrankheiten. Hier ist ein Anstieg von 39 angezeigten Fällen im Jahr 2002, über 52 Fälle 2003 auf 60 Fälle 2004 zur verzeichnen. Hintergrund ist die zunehmende Anzahl von Zeckenbissen. Auch bei den Asbesterkrankungen ist eine Zunahme erkennbar.
2004 führte der Technische Aufsichtsdienst insgesamt 23 936 Betriebsbesichtigungen und 1 421 Unfalluntersuchungen in den Mitgliedsunternehmen durch. Diese ergaben vor allem Verhaltensfehler der Unfallverletzten, was die Gartenbau-Berufsgenossenschaft zu Schulungen und Seminaren für unterschiedliche Zielgruppen mit rund 30 Themenschwerpunkten veranlasste, zum Beispiel
- Fortbildung der Motorsägenführer
- Aus- und Fortbildung von Auszubildenden
- Fachseminare zu den Themen Alkohol, Maschinen, Gefahrstoffe, Verantwortung im Betrieb und Einsatz von Verbaumaterialien
- der Ausbildung von Sicherheitsfachkräften
- Fortbildung von Arbeitsmedizinern und Sicherheitsbeauftragten.
- Weiterbildung von Meistern, Technikern und Ingenieuren sowie für die Ausbilder der Seilklettertechnik
- Veranstaltungen zum Unternehmermodell und dazugehörige Fortbildungen.
Die vom Technischen Aufsichtsdienst erarbeiteten Hilfen zur Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen sollen bei Betriebsbesichtigungen verstärkt angesprochen werden. GB-BG
c) DEGA online 18. Mai 2005 www.dega.de